Wohnungsnot in Heilbronn: Immer mehr Betroffene bitten Aufbaugilde um Hilfe
Die Wohnungsnot in der Region Heilbronn nimmt seit Jahren zu. Im Jahr 2024 haben noch nie so viele Menschen mit Wohnungsproblemen bei der Aufbaugilde Heilbronn um Hilfe gebeten.
„Wir haben 2024 mit über 800 ratsuchenden Menschen einen neuen Rekord erreicht“, sagt Hans-Martin Klenk, Leiter der Fachberatungsstelle der Wohnungslosenhilfe im Unterstützungszentrum in der Wilhelmstraße. Seit vielen Jahren bietet die Aufbaugilde Heilbronn Wohnungsnotfallhilfe an. „Noch nie haben so viele Menschen mit Wohnungsproblemen bei uns angeklopft“, so Klenk.
Betroffen sind laut Gerald Bürkert, Geschäftsführer der Aufbaugilde, Menschen die ihre Arbeit verloren haben oder aufgrund von körperlichen und psychischen Erkrankungen nur eingeschränkt erwerbsfähig sind. Auch „Trennungen nach kritischen Lebensverhältnissen“, steigerten die Gefahr, die Wohnung zu verlieren.
Steigende Mieten erschweren Suche nach einer Wohnung in Heilbronn
„Viele können sich einfach die Mieten nicht mehr leisten, so Bürkert. Verantwortlich für die zunehmende Wohnungsnot sei der steigende Mietspiegel in der Region Heilbronn. „Inzwischen ist es fast unmöglich, in und um Heilbronn noch bezahlbare Wohnungen zu finden,“ sagt der Geschäftsführer der Aufbaugilde. „Das ist ein anhaltender alarmierender Trend.“
Laut Hans-Martin Klenk seien die Mieten in Heilbronn in den vergangenen vier Jahren im Durchschnitt um 15 Prozent gestiegen. Der Mietspiegel reiche inzwischen von knapp acht Euro bis über 20 Euro für den Quadratmeter Wohnraum. Verlierer seien vor allem Familien mit kleinen Einkommen. Dabei stelle preisgünstiger Wohnraum „eine der wichtigsten Grundlagen für den gesamtgesellschaftlichen Frieden“ dar, sagt Bürkert.

Hilfesuchende in Heilbronn: Priorität hat erst einmal die schiere Existenzsicherung
Häufig gehe es bei den Hilfesuchenden erst einmal um die schiere Existenzsicherung, so Bürkert und Klenk. „Sie kommen ohne alles“, sagt der Leiter der Fachberatungsstelle. Der erste Schritt sei die Einweisung ins Obdachlosenheim. Oder die Aufnahme in Wohnprojekte wie das Aufnahmehaus der Aufbaugilde. Derzeit seien die 22 Apartments im Aufnahmehaus ebenso voll belegt wie die 26 Zimmer im Eingliederungsheim. Es gebe eine lange Warteliste, sagt Klenk.
Häufig seien Ratsuchende mit bürokratischen Hürden überfordert. Gründe dafür seien unter anderem Sprachbarrieren oder Probleme mit digitalen Zugängen. „Wenn jemand seine Wohnung noch hat, schauen wir, was noch zu retten ist“, sagt Klenk. Dabei vermittle die Aufbaugilde auch an die Jobcenter. Diese übernehmen bei Bürgergeldempfängern beispielsweise für eine Person bei einer Wohnung bis zu 45 Quadratmetern bis zu 564 Kaltmiete und bis zu 153 Euro für Heizkosten.
Aufbaugilde Heilbronn: Die meisten Ratsuchenden sind männlich
Die meisten der Ratsuchenden hätten aber keine Wohnung mehr. Laut Klenk beträgt deren Anteil aktuell 59 Prozent. Die anderen 41 Prozent der Ratsuchenden seien direkt von Wohnungslosigkeit bedroht. 70 Prozent seien männlich, 30 Prozent weiblich.
Vor zehn Jahren seien laut Klenk jährlich 600 Hilfesuchende gekommen. 2020 seien es bereits 700 Betroffene gewesen. Im vergangenen Jahr haben sich 808 Personen mit Wohnungsproblemen an die Aufbaugilde gewandt. Die meisten seien zwischen 28 und 40 Jahre alt.
Der Gildetreff in der Wilhelmstraße 26 ist die Tagesstätte der Aufbaugilde für Wohnungs- und Obdachlose. Laut Bürkert ist der Treff in der Stadt nach wie vor die einzige Anlaufstelle und der einzige Aufenthaltsort für Menschen, die in problematischen Lebensverhältnissen leben und wenig oder überhaupt kein Geld haben. „Auch hier gehen die Zahlen deutlich nach oben“, sagt Klenk. Das Angebot eines kostenlosen Frühstücks und eines günstigen Mittagsessens nutzten im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Tagesgäste. Im Schnitt waren es laut Klenk knapp 70 Personen pro Tag.
Aufbaugilde Heilbronn hilft bei sozialen Problemen
Die Aufbaugilde Heilbronn gGmbH ist ein diakonisches Sozialunternehmen und seit vielen Jahren in den Bereichen Wohnungsnotfallhilfe, Arbeitslosenhilfe, Suchtkrankenhilfe und Schuldnerberatung tätig, zudem in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Qualifizierung und vermittlungsorientierte Zeitarbeit.

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