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„Trumps Präsidentschaft ist Chance“: SLK-Ärztin managt Klimaschutz bei Sparkasse 

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Christin Löffler ist seit November Geschäftsführerin der Klimastiftung der Kreissparkasse Heilbronn. Im Interview erklärt sie, warum kleine Fehler beim Klimaschutz besser sind als individuelle Perfektion. 

SLK-Hautklinikärztin Dr. Christin Löffler ist neue Geschäftsführerin der Klimastiftung bei der Kreissparkasse Heilbronn.
SLK-Hautklinikärztin Dr. Christin Löffler ist neue Geschäftsführerin der Klimastiftung bei der Kreissparkasse Heilbronn.  Foto: Christiana Kunz

Christin Löffler ist Ärztin an der SLK-Hautklinik und Mutter von fünf Kindern. Seit November leitet sie zusätzlich die Klimastiftung der Kreissparkasse Heilbronn (KSK). In ihrem Büro erzählt sie, wie sie zu dem Zusatzjob kam und wie sie sich selbst und andere für Klimaschutz motiviert.

Wie sind Sie zu der neuen Aufgabe gekommen?

Christin Löffler: Bei SLK leite ich die 2019 gegründete Umweltkommission - mit dem Ziel, die Kliniken zu einem grüneren Krankenhaus umzugestalten. Wir haben viele Projekte auf den Weg gebracht, zum Beispiel haben wir die Narkosegase in den OP-Bereichen auf klimaschonende Alternativen umgestellt, das ist ein Riesenposten. Mit einem unserer jüngsten Projekte gemeinsam mit der DHBW Heilbronn waren wir auf nationaler Ebene ziemlich erfolgreich und für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Wahrscheinlich hat auch dieser Erfolg dazu geführt, dass ich wegen des Postens angesprochen wurde. 

Worum geht es bei dem SLK-Projekt?

Löffler: Es geht darum, den Patienten mehr nachhaltige Speisen anzubieten, also das vegetarische und vegane Angebot auszuweiten. Gleichzeitig wollen wir die Menge an Lebensmitteln reduzieren, die aus unterschiedlichen Gründen täglich zurückgeht und weggeworfen wird. Aus diesen Fragen haben sich dann Dinge entwickelt wie ein Kochbuch mit nachhaltigem Essen für Großküchen, zusammen mit der Jugendherberge Heilbronn, oder eine Kooperation mit der Obdachlosenhilfe  - sie bekommt die Speisen, die wir hausintern nicht mehr verwerten können.   

Nun können Sie bei der Kreissparkasse mit viel Geld Klima- und Umweltschutz unterstützen. Eine große Umstellung?

Löffler: Ich hatte meinen ersten Arbeitstag, als Donald Trump zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde, das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Stiftung hat das Ziel, Projekte für den Klimaschutz zu unterstützen und anzustoßen. Mit den Erträgen aus dem Stiftungskapital von 10 Millionen Euro hat man da natürlich schon gute Möglichkeiten, darüber freue ich mich sehr. Es gibt bereits einige gute Projekte. Mit dem Mitwirkwerk fördern wir zum Beispiel spielerisch das Bewusstsein von Vorschulkindern für Natur und Umwelt. Das ist sinnvoll, denn wer die Natur liebt, der schützt sie. Ich würde das Projekt gern ausweiten auf andere Bevölkerungsgruppen. Und ich habe noch viele andere Ideen für 2025. Wer ein gutes Projekt hat, kann sich übrigens bei uns um Förderung bewerben.

Das Thema Klimaschutz ist in den Hintergrund getreten angesichts der vielen anderen Krisen. Sie scheinen trotzdem vor positiver Energie zu sprühen. Wie machen Sie das?

Löffler: Ich bin überzeugt davon, dass es richtig ist, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Und wenn wir zurückblicken, haben wir doch in den vergangenen zehn Jahren eine wirklich unglaubliche Entwicklung hingelegt. Vor zehn Jahren haben Wissenschaftler das Horrorszenario einer Erderwärmung von 4 bis 5 Grad entworfen, das würde tatsächlich eine Auslöschung der Menschheit bedeuten. Inzwischen ist es gelungen, Technologien zu entwickeln, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Und viele Menschen setzen sich im Alltag für das Klima ein, so dass die Wissenschaft heute noch von einer Erwärmung um die drei Grad ausgeht. Das ist schlimm genug, aber wir sehen auch einen beispiellosen Aufwärtstrend hin zu immer besseren und klimaschonenderen Technologien. Ich glaube, wir können es schaffen, den Trend umzukehren.

In den USA zieht in wenigen Wochen ein Präsident ins Weiße Haus ein, der den Klimawandel leugnet.

Löffler: Das ist unsere Chance als Europäer, die technologische Lücke zu den Amerikanern zu schließen und in ganz vielen Bereichen aufzuholen. 

Woher nehmen Sie diesen Optimismus?

Löffler: Angst ist ein Problem, das zum Rückzug führt. Wir haben aber eine große Aufgabe, müssen ins Tun kommen und unseren Blick darauf richten, was gut läuft. Wir haben jetzt die Möglichkeit, die ganzen negativen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zu korrigieren. Und als Ärztin sage ich: Alles, was wir zur Begrenzung des Klimawandels tun, ist auch gut für die Gesundheit: weniger Fleisch essen, das Fahrrad statt des Autos oder die Treppe statt des Fahrstuhls nehmen. Das sind alles Dinge, die wirklich leicht zu machen sind. Es geht auch nicht darum, dass Einzelne alles perfekt machen, sondern Millionen mit dabei sind. Man darf sein Leben genießen und Fehler machen, man darf auch mal in Urlaub fliegen, aber man sollte dafür eben auf der anderen Seite Dinge tun, die dem Klima und damit einem selbst helfen. 

Zur PersonDr. Christin Löffler (51) ist Ärztin an der SLK-Hautklinik. Seit Anfang November leitet sie die Klimastiftung bei der Kreissparkasse Heilbronn als Geschäftsführerin.


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