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Internationales Treffen in den Schweizer Alpen
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Weltwirtschaftsforum in Davos: Das tut sich alles abseits des Hochsicherheitsbereichs

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Das große Warten: So sieht der Trubel abseits des bekannten Treffens im Kongresszentrum aus. Unser Autor ist vor Ort.

Auch das ist Davos: Gemütliche Pause bei Streetfood und Eis-Minigolf.
Auch das ist Davos: Gemütliche Pause bei Streetfood und Eis-Minigolf.  Foto: Gajer, Simon

Davos ist Innehalten. Das jährliche Treffen des Weltwirtschaftsforums, wenn im streng bewachten Sicherheitsbereich Wirtschaftsbosse, Politprominenz und Vertreter internationaler Organisationen zusammenkommen und mancher per Hubschrauber neben den schweren Geschützen der Schweizer Armee landet, bietet auch so viel weniger als Erste-Klasse-Service. Schlange stehen, egal bei welchem Gehalt: Das ermöglicht die Stadt in den Alpen.

Davos im Januar ist mehr als das offizielle Zusammentreffen im Kongresszentrum. Vor Ort sind auch Unternehmen wie Meta, Intel, IBM oder Amazon sowie Länder wie Südafrika, Belgien und Ukraine, die entlang der Einkaufsmeile, zwischen Rolex-Geschäft, Optiker und Decathlon-Filiale, in außen aufgehübschten Häusern mit Veranstaltungen und Diskussionsrunden auf sich aufmerksam machen.

Weltwirtschaftsforum in Davos: So kommt man in Veranstaltungen abseits des Kongresszentrums

Ganz oft heißt es hier in Sachen Einlass: Nur auf Einladung. Auf Bewerbung, um aus Sicht der Organisatoren die passende Mischung an Führungskräften zusammenzubekommen. Oder mit Registrierung - und das schon Wochen im Voraus.

Wer auf den letzten Drücker bei Foren der Tageszeitung „Wall Street Journal“ oder des Wirtschaftsmagazins „The Economist“ dabei sein will, wer sich für Künstliche Intelligenz interessiert - muss warten.

Große Konzerne verteilen Bommelmützen

Warten am Rechner, um vielleicht doch noch einen der begehrten QR-Codes zum Einlass zu erhalten. Und schließlich vor den Häusern, bis sich die Türen endlich öffnen - und das bei Temperaturen, die stellenweise bei knapp über null Grad liegen.

Wohl dem, der eine der begehrten Mützen ergattert. Der Versicherungskonzern Zurich verteilt blaue Bommelmützen, die Wirtschaftsberater von PWC händigen orange-schwarze aus.

Netzwerken und Kaffee: Lockere Gespräche finden in Häusern statt

Pause und Netzwerken: Vieles davon läuft in den wenigen Häusern ohne strenge Einlasskontrolle. Hier kommt man locker ins Gespräch mit dem Mitarbeiter von Siemens Healthineers, der sich mit einem Ansprechpartner in Sachen Regenwald auf einen Kaffee treffen will.

In der Stadt werden selbst hochbezahlte Manager zum Kind: Viele machen ein Selfie mit einem KI-gesteuerten Roboter, der über den Gehweg spaziert. Und beim Fahrdienstleister Uber freuen sich alle über die Einkaufswagen-große Lieferroboter – per Knopfdruck verteilen sie Kekse.

Davos lebt von der Mischung. Entlang des Staus an Luxuslimousinen in der Einkaufsmeile schlendern die Besucher der vielen Veranstaltungen in Davos, oder sie eilen von einem Termin zum nächsten. Mittendrin: Gelegentlich ein Gegen-Demonstrant. Und immer wieder: Skifahrer.

Per Bahn geht es täglich zum Treffen in die Alpen

Auch dafür steht Davos. Viele Besucher verzichten auf die teuren Hotels in der Stadt, übernachten außerhalb und fahren stattdessen jeden morgen mit der Rhätischen Bahn in die Berge. Frauen ziehen während der kurvigen Fahrt den Lippenstift nach, Manager checken E-Mails - inmitten der Skifahrer, denen der Weltwirtschaftstrubel zu viel ist, die sich im Zugabteil nach Platz für ihre Ausrüstung sehnen, die einfach nur auf die Pisten wollen.

Fahrkartenkontrolle ist in der Enge nicht möglich. Mehr Platz hat es im Abschnitt von Zürich. Nach Davos? Die Zugbegleiterin hakt beim englischsprachigen Anzugträger nach. Sei er berühmt? Nein, meint er. Die Kontrolleurin murmelt gelassen: „Man muss halt fragen.“ Und überlegt dann, wie es wohl wäre, wenn US-Präsident Donald Trump per Bahn nach Davos käme.

Das Treffen ist schließlich für Überraschungen gut. Auch für die, dass die Cola bei den Streetfood-Wagen auf dem Dorfplatz vier Franken kostet, im kleinen Laden nur wenige Schritte weiter 1,55. Davos ist beim Weltwirtschaftsforum eben auch die Stadt der Gegensätze.

Bald auch in Heilbronn: Kleines Gegentreffen zum Weltwirtschaftsforum

Parallel zum Weltwirtschaftsforum kommen an mehreren Tagen in einem Hotel knapp 100 Teilnehmer zusammen, die sich mit den Nachhaltigkeitszielen der UN befassen (SDG-Lab), organisiert von Roland Schatz, dessen Familie aus Heilbronn-Neckargartach stammt. Roland Schatz ist Gründer und Präsident der UNGSII-Foundation. Die Stiftung will den Vereinten Nationen dabei helfen, die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Roland Schatz hat schon fürs Weltwirtschaftsforum gearbeitet und kennt dessen Gründer Klaus Schwab gut. „Freunde helfen Freunden“, beschreibt Roland Schatz seine Runde, in der die Teilnehmer ihre Erfahrungen austauschen.

In Kürze kommt das SDG-Lab mit einigen Vertretern nach Heilbronn, um sich mit dem Campus Heilbronn der Technischen Universität München auszutauschen. So etwas solle auch in Heilbronn zustande kommen. ing

Ein Roboter ist in Davos unterwegs.
Ein Roboter ist in Davos unterwegs.  Foto: Gajer, Simon
Eindrücke von der Haupteinkaufsmeile in Davos, wo sich viele Unternehmen und Länder in Häusern fürs Weltwirtschaftsforum einmieten und Programme organisieren.
Eindrücke von der Haupteinkaufsmeile in Davos, wo sich viele Unternehmen und Länder in Häusern fürs Weltwirtschaftsforum einmieten und Programme organisieren.  Foto: Gajer, Simon
Demonstranten laufen am Rande des Weltwirtschaftsforums durch Davos.
Demonstranten laufen am Rande des Weltwirtschaftsforums durch Davos.  Foto: Gajer, Simon
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