Stimme+
Hohenloher Events im Vergleich
Lesezeichen setzen Merken

Traditionsevent versus junges Volksfest: Zehntausende feiern bei Muswiese und Wert-Wiesn

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Muswiese bei Rot am See und die Wert-Wiesn in Künzelsau ziehen am Wochenende Tausende Besucher an. Inwiefern sich die beiden großen Volksfeste in Hohenlohe unterscheiden – und was sie bei aller Verschiedenheit eint.   

von Christian Nick
Festzelt-Stimmung auf der Wert-Wiesn (rechts), die  Muswiese (links) punktet mit Krämermarkt und Landwirtschafts-Ausstellung.
Festzelt-Stimmung auf der Wert-Wiesn (rechts), die Muswiese (links) punktet mit Krämermarkt und Landwirtschafts-Ausstellung.  Foto: Christian Nick

Eigentlich ist der Vergleich nicht ganz fair: 59 Jahrzehnte Historie gegen knapp eines, Traditionsevent versus Retortenbaby. Doch wenn am selben Wochenende sowohl Muswiese als auch Wert-Wiesn stattfinden, dann müssen sie sich auch einem – nicht ganz ernst gemeinten – Wettstreit stellen. Die Voraussetzungen sind gut und objektiv: Der Autor war bislang weder auf der einen noch auf der anderen Veranstaltung. 

Sodann: Los geht es am Samstagnachmittag in Musdorf. Tausende Menschen flanieren bereits zum Auftakt übers Festgelände – sofern sie irgendwo einen Platz fürs Auto gefunden haben. Denn: Alle Acker-Parkplätze sind aufgrund des Regens der vergangenen Woche zur Schlammwüste und unbenutzbar geworden. Am Freitagabend hatten die Muswiesen-Veranstalter die Parkplatz-Problematik kurzfristig mitgeteilt – und die Besucher gebeten, per ÖPNV anzureisen.


Das haben einige offenkundig nicht ganz ernst genommen, wie die langen Schlangen genervter Autofahrer demonstrieren, die auf den Feldwegen um einen wie auch immer gearteten Stellplatz buhlen. Einen solchen hat Heike Eigel gefunden, die gerade entspannt über den Krämermarkt schlendert: „Man kriegt hier einfach alles!“, schwärmt die 37-jährige gebürtige Hallerin, die extra fürs Event aus Schwabach bei Nürnberg gekommen ist. „Damals haben mich schon immer meine Eltern zur Muswiese mitgenommen.“

Muswiese bei Rot am See: Besucher flanieren zwischen Krämern, Traktoren und Boxautos

Ebenfalls aus Bayern stammt Regina Bauer, die an ihrem Verkaufsstand Hüte feilbietet: „Ich kenne keinen Markt, wo die Leute so traditionsbewusst sind“, sagt die Händlerin. Und sie muss es wissen. Schließlich steht die Frau aus dem Bayrischen Wald regelmäßig auch andernorts. Kunde Karl Steinbrenner stülpt sich die neue Kopfbedeckung denn auch direkt übers Haupt. „Sonst muss ich den Hut ja mitschleppen“, schmunzelt er. 

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Ein Lächeln auf den Lippen: Das scheint auf der Muswiese Dauerzustand – außer eben bei den Parkplatz-Suchern. Auffällig: Die Dirndl-Dichte ist ausgesprochen gering. Ob das nun ein Plus- oder Minuspunkt ist, sei dem geneigten Leser selbst überlassen.

In einem Verkaufswagen voller Wurstwaren werkeln Stefan und Marc, die ihre Nachnamen lieber für sich behalten, gerade an der Elektrik. Flugs ist das Problem gelöst – und die beiden finden kurz Zeit für ein Gespräch: Ganze 400 Kilometer sind sie angereist: aus Unna im östlichen Ruhrgebiet. Verstehen die zwei Westfalen es überhaupt, wenn die Hohenloher bisweilen in breitem Dialekt ihre Wünsche am rollenden Tresen vortragen? "Schon einigermaßen", sagt Stefan. Denn: "Ich komme gebürtig aus Hessen." 

Wert-Wiesn in Künzelsau: Weniger Tradition heißt nicht weniger Spaß

Am Abend geht es weiter nach Künzelsau. Und direkt wird klar: Die deutlich beschaulichere Wert-Wiesn punktet mit gänzlicher Schlammfreiheit und ausreichend Parkraum. Super! Im Bierzelt macht sich gerade die Band bereit – und das tun auch Luka Giebisch, Oleg Reisich und Semin Giebisch: „Bis zum Ende bleiben wir auf jeden Fall. Drei Maß gehen schon rein! Wir haben das Taxi bereits bestellt“, kündigen die drei jungen Leute an.


Wenig später werden im Zelt erste Biergarnituren geentert, mitgesungen und die Krüge zum Sound von der Bühne gen Himmel gereckt. Was muss, das muss eben. Auch bei diesem Mini-Oktoberfest-Abklatsch. Und vielleicht wird das Künzelsauer Event bis in 500 Jahren ja auch noch größer?

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

So verschieden die zwei Hohenloher Feste auch sind – ihr Zweck ist identisch: Fröhliche und sorgenfreie Menschen. Jedenfalls für einen Tag. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben