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Weiter warten aufs Traumhaus in Sontheim

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Die archäologische Grabungen auf den Klingenäckern im Heilbronner Stadtteil Sontheim dauern länger als erwartet. Baustart wird wohl nicht vor 2022 sein. Kritik gibt es an der städtischen Informationspolitik.

Der Start im Sontheimer Baugebiet verzögert sich erneut. Foto: Berger
Der Start im Sontheimer Baugebiet verzögert sich erneut. Foto: Berger  Foto: Berger, Mario

Der Ärger um das neue Baugebiet Klingenäcker im Heilbronner Stadtteil Sontheim wächst. Nun hat den rührigen Bezirksbeiratsvorsitzenden des Heilbronner Stadtteils, Wolfram Rudolph, eine Zeitungsanzeige in der Heilbronner Stimme auf die Palme gebracht. Dort wird ein Bauplatz in besagtem Neubaugebiet zum Kauf angeboten, mit dem Zusatz "ohne Bauzwang".

Neue Verzögerungen

Für Rudolf ist das ein klares Zeichen, dass sich der Baubeginn für das seit Jahren geplante und von der Bevölkerung regelrecht herbeigesehnte Baugebiet weiterhin nach hinten verschiebt.

Schon Ende des Jahres 2020 war bekannt geworden, dass auf dem baureifen 4,8 Hektar großen Gelände hinter der Matthäuskirche archäologische Ausgrabungen notwendig werden. Deshalb konnten die geplanten Erschließungsarbeiten für die 90 Grundstücke mit 124 Gebäudeeinheiten, die dort entstehen sollen, nicht ausgeschrieben werden. Jetzt erhielten Bauinteressenten die Nachricht, dass noch nicht einmal die Beauftragungen für diese Rettungsgrabungen erteilt sind.

Unverständnis über Vorgehen

"Ich habe beim Landesdenkmalamt angerufen, und man hat mir mitgeteilt, dass das Amt mindestens ein bis eineinhalb Jahre für den Start der Ausgrabungen braucht", ärgert sich Jasmin Schwarz. Die 38-Jährige versteht nicht, dass man die Grabungen nicht während der Verfüllung der alten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg miterledigt hat, die unter dem Baugebiet liegen. Das war im Jahr 2017.

"Wir haben in den Klingenäckern ein Grundstück und warten seit Jahrzehnten darauf, endlich bauen zu können", sagt Jasmin Schwarz. Tatsächlich schrieb die Heilbronner Stimme schon am 11. April 2008: "Nach 30 Jahren kommt das Baugebiet auf die Zielgerade." Seit mehr als 40 Jahren gibt es schon Pläne für die Erweiterung des Heilbronner Stadtteils. Doch diese Ziellinie erwies sich offenbar als Sackgasse. "Wir wollen aber nicht mehr ewig warten", macht Jasmin Schwarz klar. So geht es offenbar vielen Familien in und um Sontheim. "Das ist eine Katastrophe. Viele Leute stehen Gewehr bei Fuß und werden nun immer weiter vertröstet", kritisiert Wolfram Rudolph.

Keine Planungssicherheit

Andrea und Frank Trunzer zählen dazu. "Wir haben schon die Pläne für unser Traumhaus in der Schublade und wollen eigentlich spätestens in zwei Jahren einziehen", betont Andrea Trunzer, deren jüngster Sohn vor vier Wochen auf die Welt gekommen ist. Das Grundstück haben die gebürtigen Sontheimer, die auch einen dreijährigen Sohn haben, von den Eltern bekommen. Einige zusätzliche Quadratmeter haben sie zugekauft. "Wir wollten unbedingt, dass unsere Kinder im Eigenheim aufwachsen und überlegen uns jetzt, ob wir umdenken sollen", sagt Andrea Trunzer. Derzeit lebt die vierköpfige Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Sontheim.

Kosten auf Anwohner umgelegt

Für Jasmin Schwarz ist auch die Informationspolitik der Stadt nicht nachvollziehbar. "Im Gespräch mit den Bauarbeitern haben wir zufällig erfahren, dass wohl Rettungsgrabungen notwendig sind", sagt die 38-Jährige. Diese führen aber nicht nur zu der nochmaligen Zeitverzögerung, auch zusätzliche Kosten für die Anwohner stehen im Raum. Das habe die Stadt auf Anruf bestätigt. "Die Grabungen auf öffentlichem Gelände werden auf die Anwohner umgelegt, die Grabungen auf privatem Gelände müssen von den Eigentümern bezahlt werden", hat Jasmin Schwarz erfahren.

Das Rathaus bestätigt dies. "Die Kosten werden auf alle Beteiligten umgelegt. Die Stadt ist selbst mit etwa 50 Prozent dabei", sagt Wilfried Hajek. Der Baubürgermeister unterstreicht auch, dass die Klingenäcker eine "schwierige Erschließungsmaßnahme" sind. Mit dem Landesdenkmalamt sei man in gutem Austausch. "Erst nach einem abschließenden Bericht über die Sonderungsergebnisse können die Erschließungsarbeiten ausgeschrieben werden", betont Hajek.

Keine Infos von der Stadt

Für die Sontheimer Bauwilligen ist das mehr als ärgerlich. "Es gibt Leute, die sich Fertighäuser gekauft haben, für die wird die Verzögerung teuer", weiß Jasmin Schwarz. Wolfram Rudolph findet es ein Unding, dass er nicht informiert wird. "Dass man auch niemanden im Bürgeramt informiert hat, wundert mich noch mehr", sagt der Sprecher des Sontheimer Bezirksbeirats.

Der Aufstellungsbeschluss für das Sontheimer Baugebiet Klingenäcker stammt vom 24. Juli 2002. Es dauerte jedoch bis Juli 2017 bis Gespräche zur Umlegung des Geländes begannen. Im Januar 2018 mussten die Baupläne wegen der Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg geändert werden. Beim zweiten Umlegungsgespräch wurde bekannt, dass Zauneidechsen umgesiedelt werden müssen. Auf der Bürgerversammlung Ende 2019 wurde die Erschließung im Herbst 2020 versprochen. Anfang 2021 wurde bekannt, dass Rettungsausgrabungen die Erschließung weiter verzögern. 

 

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Kommentare

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Andreas Krebs am 06.03.2021 19:54 Uhr

Als wir im vergangenen Jahr (2020) ein Grundstück in den Klingenäcker erworben haben, konnten wir unser Glück kaum fassen. Schließlich war die Nachfrage für dieses potentielle Neubaugebiet extrem hoch.
Jedoch ist es bisher eine reine Katastrophe! Vor allem die fehlenden Informationen für die Grundstücksbesitzer sind im heutigen Zeitalter nicht nachvollziehbar.

Meiner Meinung nach sollten wir Grundstücksbesitzer eine Initiative starten, damit wir gemeinsam gegen dieses amateurhafte Verhalten der Beamten vorgehen und endlich mal Klarheit bekommen, wann es hier überhaupt weitergeht. Auch die Kosten, die im Rahmen der Ausgrabung entstehen, sollten klar benannt werden.

Bisher ist es eine reine Schikane!

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