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Baugebiet Klingenäcker: Vorwürfe gegen Heilbronner Baudezernat

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Seit Jahren tauchen im Sontheimer Baugebiet Klingenäcker immer wieder neue Hindernisse auf, die die Erschließung des 4,8 Hektar großen Gebiets verhindern. Grundstücksbesitzer werden nun ein weiteres Mal vertröstet. Diesmal bremsen archäologischen Ausgrabungen die Bebauung aus.

Der Baustart auf den Sontheimer Klingenäckern verzögert sich erneut. Zunächst werden archäologische Grabungen durchgeführt.
Foto: Mario Berger
Der Baustart auf den Sontheimer Klingenäckern verzögert sich erneut. Zunächst werden archäologische Grabungen durchgeführt. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Jasmin Schwarz ist kaum noch zu bremsen, wenn es um das Sontheimer Baugebiet Klingenäcker geht. "Wir warten nicht nur länger, wir zahlen auch dafür, dass wir länger warten müssen. Das ist eine absolut desaströse Planung", ärgert sich die 38-Jährige, die dort ein Grundstück besitzt.

Ihr Ärger ist so groß, weil seit Jahren immer wieder neue Hindernisse auftauchen, die die Erschließung des 4,8 Hektar großen Gebiets verhindern. Jüngstes Problem: Bei der Sondierung des Geländes durch das Denkmalamt wurden jetzt auch noch 450 frühmittelalterliche Gräber entdeckt. Schon 2018 musste auf dem Gelände hinter der Matthäuskirche, auf dem 124 Gebäude entstehen sollen, der Bebauungsplan geändert werden, weil Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg auftauchten. Als die verfüllt waren, verzögerten Zauneidechsen die weiteren Planungen.

Kosten werden umgelegt

Ende des Jahres 2020 war schließlich bekannt geworden, dass archäologische Ausgrabungen notwendig werden. Bei einer Online-Konferenz am 5. Mai mit Baubürgermeister Wilfried Hajek haben die Anwohner schließlich erfahren, dass wegen der neu entdeckten Gräber auch weitere Grabungen stattfinden müssen. "Warum die Stadt den Auftrag nicht schon viel früher erteilt hat, ist uns ein Rätsel", ärgert sich Jasmin Schwarz. Nun soll das ganze Baugebiet umgegraben werden "Da bleibt keine Scholle auf der anderen", ist sich Schwarz sicher. Sie rechnet damit, dass die Grabungen frühestens im Oktober beginnen. Im Mai habe es noch geheißen, im Sommer sei Grabungsbeginn. Die Anwohner mussten vorab zustimmen, dass die Kosten dafür zusätzlich auf die Erschließungskosten umgelegt werden.

Immerhin läuft jetzt die Ausschreibung. "Nach der Angebotseröffnung am 14. September werden die Bietergespräche geführt, dabei ist der Grabungsbeginn ein Vergabekriterium", versichert Jens Boysen, stellvertretender Leiter im Amt für Straßenwesen.

 


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Jahrelange Verzögerungen

Welche Dimension die jahrelangen Verzögerungen im Baugebiet angenommen haben, zeigt ein Blick ins Archiv der Heilbronner Stimme. Dort steht in einem Artikel vom 11. April 2008 "nach 30 Jahren kommt das Plangebiet Klingenäcker am südlichen Ortsrand von Sontheim auf die Zielgerade". Dort verharrt es offensichtlich noch immer.

Sauer ist auch ein Familienvater (Name der Redaktion bekannt), der im Sommer 2020 ein Grundstück auf den Klingenäckern gekauft hat. Zuvor hatte er fünf Jahre nach einer Fläche gesucht. "Wir haben vor Glück geweint, als wir den Zuschlag bekommen haben", schildert der Vater zweier Kinder. Er ging wie viele Anwohner fest davon aus, dass die Erschließung im Frühjahr 2021 beginnt, wie es die Stadt versprochen hatte. "Wir haben erst über die Presse erfahren, dass der Termin verschoben wird", schildert der 37-Jährige, der geschockt war, als er im Mai von den weiteren Verzögerungen erfuhr. "Warum hat die Stadt die lange Zeit nicht genutzt, um die Erschließung vorzubereiten, das ist doch unglaublich", betont er. Für ihn ist die Verschiebung auch finanziell ein Desaster, denn der Bauplatz sollte zusammen mit dem Hausbau finanziert werden.

Weitere Kostensteigerungen

Deshalb zahlt der Käufer derzeit nur die Zinsen. Hinzu kommen steigende Materialpreise. "Wir rechnen mit Kostensteigerungen von 10 bis fünfzehn Prozent", ärgert sich der Familienvater. Er geht inzwischen davon aus, "dass wir frühestens 2023 bauen können". Die Stadt hält einen Baustart im kommenden Jahr für möglich. "Eine erste Bebauung in Teilbereichen des Baugebiets ist nach aktuellem Kenntnisstand voraussichtlich 2022 denkbar", sagt Jens Boysen.

Dabei erinnert sich Jasmin Schwarz noch gut an eine Bürgerversammlung im September 2019 mit Oberbürgermeister Harry Mergel. "Damals sagte der OB, dass der Erschließung im Herbst 2020 nichts mehr im Wege steht", betont die Sontheimerin.

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