Stimme+
Versorgungssicherheit
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Heilbronn investiert 25 Millionen Euro in neues Wasserwerk auf Böckinger Wiesen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Mit dem neuen Wasserwerk will Heilbronn unabhängiger von Fremdwasser werden und die Versorgung der Stadt langfristig sichern. Wie viel das Millionenprojekt kostet und wann es losgeht. 


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Die Stadtwerke Heilbronn stellen die Weichen für eine sichere Trinkwasserversorgung der Zukunft. Im Wasserschutzgebiet Böckinger Wiesen entsteht für insgesamt 25 Millionen Euro ein neues Wasserwerk, das die Eigenwassernutzung der Stadt deutlich stärken soll.

Eigentümer sind die Stadtwerke Heilbronn, die Betriebsführung unterliegt der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG). Nach Fertigstellung des neuen Wasserwerks soll sich der Eigenwasseranteil der Heilbronner Wasserversorgung von derzeit etwa 20 auf 30 Prozent erhöhen.

Stehen dort, wo das neue Wasserwerk 2026 gebaut werden soll: Projektleiter Felix Linder (links) und Erik Mai, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Heilbronn.
Stehen dort, wo das neue Wasserwerk 2026 gebaut werden soll: Projektleiter Felix Linder (links) und Erik Mai, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Heilbronn.  Foto: Könnecke, Lisa

Wasserwerk auf Böckinger Wiesen soll bis 2029 Eigenwasserversorgung steigern

Bislang deckt Heilbronn seinen Wasserbedarf größtenteils über Fremdwasser. Rund 80 Prozent stammen aus der Bodenseewasserversorgung (BWV) und dem Gemeindewasserverband Masseneck-Massbach. Lediglich 20 Prozent kommen aus zwölf Tiefbrunnen und 22 Quellen im Stadtgebiet. Zusätzlich versorgt Heilbronn auch die Nachbarkommune Nordheim.

Einen wichtigen Anteil an der Eigenversorgung leisten bereits die Wasseranlagen auf den Böckinger Wiesen, die aktuell jährlich rund 400.000 Kubikmeter Wasser liefern. Mit den Ausbaumaßnahmen wird sich die Menge des gelieferten Eigenwassers auf jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter erhöhen.

Klimawandel, Trockenperioden und Bevölkerungswachstum erhöhen den Handlungsdruck

„Es gibt immer wieder Spitzen, die wirtschaftlich teuer sind. Ziel ist es, mit dem neuen Wasserwerk künftig auch diese Spitzen sicher abzufangen“, erklärt Erik Mai, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Heilbronn.

Abgesehen davon spiele der Klimawandel, der zu längeren Trockenperioden und sinkender Grundwasserneubildung führe, eine große Rolle. Bis 2050 rechnen die Verantwortlichen deshalb mit einem Rückgang der Eigenwassergewinnung um rund 15 Prozent. Gleichzeitig wächst der Bedarf: Für Heilbronn wird ein Bevölkerungswachstum von fünf Prozent prognostiziert. Daraus ergibt sich ein steigender Wasserverbrauch von etwa 15 Prozent, so Mai.

Baubeginn im Jahr 2026 – Fertigstellung des Wasserwerks für 2029 geplant

Der Bau des neuen Wasserwerks startet nach dem Sommer 2026. Zunächst wird das Baugrundstück erschlossen, Vorarbeiten haben bereits begonnen. Drei Jahre sind für die Bauzeit eingeplant, die Inbetriebnahme ist für 2029 vorgesehen.

„Heilbronn hat im Vergleich zu anderen Kommunen einen großen Vorteil: Wir verfügen über viele Brunnen und Quellen, die bisher nur teilweise genutzt werden“, sagt Mai. Allerdings stehe zunächst viel Arbeit an: Sanierungen der Brunnenanlagen sind erforderlich, im September sollen erste Rohrleitungen erneuert werden.

Aufwendiges Reinigungsverfahren des Wassers

Technisch setzt das Projekt auf ein zweistufiges Verfahren, erklärt Projektleiter Felix Linder von der HNVG. Die Ultrafiltration filtert Mikrobakterien aus dem Wasser. Im zweiten Schritt entfernt das Verfahren gelöste Stoffe wie Nitrat, das etwa durch Düngung in die Böden gelangt.

„Man kann es sich vorstellen wie einen Kaffeefilter“, ergänzt Mai. Das zurückbleibende Wasser soll anschließend in den Neckar geleitet werden. Das sei unproblematisch. „Im Vorfeld gab es umfassende Voruntersuchungen.“

Mehrere Standbeine für die Zukunft für rund 150 Millionen Euro

Neben dem neuen Wasserwerk verfolgen die Stadtwerke noch weitere Standbeine auf dem Weg zu einer unabhängigeren Trinkwasserversorgung: Ein neuer Wasserbehälter auf dem Ochsenberg ist in Planung.

Und im Kühnbachtal nahe des Ipai sollen außerdem Brunnenanlagen geprüft und ein weiteres Werk gebaut werden. Die Investitionssummen in der Wasserversorgung betragen nach heutigem Kenntnisstand bis ins Jahr 2040 insgesamt rund 150 Millionen Euro.

Bürgerbeteiligung und Transparenz

Im Vorfeld fand bereits eine öffentliche Informationsveranstaltung statt, bei der Interessierte – darunter auch Kleingartenbesitzer in unmittelbarer Nähe zum bald bebauten Areal – Fragen stellen konnten. „Wir wollen Ängste nehmen und sind weiter offen für Fragen“, sagt Mai. Zwar werde es während der Bauzeit zeitweise Lärm geben, aber: „Sobald der Rohbau steht, rückt nicht täglich der Bagger an. Außerdem verweist Mai auf das Wasserschutzgebiet und betont: „Es ist eine Investition in die Versorgungssicherheit der ganzen Stadt.“

Der nahegelegene Segelflugplatz soll von den Arbeiten unbeeinträchtigt bleiben. Die Planungen gehen bereits bis ins Jahr 2017 zurück, erklärt Mai mit Blick auf ein Struktur-Gutachten. Mit dem Baustart setzen die Stadtwerke nun ein über Jahre vorbereitetes Projekt um. „Wir geben Gas.“


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben