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Fest in Öhringen
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Besucher vom Hohenloher Weindorf in der Kritik: Immer mehr bringen eigenen Wein mit

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Die vertretenen Weingüter vom Hohenloher Weindorf in Öhringen üben Kritik. Immer mehr Menschen bringen ihren eigenen Wein mit. Nicht nur das wirkt sich negativ auf die Bilanz aus.

Der Samstagabend hat unter dem Regen gelitten. Es kamen weniger Besucher zum Hohenloher Weindorf.
Der Samstagabend hat unter dem Regen gelitten. Es kamen weniger Besucher zum Hohenloher Weindorf.  Foto: Ludwig, Tamara

Fünf Tage lang wurde beim Hohenloher Weindorf in Öhringen der Wein gefeiert. In diesem Jahr fällt die Bilanz der Beteiligten allerdings durchwachsen aus: Fußball und Wetter haben Freitag und Samstag deutlich weniger Besucher auf den Öhringer Marktplatz gebracht. So wurde der Montag mit rund 8000 Besuchern, wie die Stadt Öhringen geschätzt hat, zum besten Abend. 

"Es war ein schönes Weindorf, es ist alles gut abgelaufen, das Publikum war toll", zieht Eberhard Brand, Vorstandssprecher der Weinkellerei Hohenlohe, Bilanz. Dass wegen des Spiels der Deutschen am Freitag und wegen des regnerischen Wetters am Samstag weniger los gewesen sei als üblich, das habe bei den Ständen der Weinkellerei zu etwa 25 Prozent weniger Umsatz geführt als im Vorjahr. Einige Selbstvermarkter haben am Montagabend mit rund 40 Prozent weniger einnahmen gegenüber 2023 gerechnet.


Kosten für Hohenloher Weindorf in Öhringen gestiegen

Gestiegen sind dafür die Kosten. "Da kommt vieles zusammen: Security, Rotes Kreuz, Programm", nennt Eberhard Brand einige Posten. Da müsse für das kommende Jahr geschaut werden, wo Kosten reduziert werden könnten, ohne an der Qualität des Weindorfs zu sparen, wie er es formuliert. Fußball wird mit der WM 2026 wieder ein Thema werden. Man habe auch in diesem Jahr - "aber nur kurz" - diskutiert, das Spiel Deutschland gegen Spanien zu übertragen. "Aber zum einen gibt es andere Fanmeilen und der Aufwand wäre wahnsinnig gewesen", sagt Eberhard Brand.


Hohenloher Weindorf: Fußball-Übertragung für die nächste WM prüfen

"Wir sollten eine Fußball-Überragung definitiv prüfen", sagt nach der diesjährigen Erfahrung Lorenz Weibler vom gleichnamigen Bretzfelder Weingut. "Das Weindorf war während des Deutschland-Spiels leer. Das hat uns den Freitagabend gekostet. Wenn die Gäste wüssten, sie können ein Deutschlandspiel auf dem Weindorf anschauen, wäre das Fest sicher voll gewesen – sogar schon vor 18 Uhr. Auch bei einer Niederlage sind die Leute dann schon mal da", sagt Weibler. So hätten Wetter und Fußball am Freitag und Samstag "deutliche Bremsspuren", wie er sagt, hinterlassen. "Der Montag wurde für uns so zum besten Tag."

"Wir können nicht jedes Jahr Superlative machen", sagt Karlheinz Ungerer vom gleichnamigen Weingut in Pfedelbach-Renzen. Mit Blick auf die WM 2026 hofft er lachend: "Wenn in Australien oder China gepielt wird, dann haben die ganz andere Zeitzonen".  


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Immer mehr Besucher bringen eigenen Wein aufs Weindorf mit

Was er mittnimmt aus 2024: "Die Security war gut, hat menschlich einen guten Job gemacht auf dem Platz im Kontakt mit den Menschen. Die Verbote sollten aber auch kontrolliert werden", spielt er auf das Branntwein- und Cannabisverbot an. "Und es sollte auch kontrolliert werden, dass nicht so viel Wein mitgebracht wird", sagt Ungerer, der im nächsten Jahr nicht gleich einzäunen will, es aber auch nicht gänzlich ausschließen will: "Es ist schon so, dass wir vom Verkauf leben und nicht vom Aufräumen der leeren, mitgebrachten Flaschen." Beim Sommerfestival gebe es auch ein umzäuntes Gelände, verweist Ungerer auf die Allmand.

Unterstützung kommt hier von vielen anderen Selbstvermarktern. Auch Markus Busch (Weingut Busch in Bretzfeld) wäre Unterstützer. Und auch Lorenz Weibler sagt:  "Was den Gästen auf dem Weindorf geboten wird, wäre Eintritt wert." Die Veranstaltung in der Form, so Weibler weiter, wäre ohne das Engagement der Stadt Öhringen in der Form nicht finanzierbar. Fünf Abende mit Live-Musik auf drei Bühnen, dazu die ganze städtische Infrastruktur und die Manpower des Bauhofs. "Es bleibt spannend, ob solche Konzepte in Zukunft noch kostenlos bleiben", sagt Weibler.  Der Glasverkauf decke nur einen kleinen Bruchteil der tatsächlichen Kosten. "Das Konzept ist nicht verkehrt. Aber nach knapp 30 Jahren kann man durchaus über Weiterentwicklung nachdenken, um attraktiv zu bleiben. Wir wollen ja nach wie vor eine hochwertige Veranstaltung mit überregionaler Strahlkraft – die sich aber für die, die die ganze Arbeit damit haben, auch rechnet", sagt Weibler. Denn: "Das Drumherum kann über Wein und Speisen nicht finanziert werden."

Kontrollen beim Hohenloher Weindorf

 Einem Ausschank nur in Gläsern, wie es auf anderen Weinfesten zum Teil gehandhabt wird, erteilt Eberhard Brand eine Absage: "Das würde nicht gut angenommen werden, wenn man sich irgendwo ein schönes Plätzchen gesucht hätte und dann immer wieder aufstehen müsste", sagt er. Und auch ein Zaun habe Nachteile: "Wenn ein Gelände umzäunt ist, dann kostet zum Beispiel die Gema mehr."

Auch David König, Sachgebietsleiter Kultur bei der Stadt Öhringen, würde mit kleineren Optimierungen am Konzept festhalten. Das Umstellen der Bühne bei Schloss West hat sich aus seiner Sicht bewährt. In der Mitte des Platzes habe man nun in der Weinlaube gemütlich sitzen und vor der Bühne tanzen können. König ist gegen Eintritt: "Es soll gewährleistet sein, dass Spontanbesucher immer und jederzeit das Fest besuchen können."

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