Droht Stromkollaps im Winter? Zeag und EnBW mit klarer Antwort
Je nach Wetterlage liefern erneuerbare Energien kaum Strom. Gleichzeitig werden fossile Kraftwerke abgeschaltet. Droht ein Engpass im Winter? Das sagen die Versorger in Heilbronn.
RWE-Chef Markus Krebber sorgte mit einem Artikel für Wirbel: Auf der Plattform "LinkedIn" warnte er eindringlich vor einer drohenden Stromknappheit. Denn wenig Sonne und wenig Wind, also eine Dunkelflaute, bringt die Erneuerbaren zeitweise zum Erliegen. Fossile Kraftwerke müssen dann einspringen, um das Netz vor dem Kollaps zu bewahren. Dergleichen ist im November geschehen – und passiert aktuell wieder: Wie der "Focus" berichtet, kommt es Donnerstag, 12. Dezember, zu einer Dunkelflaute.
Strom aus erneuerbaren Quellen reicht dann alleine nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Hinzu kommt: Im Lauf der nächsten Jahre werden fossile Kraftwerke abgeschaltet. Droht künftig also ein Stromkollaps – auch im Raum Heilbronn?
RWE-Chef mit Warnung vor Stromknappheit im Winter: Dunkelflaute bei Erneuerbaren
Im November haben Erneuerbare Energien die Schwachstellen im deutschen Stromsystem offengelegt, schreibt RWE-Chef Krebber in seinem Beitrag auf "LinkedIn". Zwischen dem 5. und dem 11. November war das Wetter kalt, regnerisch und die Sonne ließ sich kaum blicken. Am 6. November kam dazu, dass der Wind in ganz Deutschland fast nicht wehte.
Phasen, in denen weder Solar- noch Windenergie produziert werden, nennt man Dunkelflaute. An diesem Tag kletterte der Strompreis kurzfristig über 800 Euro pro Megawattstunde – ein zehnmal höherer Wert als üblich, wie Krebber unterstrichen hat. Da Strom in größeren Mengen nicht gespeichert werden kann, steht dann keine Alternative zur Verfügung, außer den Kohlekraftwerken. Und die werden nach und nach abgeschaltet.
Situationen wie diese würde zeigen, wie wacklig die deutsche Stromversorgung sei, warnte Krebber. Diese "sehr hohen Preise" seien Ergebnis "des zu knappen Angebots". An Tagen mit hoher Nachfrage, etwa im Januar, hätte Deutschland den Strombedarf bei einer Dunkelflaute wie Anfang November "nicht bewältigen“ können. Vor wenigen Tagen bekräftigte er die Warnung im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Er mahnte: "Das Energiesystem sollte nicht auf Kante genäht sein."
Stromversorgung im Winter in Heilbronn: Das sagen EnBW und Zeag
Könnte künftig die Stromversorgung im Winter gefährdet sein – auch im Raum Heilbronn? Denn auch hier plant etwa die EnBW, das Kraftwerk in Heilbronn von Kohle auf Gas und Wasserstoff umzubauen. Die Heilbronner Stimme hat bei EnBW und beim Heilbronner Versorger Zeag nachgefragt.
Eine Zeag-Sprecherin beruhigt: "Trotz Dunkelflaute war die Versorgungssicherheit in Heilbronn gewährleistet." Die Dunkelflaute sei aber keine lokale Herausforderung, macht eine EnBW-Sprecherin klar. "Es ist ein Thema, bei dem der Kapazitätshaushalt in Deutschland ganzheitlich betrachtet werden muss."
Stromversorgung im Winter: "Es gibt ausreichend Reserven"
Die EnBW-Sprecherin verweist auf das Statement des Vorstands für Systemkritische Infrastruktur, Dirk Güsewell. Er sagt: "Ein 'Stromkollaps' droht nach unserer Einschätzung aktuell nicht." Richtig sei, dass der Markt zeitweise Knappheit signalisiert hätte. "Aber im System gab und gibt es ausreichend Flexibilitäten und Reserven." Diese würden dazu beitragen, dass es nicht zu "unfreiwilligen Abschaltungen" kommen könne.
Auch die Zeag in Heilbronn bestätigt das: "Zum jetzigen Zeitpunkt verfügen wir über Kraftwerkkapazitäten in Deutschland, um Schwankungen in der Stromerzeugungsleistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen auszugleichen."
EnBW-Vorstand zu Strom im Winter: "Versorgungssicherheit ist sehr hoch"
EnBW-Vorstand Güsewell macht aber klar: Um die Versorgungssicherheit langfristig gewährleisten zu können, seien angesichts der weiteren Kraftwerksstilllegungen "zwingend weitere gesicherte, disponible Leistungen" nötig. "Und dies schnell."
Auch zu den kurzfristigen Preissteigerungen, die im November ein geringes Angebot signalisiert haben, bezieht Güsewell Stellung. Diese seien laut ihm "nicht außergewöhnlich". Er macht klar: "Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist sehr hoch, Ausfallzeiten sind gering und in den letzten Jahren rückläufig." Dennoch sei jede Preisspitze ein Knappheitsindikator. "Und diese Situationen nehmen aktuell zu."
Kritik: Zu wenig Investitionen in Erneuerbare Energien
Einig sind sich sowohl EnBW als auch Zeag darin, dass künftig weitere Investitionen nötig sein werden, um die Stromversorgung langfristig auf sichere Beine zu stellen. "Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen für Investitionen in gesicherte Leistung, die jederzeit zur Verfügung steht", sagt EnBW-Vorstand Güsewell.
Bislang werde allerdings noch zu wenig investiert, weil Risiken wie die "Nicht-Verfügbarkeit von Wasserstoff" für Geldgeber noch zu hoch seien. Ähnlich sieht das auch die Zeag: "Ohne staatliche Förderungen und einen verlässlichen Rahmen wird es nicht ausreichende Investitionen in solche Kapazitäten geben."