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Mister Modelleisenbahn aus Hohenlohe: Vom Hobby zur Berufung bei Bauer in Öhringen

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Axel Gross aus Neuenstein ist leidenschaftlicher Modelleisenbahner, Clubpräsident und Fachmann für Miniaturwelten. Sein Hobby führte ihn bis in die USA – und wurde zur Berufung beim Spielwarenhändler Bauer in Öhringen.


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An manchen Tagen sitzt Axel Gross auf einem Stuhl neben seiner Anlage und beobachtet, wie ein Zug nach dem anderen aus dem Schattenbahnhof in die Miniatur-Modelleisenbahn-Realität fährt. Der Schattenbahnhof ist der Speicher für Züge unter der modellierten Landschaft, die auf den Start warten. Und Axel Gross ist sowas wie der Mister Modelleisenbahn im Hohenlohekreis.

Axel Gross: Modelleisenbahn als Beruf und Berufung in Öhringen

Vermutlich wird das der 66-Jährige nicht so gerne lesen. Der Mann aus Neuenstein ist nicht der Typ Mensch, der mit seinem Wissen wie eine Dampflok angebraust kommt und dann drauflos dampfplaudert. Er ist ein Mensch der leisen Töne. Er wartet Fragen ab und gibt präzise Antworten. Angenehm ist das. Beruhigend.


Beruhigend ist es auch, den Zügen beim Fahren zuzusehen. 26 Stück im Format H0 besitzt Gross. Dieses dezente Klackern, wenn sie über eine Weiche fahren. Das Antriebsgeräusch. Metall auf Metall – aber pianissimo. Modelleisenbahn-Fans kennen das. Und viele kennen Gross. Seit 48 Jahren ist der gelernte Kaufmann der Experte für Modelleisenbahnen und Zubehör beim Öhringer Spielwarenhändler Bauer. Die Abteilung im Untergeschoss beschäftigt sich auf der Hälfte der Fläche mit diesem Thema. Dort ist seit knapp einem halben Jahrhundert das Reich des Eisenbahn-Enthusiasten.

Schweizer Landschaft in H0: Detailverliebte Miniaturwelt in Neuenstein

Erster Stock im Haus von Gross. Dort steht seine etwa zehn Quadratmeter große Eisenbahnanlage. Wenn sich Modelleisenbahner entscheiden, eine Landschaft zu modellieren, nehmen sie sich gerne ein bestimmtes Thema vor. „Die Schweiz ist ein tolles Bahn-Land.“ Also ist es die Schweiz geworden. Was auf der Anlage perfekt wirkt, braucht eine lange Vorbereitungszeit. „Es braucht einen Plan. Man kann einfach drauflosbauen, das wird aber nichts.“ Die Planungszeit könne länger dauern als die Bauzeit. Und die dauert schon lange.

Ausstellung

An den ersten drei Adventswochenenden organisiert der Eisenbahn-Club Öhringen (ECÖ) eine Modellbahn-Ausstellung im Rathaus Öhringen.

Clubs und Stammtische

Neben dem ECÖ gibt es in der Region die Modellbahnfreunde Sulmtal, die Betriebssportgemeinschaft EnBW Modelleisenbahn und die Schozachtaler Märklin Freunde.

Um eine Anlage wie die von Gross zu bauen, benötige man Spaß am kreativen Gestalten. Man müsse sich in der Natur umschauen. Wie sind Landschaften gestaltet? Stimmt die Atmosphäre der Anlage? Und immer wieder die Logik hinterfragen. „Eine Anlage bauen ist wie ein Bild malen. Nur in 3D“, sagt Gross. Schaut man sich auf der Anlage um, entdeckt man immer wieder neue Details, die Gross mit viel Akribie gestaltete.

Im Gasthaus Zur Eisenbahn sitzen die Gäste auf Holzbänken im Biergarten. Ein großer Baum spendet Schatten. Die Kühe stehen nicht einfach auf der Weide. Um die Weide herum ist ein Stacheldrahtzaun gezogen. Gras, das so aussieht, als sei es von Kühen abgefressen. Auf einer Reklamewand am Bahnsteig wirbt eine Schweizer Versicherung. Ein wartender Passant winkt einem anderen zu. Bahnsteigleben im Maßstab 1:87.

Vom Club bis zur Zugreise: Wie Axel Gross Eisenbahnfreunde begeistert

Doch Gross kann auch 1:1. Zumindest, was das Reisen mit Zügen angeht. 1989 gründet sich in Öhringen der Verein Eisenbahnclub-Öhringen (ECÖ). Der ECÖ ist der mitgliederstärkste Modelleisenbahnclub in der Region, erklärt Gross. Von Beginn an ist er Vorstand. Weil sich die Mitglieder auch für Züge im Originalformat interessieren, gründet Gross eine Ein-Mann-Firma und bietet Zugreisen an. Start ist in Öhringen. Öhringen – Fano in Italien. Oder Öhringen – St. Pölten in Österreich. Zug um Zug.

„Die Eisenbahn ist ein tolles System. Zum Reisen angenehm, umweltfreundlich und sehr sicher“, sagt Gross. Im Güterverkehr könne ein Zug große Massen mit wenig Energieaufwand transportieren. Wer so spricht, dem dürfte doch kein Wort der Kritik an der Bahn über die Lippen kommen. Von wegen. „Das System ist kaputtgespart worden. Und es ist überlastet.“ In Deutschland sei ein Mischbetrieb auf der Strecke. Stadtbahnen, Regionalverkehr, Güterzüge und Schnellverkehr. „Das verträgt die Strecke nicht.“ Es bräuchte mehr Bahnstrecken.

Das System Eisenbahn sei an sich gut. Andere Länder würden es beweisen. In der Schweiz, in Österreich, in Italien, in den Niederlanden oder in Spanien funktioniere es ja viel besser. Seine Hoffnung ruht auf der neuen Bahn-Chefin Evelyn Palla.

Letzte Vorweihnachtszeit bei Bauer: Axel Gross geht in den Ruhestand

Aber was ist denn geworden aus der weihnachtlichen Modelleisenbahnromantik? In der Vorweihnachtszeit ziehe der Verkauf schon an, erklärt Gross. Es wird die letzte Vorweihnachtsverkaufszeit für ihn sein. Bei Spielwaren Bauer hat der Ausverkauf der Eisenbahnsparte begonnen. Im März geht Gross in Rente. „Irgendwann kommt der Zeitpunkt.“ Rechtzeitig, wie einst bei der Bahn.

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