Warum ein Künzelsauer der Nationalmannschaft mit einem Uralt-Golf hinterherfährt
Ein Künzelsauer hat seinen Uralt-VW zum Fanmobil umgebaut und fährt nun der Deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft hinterher. Welches Ziel der Fußball-Fan hat.

Man hat ihn in Forchtenberg und Künzelsau gesehen, den EM-Golf von Fabian Bergmann. Mit seiner Lackierung in Schwarz-Rot-Gold und dem Trikotkoffer auf dem Dach erregt er sofort Aufmerksamkeit.
„Es war eigentlich eine Wette“, erzählt Bergmann. Um was es genau ging, weiß er gar nicht mehr. „Damals, 2006, habe ich ein neues Auto bekommen und wir haben uns überlegt, aus dem Golf etwas Besonderes zu machen“. Das Ergebnis war eine Sonderlackierung in den deutschen Nationalfarben.
Künzelsauer fährt Nationalmannschaft hinterher: Wie die Reise des EM-Golfs begann
Dazu kam eine damals hochmoderne Soundanlage mit 6-fach-CD-Wechsler und großen Lautsprechern. Auf der Motorhaube hat das australische WM-Team, das in Öhringen sein Quartier aufgeschlagen hatte, unterschrieben – und nicht nur das: Selbst die Unterschrift des mittlerweile verstorbenen Franz Beckenbauers ist zu finden – vor Wind und Wetter geschützt im Dachhimmel.

Viele liebevolle Details prägen das Fahrzeug, einen Golf 2: Ein Tipp-Kick-Spiel auf der Heckablage – man erkennt die beiden bisher besten Mannschaften der EM, Deutschland und Spanien –, Kunstrasen auf dem Dach oder halbe Fußbälle als Radkappen, selbst die Fußmatten sind nicht aus Gummi, sondern aus Kunstrasen.
Nach Sommermärchen von 2006: EM-Golf bei fast jedem Turnier dabei
Die Rolle des CD-Wechslers hat das Bluetooth-Handy übernommen und die Box und die Signalhörner sind auf aktuellem Stand. Im Kofferraum befindet sich die Technik, um die Signale mit ausreichend Druckluft zu versorgen. Was sagt der Tüv dazu? „Der Wagen ist ganz regulär zugelassen und versichert“, betont Bergmann.
Nach dem Sommermärchen kam der Golf bei fast jedem Turnier zum Einsatz, mal als EM-Golf, mal als WM-Golf. Einzig die WM 2018 hat das Auto nicht gesehen: Geplant waren Aktionen nach der Vorrunde, das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft machte die Pläne zunichte. Aber, Bergmann lacht: „Wir haben die Zahlen noch bis 2042“.
Künzelsauer hat Ziel mit EM-Golf: Alle Nationalspieler sollen auf dem Auto unterschreiben
Seine Pläne mit dem altehrwürdigen Gefährt sind allerdings andere: Erst will er sich die Unterschriften des aktuellen Teams sichern, dann soll es zu einem Treffen der 2014-er Weltmeister in Italien gehen, um auch deren Autogramme abzuholen. Wenn das gelingt, soll das Auto die Attraktion eines Museums werden: „Eigentlich gehört es ins Deutsche Fußballmuseum in Dortmund“. Auf Instagram und Tiktok kann die Reise des Künzelsauer unter #EMGolf2024 mitverfolgt werden.
Er hat beim Besuch des Spiels Deutschland gegen Ungarn in Stuttgart Kontakte geknüpft, um diese Ziele zu verwirklichen. „Wir waren ganz dicht dran am Bundestrainer“, berichtet er, er ist sogar auf Pressefotos zu sehen. „Aber wir sind nicht ganz bis zu ihm vorgedrungen“, bedauert er.
Trotzdem ist er optimistisch, dass es mit den geknüpften Kontakten möglich sein wird, das Team in Herzogenaurach und die Weltmeister bei ihrem Treffen im Passeiertal ganz offiziell besuchen zu können. Schließlich ist der Golf inzwischen deutschlandweit bekannt geworden.
Tour durch Deutschland mit EM-Golf: "Man muss schon etwas verrückt sein"
„Man muss schon etwas verrückt sein“, das wissen er und seine Freunde. Zu dritt sind sie noch, aus der Sechsergruppe von damals sind außer ihm noch Steffen Kurz und Uwe Throm übriggeblieben. „Die anderen hat es durch Beruf, Studium oder der Liebe in die Ferne getrieben.“
Bergmann ist nicht nur mit dem Nationalteam unterwegs: Er ist seit langem Anhänger des VfB Stuttgart und hat zu Hochzeiten des Künzelsauer Fußballs in der Landesliga gespielt. Seine aktive Laufbahn hat er beendet, kickt noch in der AH und bringt als Trainer der E-Jugend Kindern den Fußball nahe.