Flaschen selbst aufs Weindorf mitbringen – das sagen die Veranstalter dazu
Manche Besucher vom Weindorf bringen Wein- oder Bierflaschen fremder Marken mit auf das Fest. Veranstalter und Winzer haben dazu eine klare Meinung.
Der junge Mann steht in aller Ruhe vor dem Stand der Weinpiraten, nicht etwa mit einem Wein, sondern mit einer Flasche Bier der Marke Paulaner Hell. Wenige Schritte weiter gruppieren sich fünf Männer um einen Stromverteilerkasten, der ihnen als Stehfass-Ersatz für ihren Weißherbst der Großkellerei Rotkäppchen dient.
Wein-Villa-Sprecher Björn Heinrich hat neulich im Leergut einen italienischen Pinot Grigio entdeckt. Die Veranstalter und Beschicker des Heilbronner Weindorfs haben damit leben gelernt, dass sich manche Besucher ihren Wein selbst mitbringen, von daheim oder aus einem nahen Supermarkt.
So viele Fremdflaschen bringen die Besucher zum Heilbronner Weindorf mit
Der Sammeldienst aus Mitgliedern des Tauchclubs Heilbronn und der Handballer der Union Böckingen, der regelmäßig rund ums Rathaus seine Runden dreht, führt darüber sogar Buch, also nicht nur über die Zahl der gesammelten leeren Flaschen, sondern auch über sogenannte „Fremdflaschen“.
Demnach stammten am Wochenende genau 343 von insgesamt 12.240 Glas-Behältnissen nicht aus dem Sortiment der Weindorf-Stände, was in etwa drei Prozent entspricht. Im Jahr 2023 waren es an damals nach elf Festtagen rund 900 von genau 36.731. Über die Jahre hinweg bewegt sich der Prozentsatz laut Statistik zwischen einem und fünf Prozent.
Fremdflaschen auf Heilbronner Weindorf: Veranstalter nehmen es recht gelassen
„Also mich schocken die Zahlen nicht, schließlich handelt es sich um ein öffentliches Fest im öffentlichen Raum“, meint Wengerter-Sprecher Daniel Drautz. Früher, als viele junge Leute noch in der Sülmer City oder einst in der Kaiserstraße ihr Parallel-Fest veranstalten, sei der Prozentsatz viel höher gewesen. Erst wenn das überhand nehmen würde, müsste man reagieren. "So muss man damit leben.“ Über die Gründe könne man nur spekulieren.
Aus eigener Erfahrung berichtet Drautz, dass manche Schüler, weil sie knapp bei Kasse sind, daheim „vorglühen“ und dann die angebrochene Flasche in die Stadt mitnehmen und einfach stehen lassen. Gleichzeitig betont er, dass die Preise auf dem Fest nicht zu hoch seien. Das Einstiegs-Zehntel liegt bei 2,50 Euro, die günstigste Flasche bei 16 Euro, beim sogenannten Happy Day am Mittwoch und zuvor am HNV-Tag am Montag gebe es sogar Rabatte. Drautz bleibt gelassen „Im Prinzip muss man sich ja über jede Flasche Wein freuen, die gekauft wird, egal wo.“
Fremdflaschen auf dem Weindorf? "Manche müssen sparen, vor allem Schüler"
„Ich spreche manche Kunden ganz bewusst an, ob ihnen unsere Preise zu hoch sind“, gibt Björn Heinrich aus dem Gemeinschaftsstand von GA Heinrich und Hochschule Heilbronn zu verstehen. „Aber bisher hat sich noch niemand beklagt.“
„Vor Jahren kam einer mit einer verkorkten Flasche an den Stand und fragte, ob ich ihm die aufmachen könnte. Das war der Knaller.“ Aber ansonsten habe er über all die Jahre mitten im Fest noch niemand mit einer fremden Flasche in der Hand gesehen, sonst würde er ihn womöglich ansprechen. Aber so sind die Gründe reine Spekulation, „klar, manche müssen sparen, vor allem Schüler. Da bringt man sich was von Daheim mit oder kauft es beim Rewe.“ Aus den aktuellen, seit Jahren eher stagnierenden Zahlen lasse sich auch nicht ableiten, dass immer Menschen den Euro zweimal rumdrehen müssen, auch wenn dies tatsächlich der Fall sei.
Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) kommentiert das Thema zurückhaltend. „Das Angebot im Weindorf ist eigentlich so groß, dass man sich keine Flasche mitbringen muss. „Immerhin tauchen harte Sachen nicht mehr auf.“ Der inzwischen über Jahre hinweg recht konstante Anteil zeige, dass man mit solchen Begleiterscheinungen leben müsse. „Und wenn ich jemand sehe, weise ich hin dezent drauf hin, dass mir das nicht gefällt, in aller Ruhe, gelassen, mit einem Augenzwinkern.“