Franz Beckenbauer in Heilbronn und Umgebung: Besondere Momente mit dem Kaiser
Franz Beckenbauer ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben. Mit Heilbronn und Hohenlohe war er verbunden. Erinnerungen an seine Besuche in Eppingen, Heilbronn, Neckarsulm, Öhringen und Gaisbach.

Der Tod von Franz Beckenbauer beschäftigt die Menschen in aller Welt. Sowieso in der Region - wo der Kaiser im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zu Gast war: als Spieler, als Weintrinker, als Interviewpartner, als Autofahrer, als WM-Promoter. Das waren ganz besondere Momente mit Franz Beckenbauer:
September 1968, Eppingen
Der FC Bayern München ist komplett: Unter anderem Sepp Maier, Gerd Müller, Georg Schwarzenbeck und der junge Franz Beckenbauer bestreiten ein Freundschaftsspiel gegen den VfB Eppingen. Günter Friedrich, einst Spielausschussvorsitzender und Presseverantwortlicher des Kraichgau-Clubs, bleiben vom großen Tag mit dem großen Zuschauerandrang vor allem das gute Wetter und die Übergabe des Bayern-Wimpels von Beckenbauer an VfB-Kapitän Walter Lepschi in Erinnerung. Interessant am Rande: Eppingen führt lange 2:0 - Rainer "Oki" Ohlhauser trifft zweimal spät zum Ausgleich.
15. April 1984, Heilbronn
Wieder strahlt die Sonne: Der mittlerweile 38-jährige Franz Beckenbauer löst ein Versprechen ein, das er Jahre zuvor Fred Steininger gegeben hat, und bestreitet mit elf weiteren ehemaligen Nationalspielern ein Benefizspiel in Heilbronn. Der VfR verliert vor 8000 Zuschauern 1:6. Nach dem Ausgleich durch "Batze" Kübler erhöht der Kaiser postwendend auf 2:1. "Besonders gefielen mir Beckenbauer und Overath", sagt Oberbürgermeister Manfred Weinmann.

28. Juni 2001, Öhringen
Auch außerhalb des Spielfeldes hat Beckenbauer effektvolle Auftritte. Das 6. Hohenloher Weindorf besucht er stilsicher mit dem Helikopter aus Kitzbühel, landet auf dem Rondell im Öhringer Hofgarten, erhält den Weinschlüssel und verewigt sich im Goldenen Buch der Stadt. "Wir verdanken ihm die Fußball-WM 2006, die nicht nur die australische Nationalmannschaft, sondern auch das Sommermärchen nach Öhringen gebracht hat", teilt die Stadt Öhringen nach seinem Tod mit.

14. September 2002, Gaisbach
Wenn Würth ruft, dann kommt der Kaiser. Und das immer wieder gerne. Erst ist der 57-Jährige zu Gast bei der TV-Sendung "Wortwechsel" im Alma-Würth-Saal in Gaisbach und schaut dann beim Würth-Kundenturnier auf dem Ballenwasen vorbei - Beckenbauer ist von 1998 bis 2006 Werbepartner von Würth. Im September 2002 trägt er sich bei einem der Besuche im Hohenlohischen ins Goldene Buch von Künzelsau ein. Und nimmt sich auch Zeit für die Hohenloher Zeitung. Im Interview spricht der Chef des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2006 über seinen größten Sieg bei der Vergabe des Turniers, sagt über seine Schlusspräsentation: "Ich bin nicht in Hollywood geboren, ich bin ja kein Schauspieler, sondern in Giesing geboren, und da wird nicht geschauspielert."

13. September 2003, Gaisbach
Gute Freunde kann eben niemand trennen, Franz Beckenbauer ist mal wieder in Gaisbach zu Gast. Beim "Forum vor Ort" der Hohenloher Zeitung. Diesmal kommt der Präsident des FC Bayern München mit dem Jet aus Berlin ins Hohenlohische geflogen. "Es ist immer wieder faszinierend, ihn zu erleben. Er hat einfach eine besondere Art", sagt der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten. Im Gespräch mit Uwe Ralf Heer und Jürgen Kleine-Kampmann sagt Beckenbauer unter anderem über die Nachwuchsarbeit des FC Bayern: "Wir bilden die Spieler aus, und dann gehen sie wer weiß wo hin, zu Künzelsau oder so." Auf die Frage, was nach der Heim-WM, was nach 2006 komme, antwortet der Kaiser (der Rhetorik): "2007".
25. Februar 2004, Neckarsulm
Vorsprung durch Technik, der Kaiser lässt sich nicht nur durch die Lande fliegen, er fährt mitunter selber mit dem Auto: "Was glauben Sie? Den fährt mir keiner", sagt Beckenbauer im Kundencenter von Audi am Produktionsstandort Neckarsulm. Er nimmt seinen A8 in Empfang, dreht mit Werkleiter Otto Lindner und Produktionsvorstand Jochem Heinzmann eine Runde durch die Montagehalle seines neuen Gefährts mit zwölf Zylindern und dem Kennzeichen M - FB 2006 und schreibt geduldig für die sich drängenden Mitglieder des FC Bayern-Fanclubs von Audi Autogramme. Seine erste Fahrt führt nach Stuttgart. Zum Champions-League-Spiel des VfB gegen den FC Chelsea. "Mein Tipp: 2:1 für Stuttgart." Der VfB verliert das Achtelfinal-Hinspiel mit 0:1. Auch eine Lichtgestalt liegt mal daneben.

22. Mai 2005, Neckarsulm
Nein, der Multifunktionär kommt nicht mit dem schwarzen A8 zurück nach Neckarsulm gefahren, sondern landet punkt- und zeitgenau auf dem riesigen Audi-Parkplatz, um mit Moderator Jörg Wontorra im just eröffneten Audi-Forum beziehungsweise live im Fernsehen den "Doppelpass" zu spielen. 500 geladene Gäste und Audi-Mitarbeiter drängen sich um Beckenbauer, Udo Lattek, Horst Köppel und die anderen Gäste. In den Werbepausen wird vor allem der Kaiser von Autogrammjägern umlagert. Beckenbauer kommt den Wünschen freundlich nach, die Fragen beantwortet er gewohnt humorvoll. Winterpause? "Das ist das Luxusland Deutschland. Nur in der Bundesliga gibt es zweimal lange Ferien - im Sommer und im Winter. Als Brasilianer würde ich darum immer in Deutschland spielen."

Kurz nach Sendeschluss sitzt der Kaiser schon wieder im Helikopter. Ziel: der Golfplatz in St. Leon-Rot.