Zahl der Streetworker in Heilbronn soll erhöht werden
Ob die Aufstockung zeitlich befristet ist und wie viele Sozialarbeiter eingestellt werden, entscheidet sich im Sommer. Darum werden mehr Sozialarbeiter benötigt.

Die Stadt Heilbronn will im Bereich Streetwork und Jugendsozialarbeit aufstocken, genau wie bei der Schulsozialarbeit. Dort wurden Stellenumfänge befristet erweitert.
Im Zentrum fallen Gruppen durch "Lärm und Kriminalität" auf
Hintergrund: Corona hat das Sozialverhalten von jungen Erwachsenen verändert, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss. Im Zentrum und den Stadtteilen bildeten sich Gruppen, die durch "Lärm, Kriminalität und Konsum" auffielen und sich teils mit der Drogenszene vermischten. Bestehende Angebote erreichten die Jugendlichen nur noch schwer.
Ziel ist eine spürbare Verbesserung
Deshalb sollen die Streetworkstellen projektbezogen erweitert werden. Um wie viele Stellen es sich handelt und wie langfristig sie angelegt sind, ist noch offen, sagt Stefan Schneider, Geschäftsführer der Caritas Heilbronn-Hohenlohe abseits der Sitzung. Im Juli soll über das Ausmaß der Erweiterung entschieden werden. "Der Wunsch wäre eine gute Aufstockung." Mit bis zu zwei Stellen könne man eine "spürbare Verbesserung erreichen".
Träger des Streetworks in Heilbronn sind die Caritas und der Verein für Jugendhilfe
Wichtig sei eine flexible Truppe, die bei punktuell auftretenden Problemen aktiv werde und einen guten Zugang zu ihrer Klientel finde. Träger des Streetworks in Heilbronn sind die Caritas Heilbronn-Hohenlohe und der Verein für Jugendhilfe mit Sitz in Böblingen.
Zwei neue, zeitlich befristete Stellen gibt es im Bereich Jugendsozialarbeit. Die Mittel stammen aus dem Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona" des Bundes und der Länder. Eine der Vollzeitstellen ist am Standort "Augärtle" angesiedelt, die andere in Sontheim. Auch nach dem Ende des Programms will die Verwaltung sie als Teil der Quartiersentwicklung beibehalten. Doch die Problematik, die sich bei den "Brennpunkten in Heilbronn, am Marktplatz und in den Fußgängerzonen" zeige, sei nicht nur Corona geschuldet, sagte Susanne Schnepf (CDU).
Streetworker sollen auch Integrationsarbeit leisten
Streetworker müssten Integrationsarbeit leisten, zudem seien die Mitarbeiter der Quartierszentren gefordert. "Sie können Betroffene dort abholen, wo sie stehen." Auch die Erweiterung der Schulsozialarbeit sei wichtig. "Wir stehen vor einer Mammutaufgabe."
Fachkräftemangel bei Sozialarbeitern ist ein Problem
Marion Rathgeber-Roth (Freie Wähler) warnte davor, Schulsozialarbeit und mobile Jugendarbeit mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden in der Innenstadt zu vermengen. "Da tue ich mich schwer, das halte ich für den falschen Duktus", sagte sie. Sorgen macht ihr der Fachkräftemangel bei den Sozialarbeitern.
Tanja Sagasser-Beil (SPD) sagte, dass die SPD den Weg der Prävention voll unterstütze, merkte aber an, dass das Engagement sehr auf die Innenstadt fixiert sei und auch in anderen Stadtteilen diese Form der Jugendarbeit eine Rolle spielen müsse.
Auf der anderen Seite sind die Stellen beim Streetwork sehr begrenzt, manche Stadtteile können kaum bedient werden, so Stefan Schneider. Möglichst viele Leute selbst auszubilden, für den Bereich zu sensibilisieren oder Interessierte zu motivieren, nach dem sozialen Jahr in diesem Bereich weiterzumachen, seien Möglichkeiten, mehr Bewerber zu bekommen.
Bei manchen Jugendlichen ist das Selbstwertgefühl geschrumpft
Auch die Diakonie spürt den Fachkräftemangel laut Karl Friedrich Bretz. "Kurzfristige Besetzungen für befristete Arbeitsverhältnisse sind ein Problem," sagte der Geschäftsführer. Die mobile Jugendsozialarbeit sei essenziell: "Es gibt Heranwachsende, die im digitalen Raum auffällig werden, solche, die man nach Corona erst wieder hinterm Ofen hervorlocken muss, und die, die im öffentlichen Raum auffällig werden. Das Selbstwertgefühl ist geschrumpft."
Nicht zu ersetzen sei die funktionierende Familie
Niklas Anner (SPD) bemängelte, dass Orte fehlten, an denen Jugendliche sich aufhalten können, Steven Häusinger (Bündnis 90/Die Grünen) stimmte ihm zu. "Konfirmanten sagen mir, sie gingen ungern in die Stadt, weil sie dort immer etwas konsumieren und kaufen müssten." Schulsozialarbeit, Schulpsychologen, all das sei auf jeden Fall wichtig. Aber: "Was wir nicht ersetzen können, ist die funktionierende Familie. Wir können das familiäre Feld nicht in allen Bereichen in Hauptamtlichkeit umwandeln."