Heilbronner Volksfest erstmals ohne spezielles Festbier – das steckt dahinter
Der Maßkrug beim Göckelesmaier wird auf dem Heilbronner Volksfest vom 4. bis 13. Juli nicht mehr mit Haller Löwenbräu Festbier gefüllt, sondern mit Export. Eingefleischte Hocker fragen sich: warum nur?

Von einem herben Schlag für die traditionelle Festkultur mögen eingefleischte Volksfestgänger sprechen – von denen es freilich immer weniger zu geben scheint. Andere Zeitgenossen sehen es weniger verklärt und ziemlich nüchtern.
Zum Beispiel Peter Theilacker, der Chef von Haller Löwenbräu: Erstmals überhaupt in der rund 100-jährigen Festgeschichte wird es auf dem Heilbronner Volksfest kein eigens eingebrautes Festbier geben.
Haller Löwenbräu verzichtet erstmals auf Festbier beim Heilbronner Volksfest
Nach Angaben des Brauereidirektors sei dies „ganz einfach den gewandelten Konsumgewohnheiten, aber auch dem Sommerwetter geschuldet“. In der Regel herrsche beim Volksfest, das dieses Jahr vom 4. bis 13. Juli, also zwei Wochen vor den Sommerferien stattfindet, an manchen Tagen eine extreme Hitze.
Die Maß Haller Löwenbräu wird 50 Cent mehr kosten, also 11,20 Euro
„Auf der knallheißen Theresienwiese willst Du kein Starkbier trinken,“ weiß keiner besser als Göckelesmaier-Festwirt Karl Maier. Gleichzeitig gebe es derzeit überall einen Trend zum leichten und dadurch bekömmlichen „Hellen“, wie es vor allem bayrische Brauereien vornehmlich in blauen Kisten unters Volk bringen. „Wir haben uns auf die Mitte geeinigt und schenken im Volksfest ab sofort unser Meistergold Export aus“, erklärt Theilacker, das habe statt 5,4 Volumenprozent Alkohol nur 4,9. Kosten hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, „die Ersparnis liegt im Promillebereich“.
Gleichzeitig wird die Maß Haller Löwenbräu dieses Jahr 50 Cent mehr kosten, also 11,20 Euro. Über Mittag, für Gruppen und an speziellen Tagen gebe es aber auch Rabatte. Im Vergleich zu Stuttgart und München, wo man über 14 Euro berappen müsse, sei Heilbronn „relativ günstig“, betont Maier, zumal er keinen Eintritt verlange und der Bierpreis Ausfluss einer Gesamtkalkulation sei, die den kompletten Fest-Aufbau, -Ablauf und -Abbau umfasse.
Brauereien leiden unter steigendem Kostendruck und sinkendem Bierkonsum
Gleichzeitig mache allen Brauereien derzeit der steigende „Kostendruck“ für Energie und Lohn zu schaffen, aber auch der sinkende Bierkonsum. Im ersten Quartal sei der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen erneut um sechs Prozent gesunken. Ende der 1970er hätte der Schnitt noch bei 170 Liter pro Kopf gelegen, heute seien es nur noch 80 Liter.
„Die Alten können nicht mehr. Und die Jungen wollen nicht mehr“, weiß Theilacker. Neben gewandelten Konsumgewohnheiten, gesundheitlich und religiösen Gründen spielten bei vielen Verbrauchern derzeit auch Sparzwänge eine Rolle.
„Die Festkultur ist im Wandel, wir müssen mit der Zeit gehen“
„Die Festkultur ist im Wandel, wir müssen mit der Zeit gehen“, sagt auch Steffen Schoch als Chef der Heilbronner Marketing GmbH (HMG). „Dem müssen wir Rechnung tragen, ohne an der Qualität Abstriche zu machen.“ So setzt Göckelesmaier seit dem Vorjahr nicht mehr auf ein klassisches großes Festzelt, sondern mehr auf Freiluft-Gastronomie. Sprich: Das von 2000 auf 700 Sitzplätze verkleinerte Zelt soll zur Not als Regenschutz, vor allem aber der Küchenlogistik dienen. Dafür finden sich im Außenbereich zwischen Schirmen und Pflanzen 1500 Biergarten-Sitzplätze. Auf einer kleinen Bühne ist die Woche über DJ-Stimmungsmusik angesagt, an beiden Samstagen die Band Perfect Heat und Shadows Revenge. Zum Sonntagsfrühschoppen spielen die Musikvereine Grombach und Kirchhausen. Das Gastro-Freiluft-Konzept runden ein Lounge-Bereich am Theresienturm und ein gutes Dutzend Imbiss-Stände am Klimawäldchen ab.
„Im Freien, vor allem in den Abendstunde kann man auch das Lichtermeer der Schaustellergeschäfte besser genießen“, betont Maier, der nach eigenen Angaben in diesem Jahr „die besten Fahrgeschäfte aller Zeiten“ an Land ziehen konnte, darunter zwei 80 Meter hohe Türme: den Free Fall Tower und wie im Vorjahr den Jules Verne Tower. Neben dem Riesenrad dürften auch Klassiker wie Wilde Maus, Breakdance, Autoscooter und vieles andere mehr nicht fehlen.
Fassanstich am Freitag, 4. Juli, um 18 Uhr mit Heilbronns OB Mergel und Dixie
Eröffnet wird das Heilbronner Volksfest am Freitag, 4. Juli, 18 Uhr mit dem traditionellen Fassanstich durch Oberbürgermeister Harry Mergel und Dixieland-Musik von den Steinlach-Stompers. Samstags spielen auf der Bühne im Biergarten abends die Bands Perfect Heat und Shadows Revenge, zum Sonntagsfrühschoppen die Musikvereine Grombach und Kirchhausen.
Über Mittag gibt es ermäßigte Preise, aber auch am Montag beim HNV-Tag und am Mittwoch beim Spartag. Auch Gruppen bekommen Rabatt. Reservieren kann man über www.goeckelesmaier.de. Am Abschlusstag, Sonntag, 13. Juli, steigt ein Feuerwerk.


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