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Waldheide als Mahnmal gegen Feindbilder und Nationalismus

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Am 37. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Waldheide gab es eine Kranzniederlegung. Das Gedenkkonzept zur Historie der Waldheide liegt wegen Corona noch auf Eis.

Larry Nichols, Garrison-Commander der International Veterans Association, und OB Harry Mergel (rechts) am Gedenkstein zum Pershing-Unglück.
Foto: Mario Berger
Larry Nichols, Garrison-Commander der International Veterans Association, und OB Harry Mergel (rechts) am Gedenkstein zum Pershing-Unglück. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Wer sich an diesem trüben Januartag der Waldheide nähert, ahnt nicht, was hier vor genau 37 Jahren passierte. An der Donnbronner Straße parken wenige Autos, Spaziergänger drehen ihre Runden. Und aus dem benachbarten Waldkindergarten dringt Kinderlachen. Wenige Schritte weiter ergibt sich ein ganz anderes Bild. Jenseits einer ausgedienten Hubschschrauberhalle der US-Army, die längst als Schafstall genutzt wird, stehen Oberbürgermeister Harry Mergel und Larry Nichols, Garrison-Commander der International Veterans Association, an einem Felsen. Ein Messingschild mit den Namen John Leach, Darryl Shirley und Todd Zephier und den Worten "Lest we forget" weist ihn als Gedenkstein des Pershing-Unglücks von 1985 aus.

OB: Es geht auch anders

Trotz Corona, so sagt der OB zur Stunde des Unglücks um 14 Uhr, sei es ihm wichtig, daran zu erinnern, dass hier auf dem damaligen US-Stützpunkt bei der Explosion eines Atomraketenmotors drei junge Männer ihr Leben verloren. "Dieser schreckliche Unfall barg nicht nur eine große individuelle Tragik", erklärte Mergel. Er habe der Welt dramatisch vor Augen geführt, welche Gefahr, welche Bedrohung der Kalte Krieg mit seinem Wettrüsten auch in Friedenszeiten darstellte. Aus diesem Grund sei der 11. Januar 1985 auch eine Mahnung, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.


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Dies könne man gerade heute, "wo Abrüstungsverträge gekündigt und wo Nationalismen und das Denken in Feindbildern wieder aufflammen", nicht laut genug betonen. Dabei zeige gerade dieser Ort, "dass es auch anders geht", betonte der OB. Denn durch die Annäherung zwischen Ost und West sei schließlich auch mitten im Stadtwald abgerüstet worden. "Der Raketenstützpunkt wurde demontiert, die Waldheide in eines unserer beliebtesten Naherholungsgebiete verwandelt, in ein Naturidyll."

Deutsch-amerikanische Freundschaft

Ex-Soldat Larry Nichols erinnerte an die Hochzeit der deutsch-amerikanischen Freundschaft, als die Waldheide noch nicht abgeschottet war und hier öffentliche Feste stattgefunden hätten. Er selbst sei hier in den 1970er Jahren im Einsatz gewesen und habe auf Hubschrauber im heutigen Schafstall "aufgepasst". Dabei warf er auch die Frage auf, was mit diesem letzten, ziemlich maroden Zeugen von Fort Redleg passiere. Wie eine Rathaussprecherin auf Stimme-Anfrage bestätigte, habe ein Ratsbeschluss für einen Neubau und für ein dezentrales Gedenkkonzept, in das auch Hangar-Teile integriert werden, nach wie vor Gültigkeit. Das Gesamtprojekt habe sich aber wegen Corona verzögert.


Offizielle Gedenkfeier

Am Sonntag, 16. Januar, 14 Uhr, findet auf der Waldheide die offizielle Gedenkfeier mit Vertretern von Soldatenverbänden, Polizei und Feuerwehr statt.

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