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Dem Terror zum Trotz: Juden setzen mit Lichterfest Zeichen der Hoffnung

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Chanukka-Feier am Synagogen-Gedenkstein an der Allee: Heilbronner Juden setzen mit ihrem Lichterfest Zeichen der Hoffnung, dem Terror von Sydney und jedem Antisemitismus zum Trotz. 


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Am Südende der Heilbronner Allee, dort, wo bis zur Zerstörung durch die Nazis eine der schönsten Synagogen Deutschlands stand, zieht eine Metall-Skulptur die Blicke auf sich: ein Leuchter, der auf Chanukka verweist, aufs jüdische Lichterfest. Die jüdische Gemeinde entzündet dort an acht Abenden im Advent Kerzen. Doch einmal mehr wird das Lichterfest überschattet: von einem antisemitischen Attentat in Sydney.

Juden feiern Lichterfest in Heilbronn: „Für das Leben, für das Licht, für das Miteinander“

Beim Entzünden der zweiten Chanukka-Kerze brachte am Montagabend vor 80 Gemeindemitglieder und Gästen für die Stadt Integrationsbeauftragte Lidwine Reustle ihre Solidarität zum Ausdruck. Sie sprach von einem Angriff „auf das, was uns als demokratische, offene und vielfältige Gesellschaft ausmacht“.

Chanukka-Feier an der Heilbronner Allee: Rabbiner Mark Pavlovsky entzündet am Montagabend die ersten Lichter des vier Meter großen Leuchters.
Chanukka-Feier an der Heilbronner Allee: Rabbiner Mark Pavlovsky entzündet am Montagabend die ersten Lichter des vier Meter großen Leuchters.  Foto: Seidel, Ralf

Wer angreife – ob mit Worten oder Taten – der stelle sich gegen unsere Grundwerte, gegen uns alle. Um so wichtiger sei es, innezuhalten und gemeinsam ein Zeichen zu setzen – „für das Leben, für das Licht, für das Miteinander“.

Jüdische Gemeinde in Heilbronn: Solidarität mit Opfern von Sydney

„Chanukka ist mehr als ein Lichterfest“, betonte Gemeindevorsteherin Avital Toren. Es sei ein Fest „der Hoffnung, der Verbundenheit und des inneren Lichts, das in dunklen Zeiten weiterleuchtet“.

Es erinnere an das Wunder der Befreiung des Tempels in Jerusalem, aber auch an die Befreiung der Geiseln aus Gaza, es stifte Mut, stärke den Glauben und die Herzen – und es halte die Gemeinschaft zusammen.

Rückzug aus der Öffentlichkeit für Heilbronner Juden tabu

„Unsere Gedanken sind bei den Ermordeten, bei den Verletzten und bei ihren Familien“, sagte Michael Rubinstein als Direktor der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). „Mögen die Verletzten bald Heilung an Körper und Seele erfahren.“ Für die  jüdische Gemeinschaft gebe es in diesen Momenten vor allem diese Antwort: „mehr Licht, mehr Chanukka-Leuchter, privat wie öffentlich.“ Alles andere liege in der Verantwortung von Polizei und Politik. „Unsere Verantwortung ist es, sichtbar zu bleiben,“ betonte Rubinstein.

Ein Rückzug aus der Öffentlichkeit wäre genau das Ziel solcher Attentate – „und dieses Ziel werden wir nicht erfüllen“. Gerade jetzt sei es wichtig, jüdisches Leben nicht zu verstecken, sondern als lebendige, selbstverständliche Realität und als festen Teil dieses Landes und dieser Gesellschaft öffentlich zu zeigen.

Dem Terror mit Musik und Frohbotschaft trotzen

Frohbotschaft Andrey Khvostenko setzte dem Terror heiter-melancholische Geigentöne entgegen, Rabbiner Mark Pavlovsky die Frohbotschaft von Chanukka: „Wir lassen uns keine Angst einjagen.“ Das Lichterfest gebe Energie, setze Kraft frei „im Kampf gegen die Feinde“, stifte Gemeinschaft.

Mit Gebeten und Segensliedern wie dem Maos Zur verwies er auf die Bedeutung des Festes: Es erinnere an die Befreiung des Jerusalemer Tempels vor 2187 Jahren. Acht der neun Arme der Hannukkiyyah, also des Leuchters, stünden für die acht Tage, an denen die Lämpchen im Tempel wie durch ein Wunder mit wenig Öl weiter brannten. Der neunte Arm sei der Schamasch, also der Diener.




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