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Prozess am Landgericht
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Versuchter Ehrenmord in Heilbronn? Angeklagte bieten mutmaßlichem Opfer Geld an

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Zwei Brüder sollen im Dezember 2024 versucht haben, ihren Schwager in dessen Heilbronner Wohnung zu ermorden. Motiv soll die Familienehre gewesen sein. Vor dem Landgericht boten deren Anwälte einen Täter-Opfer-Ausgleich an. 

Weil sie ihren Schwager mit Messer und Schlüssel angegriffen haben sollen, müssen sich zwei Brüder vor dem Landgericht verantworten.
Weil sie ihren Schwager mit Messer und Schlüssel angegriffen haben sollen, müssen sich zwei Brüder vor dem Landgericht verantworten.  Foto: Berger, Mario

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Seit Ende Juni müssen sich zwei türkische Brüder wegen versuchten Mordes an ihrem Schwager vor dem Heilbronner Landgericht verantworten. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie am 18. Dezember 2024 versucht haben, mit einem Messer und einem Schlüssel den Ehemann ihrer Schwester in dessen Heilbronner Wohnung zu töten. Anlass sollen Ehestreitigkeiten zwischen dem Geschädigten und dessen Frau gewesen sein. Dabei soll das mutmaßliche Opfer die Familie seiner Ehefrau beleidigt haben.

Beim Kampf zwischen den beiden Brüdern und deren Schwager in der ehelichen Wohnung konnte sich der Geschädigte offenbar ins Freie retten. Die beiden Angeklagten folgten ihm auf die Straße und verletzten den Geschädigten am Rücken. Nachbarn hatten wegen der Hilfeschreie die Polizei gerufen, worauf die beiden türkischen Staatsbürger offenbar die Flucht ergriffen. Das mutmaßliche Opfer musste mit Stichverletzungen und akuten Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Nach Angriff in Heilbronn: Angeklagte bieten Schwager Täter-Opfer-Ausgleich an

20.000 Euro bieten die beiden Angeklagten ihrem Schwager jetzt offenbar im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs. Das sagten die Anwälte der Beschuldigten am Dienstag vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts. Damit einher gehen soll eine Entschuldigung und die Annahme der Entschuldigung. Gleichzeitig soll der Geschädigte seine Strafanzeige zurückziehen und damit bekunden, dass er kein weiteres Interesse an einer Strafverfolgung hat.

Der Geschädigte, der in diesem Prozess auch als Nebenkläger auftritt, signalisierte sein Einverständnis mit dem Angebot seiner Schwäger. Ob es zu einer Einigung kommt, wird sich aber erst in den nächsten Verhandlungstagen herausstellen.

Prozess am Landgericht Heilbronn: Einigung hätte keine Einstellung des Verfahrens zur Folge

Eine Einstellung des Verfahrens hätte eine solche Einigung nicht zur Folge. Die Staatsanwaltschaft würde ihre Anklage auf versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung aufrecht erhalten müssen. Auch wenn die Verteidigung offenbar lediglich auf gefährliche Körperverletzung aus ist. „Ich sehe hier keinen Vorsatz“, sagte Rechtsanwalt Lars Middendorf. Der Vorsitzende Richter Martin Liebisch wollte sich zum jetzigen Zeitpunkt auf eine rechtliche Würdigung nicht einlassen.

Dieser Ausgleich soll dennoch den Konflikt zwischen den Parteien befrieden. Denn im Raum steht neben der mutmaßlichen Tat auch ein Anruf des älteren Bruders der beiden Angeklagten vom Mai 2025 mit dem Geschädigten. Laut dem anwaltlichen Vertreter des mutmaßlichen Opfers, Rechtsanwalt Talip Öz, soll der ältere Bruder in dem aufgezeichneten Gespräch damit gedroht haben, dass die beiden Angeklagten nach deren Haftentlassung den Schwager töten würden, sollte er seine Strafanzeige nicht zurückziehen. Öz beantragte am Dienstag, dass das aufgenommene Telefonat verschriftet, ins Deutsche übersetzt und als Beweisantrag in den Prozess eingeführt wird.

Sämtliche Autoscheiben mit Baseballschläger zertrümmert

Bereits drei Tage vor dem mutmaßlichen gemeinschaftlichen Mordversuch soll einer der beiden Angeklagten das Fahrzeug des Schwagers mit einem Baseballschläger beschädigt haben. Eine Nachbarin berichtete am Dienstag von lautem Geschrei, bei dem sich mehrere Personen tumultartig gestritten haben sollen. Sie sei daraufhin zu ihrem Fenster gegangen und habe beobachtet, wie eine dunkel gekleidete Person die Scheiben des Autos einschlug.

Ein hinzugekommener Polizeibeamter sprach im Gerichtssaal von „heftigem Tumult und einem Mordsgeschrei“.  Dass Autoscheiben eingeschlagen werden, erlebe er in Heilbronn öfters, so der Polizeioberkommissar. Dass aber alle Scheiben an einem Auto zertrümmert würden, habe er bis dahin noch nicht erlebt.

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