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Wohnungsprostitution in Heilbronn: Sex-Geschäfte in Nachbarschaft rufen unterschiedliche Reaktionen hervor

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Fünf angemeldete Terminwohnungen gibt es dem Rathaus zufolge im Heilbronner Stadtgebiet. Klagen von Anwohnern gebe es nur in Einzelfällen. Das sieht nicht jeder so.

In Heilbronn sind fünf Terminwohnungen angemeldet. Für sie muss der Betreiber ein Konzept vorlegen. Foto: dpa
In Heilbronn sind fünf Terminwohnungen angemeldet. Für sie muss der Betreiber ein Konzept vorlegen. Foto: dpa  Foto: Sebastian Gollnow

Die Wohnungsprostitution in Heilbronn erfährt Aufmerksamkeit. Rathaus und Heilbronner Polizeipräsidium berichten, dass sich die Geschäfte vom verbotenen Strich in der Hafenstraße in private Räume verlagert haben. Die Akteure aus der Hafenstraße sind zum Teil die selben, die nun mit Wohnungsprostitution Geld machen wollen.


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Freier suchen mit dem Handy in der Hand nach der Adresse

Die Sex-Geschäfte stören manchen Anwohner. Andere bekommen von dem Treiben in unmittelbarer Nachbarschaft kaum etwas mit. Mit Namen möchte keiner der Befragten in der Heilbronner Stimme stehen. "Wir leben seit 20 Jahren hier", sagt eine Frau im Stadtteil Heilbronn-Neckargartach. Dass im Haus nebenan Freier ein- und ausgehen, habe sie erst vor Kurzem mitbekommen. In Hirsch- und Mittelstraße, nur wenige Schritte vom Neckargartacher Rathaus und Polizeiposten entfernt, parken am späten Abend und nachts Männer ihre Autos.

"Manche suchen mit dem Handy in der Hand die Adresse", erzählt eine weitere Anwohnerin. Ein Mal sei ein Bus oder Transporter mit Kindern im Alter von fünf, sechs Jahren gekommen. "Das waren bestimmt die Kinder der Prostituierten aus dem Heimatland auf Besuch", mutmaßt sie.

Ein Briefkasten mit zig Namensschildchen drauf

Alle paar Wochen würden die Frauen den Ort verlassen und neue kämen an, so die Beobachtungen von Anwohnern. Außerdem lebten ein oder zwei Männer mit in den Häusern. Auf dem Briefkasten eines der Häuser kleben zig Schildchen mit ausländisch klingenden Namen.

"Kein Lärm, kein Streit", bewertet eine andere Bürgerin die Wohnungsprostitution im Haus gegenüber. "Ab und zu sieht man die Freier in dem Haus verschwinden, sonst nichts." So entspannt sieht es nicht jeder. "Es ist mitten im Ort, der Schulweg führt an den Häusern vorbei", sagt eine Anwohnerin, die sich bei der Heilbronner Stimme meldet. Die Situation werde verharmlost, sagt sie. Immer wieder komme es zu Lärmbelästigungen; die Frauen kochten spät nachts, ließen bei gekipptem Fenster das Radio laut laufen und gerieten auch schon mal in einen handfesten Streit. Polizei und Ortschaftsrat wüssten davon. "Es interessiert keinen. Sie unternehmen nichts."

Tumult ruft Anwohner und Polizei auf den Plan

Die Neckargartacherin erinnert sich an einen Vorfall vor etwas mehr als einem Jahr. Gegen 21 Uhr an einem Sonntag im Oktober 2021 sei es draußen vor der Tür zum Tumult gekommen. Verschiedene Prostituierte und deren Zuhälter hätten heftig gestritten und seien aufeinander losgegangen.

Ob die in Streit geratenen Menschen von damals die gleichen sind wie jene, die für die brutalen Attacken in der Hafenstraße verantwortlich sind, ist offen. Die Auseinandersetzung sei polizeilich aufgenommen worden, bestätigt die Pressestelle des Heilbronner Präsidiums. Zu Details, etwa zu den beteiligten Personen, könnten aus ermittlungstaktischen Gründen keine Aussagen getroffen werden.

Rathaus weiß von fünf Terminwohnungen

Dem Rathaus sind fünf Prostitutionsstätten im gesamten Stadtkreis in Form von Terminwohnungen bekannt, sagt Solveig Horstmann, Leiterin des Ordnungsamts. Bei einer Terminwohnung handele es sich um eine große Wohnung, die sich mehrere Prostituierte teilen, oder mehrere miteinander verbundene Wohnungen. Diese seien erlaubnispflichtig. Der Betreiber müsse ein Betriebskonzept vorlegen.

Wenn eine Frau oder ein Mann in der eigenen Wohnung, ausschließlich zum eigenen Nutzen, Freier empfängt, handelt es sich zwar auch um Wohnungsprostitution. Dafür braucht man aber keine Erlaubnis. Voraussetzung ist: Die Prostituierte müsse in der betreffenden Wohnung über längere Zeit ihren Lebensmittelpunkt haben. Von solchen "privaten" Stätten gibt es laut Horstmann fünf in Heilbronn.

Ordnungsamt: Klagen haben nichts mit Ausübung der Prostitution zu tun

Egal in welcher Form jemand dem Gewerbe nachgeht - wer als Prostituierte arbeitet, muss das vorher persönlich im Rathaus anmelden. Das Prostituiertenschutzgesetz schreibt eine gesundheitliche Beratung und ein Informations- und Beratungsgespräch vor. Im Anschluss erhält die Frau oder der Mann eine Anmeldebescheinigung. Klagen von Anwohnern treten nur in überschaubaren Einzelfällen auf, sagt Amtsleiterin Horstmann. "Dabei handelt es sich ausschließlich um Fälle von klassischen Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei denen nicht die Ausübung der Prostitution im Vordergrund steht."

 

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