Wohnungsnot ist größtes Sorgenkind der Aufbaugilde
In die positive Bilanz der Aufbaugilde Heilbronn-Franken für 2017 mischt sich die Sorge um das wichtigste Problem der Zukunft: Die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum. Dabei gibt es kreative Ideen, gegen die Wohnungsnot vorzugehen.

"Das Thema treibt uns ums", sagt Geschäftsführer Hannes Finkbeiner bei der Hauptversammlung des Vereins. Weil immer mehr Menschen, vor allem auch mit geringem Einkommen, auf den Heilbronner Wohnungsmarkt drängen, reichten die in Heilbronn geplanten, geförderten Wohnungen nicht aus, betont Finkbeiner.
Deshalb will er sich auch weiterhin für eine "kreative Grundstückssuche" stark machen, um bislang anderweitig genutzte Flächen zu nutzen, etwa "aus Parkplätzen Plätze zum Wohnen" zu machen. Seine Idee, die Böllinger Mühle und den Altböllinger Hof für Wohnprojekte zu nutzen, lässt sich zwar nicht realisieren, weil diese im Landschaftsschutzgebiet liegen. Aber die Diskussion darüber habe das Problem bei vielen erst ins Bewusstsein gerückt.
Mit Mini-Holzhäusern gegen die Wohnungsnot
Bei seiner Idee der Mini-Holzhäuser ist Finkbeiner dagegen weitergekommen: Er hat einen Standort für einige neun Quadratmeter große Modulhäuschen im Blick. Eine Zukunftsvision ist ein Schiff auf dem Neckar mit mindestens 20 Wohnplätzen.

Sehr konkret sind die Pläne für die Neubauten der Wohnungslosenhilfe, die übergangsweise in der Happelstraße 43 untergekommen ist. Das erste der zwei bislang genutzten Gebäude an der Wacksstraße/Franz-Renner-Straße soll bald abgerissen werden. Die Aufbaugilde wartet noch auf die Zustimmung des Gemeinderats zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Dann könne die Ausschreibung für die Bauarbeiten beginnen, berichtet Geschäftsführer-Kollege Reiner Knödler.
In den Neubauten in der Bahnhofsvorstadt entstehen 32 Miniapartments mit einer Größe von 21,5 Quadratmetern. Bei alleinstehenden Hartz-IV-Empfängern werden in Heilbronn maximal 363 Euro Mietkosten übernommen. Auch deshalb sei man mit der Quadratmeterzahl der Apartments nach unten gegangen, erläutert Finkbeiner.
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Auf die gute Ersatzlösung für den Erfrierungsschutz im Freibad Neckarhalde verweist Vereinsvorsitzende Dagmar Lägler: "Die Klienten sind hocherfreut, unser Dank gilt der Stadt." Der größte Wunsch vieler Wohnungsloser: gar nicht mehr kommen zu müssen, weil sie eine eigene Bleibe gefunden haben.

14 ehrenamtliche Nachtwachen haben sich im vergangenen Winter um mehr als 1400 Übernachtungsgäste gekümmert. Der Erfrierungsschutz ist ausschließlich spendenfinanziert. Bei der Spendensuche will man 2018 neue Wege gehen und erstmals ganz gezielt auch junge Leute ansprechen - mit dem Verkauf von Kapuzenpullis (Hoodies), mit dem Aufdruck "Spendet Wärme". Pro verkauftem Pulli zum Preis von 40 Euro soll eine Übernachtung finanziert werden. Der Löwenanteil der Aufbaugilde-Spender sei jenseits der 50, erläutert Finkbeiner.
Wichtiges Standbein der Aufbaugilde ist der Bildungspark. 3788 Teilnehmer im Bereich Qualifizierung und Bildung im Jahr 2017 bedeuten eine gewaltige Steigerung. Allein 500 Flüchtlinge besuchen die Deutschkurse. Gut angenommen werden auch die Angebote der Susanne-Finkbeiner-Schule.
Eine Stadt für alle
Auch die Theatergruppe der Wohnungslosenhilfe der Aufbaugilde, die Neckar-Vagabunden, will das Thema Wohnungsnot mehr publik machen, weil das Problem jeden treffen kann. Am Dienstag, 24. Juli, 18.15 bis 21 Uhr, auf der Inselspitze unter der Friedrich-Ebert-Brücke, "dreht sich alles um uns, ums Wohnen, um die Zukunft, um Heilbronn", heißt es in der Ankündigung für die Veranstaltung.
Unter dem Motto "Eine Stadt für alle" werden realistische und zukunftsweisende Ideen vorgestellt. Es gibt Schlafplätze zu erkunden, Lebensgeschichten zu lauschen, Installationen zu bestaunen, Filme zu sehen. Kontakt: heiko.grimmeis@aufbaugilde.de, Telefon 07131?3820649. Zur Expertenveranstaltung zur Wohnungsfrage von 2017 gibt es eine Fortsetzung im Landkreis unter dem Titel "Wohnen im Heilbronner Land − unbezahlbarer Luxus" am Samstag, 10. November. Am Mittwoch, 18. Juli, 19 bis 21 Uhr, geht es im Bildungspark ums Thema Europa.