Verkaufsoffener Sonntag zum Weindorf: Passt das zusammen?
Wein probieren und shoppen, dieses Angebot kommt bei Besucher in Heilbronn am Sonntag gut an. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Ein Stimmungsbild aus der Innenstadt.

Shopping und Wein passen für Monika Thier und Ulrich Herzog hervorragend zusammen. Sie wundern sich, dass nicht schon früher jemand auf die Idee zu dieser Kombination gekommen ist. Die beiden sind am Sonntag früh aus Böckingen gekommen, damit sie für ihre Fahrräder einen guten Parkplatz zum Anschließen finden. Für das Shopping haben sie keine Einkaufsliste, das wird ein Spontankauf. Bei der Weinauswahl sind sie da schon wesentlich konkreter. Sie wird einen Weißherbst oder Riesling wählen und für ihn darf es bei den Temperaturen ein kühler Riesling sein.
Stationär ist das Weinangebot am Eingang der Stadtgalerie. Marielena Maltzan möchte jetzt schon den 15. Geburtstag der Stadtgalerie bekanntmachen, Christian Hess von der Sitt Weinbar geht es um die Produkte aus der Steillage Kirchheims, die durch diese Art der Werbung wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt werden sollen. Es gibt beim blauen VW-Bully ein Geburtstagsglas und verschiedene Weine. Bekannt werden soll auch der Absacker "das Glas Wein danach" und die samstägliche "after Party."
Verkaufsoffener Sonntag zeitgleich mit dem Heilbronner Weindorf
Noch mehr los ist auf dem Kiliansplatz, wo das Bioweingut Seybold seinen Rosé feinherb und den Grauburgunder trocken präsentiert. Ein älteres Ehepaar probiert den Rosé und findet ihn sehr gelungen. Die beiden haben eine Affinität zu guten Tropfen, wissen aber aus Erfahrung, dass teuer nicht immer "gut" bedeutet. Einen wichtigen Beitrag zur guten Stimmung liefern die Straßenmusiker. Wie Johannes Büttner und Felix Borel, die Schrammelmusik und Lieder von Georg Kreisler präsentieren, erhalten auch sie Beifall von den Passanten.
Sein Glas Weißherbst genießt ein Ehepaar aus Roigheim an einem Fass in der Kirchbrunnenstraße. Sie haben von dem Event gelesen und finden die Verbindung gut. Nicht so gut finden sie das Verkaufsgespräch der zwei Frauen mit dem Bollerwagen. Die erklärt erst am Schluss, dass der Glaskauf obligatorisch sei, das Ehepaar ist von einer kostenlosen Zugabe ausgegangen.
Unter einem Baum in der Sülmerstraße haben sich währenddessen Elisa und Marc Bleass mit Tochter Marie (2) niedergelassen. Seit seinem Studium in Heilbronn fühlt sich Bleass, der jetzt in Böblingen wohnt, der Stadt verbunden. Er lobt die vielfältigen Veranstaltungen hier. Seit dem "genialen" Picknickkorb von Rolf Willy zu Corona-Zeiten sind sie dem Winzer verbunden und schlürfen einen Grauburgunder. Sie sind schon vormittags angereist, haben hier gefrühstückt, wollen vielleicht noch ein paar Klamotten kaufen und auch noch übers Weindorf schlendern.
Künstliche Intelligenz für Wein-Empfehlungen
Ein interessantes Angebot findet man seit der Weindorferöffnung in der Tourist-Information in der Kaiserstraße. Dank künstlicher Intelligenz genügt dem "kognitiven Dienstleister" ein spontan aufgenommenes Foto, um den individuellen Lieblingswein herauszufinden. Allerdings ist Susanne Kühner mit dem vorgeschlagenen Muskateller nicht ganz einverstanden, ihr wäre ein Chardonnay lieber. Auch die Mitarbeiterin hat ihre Zweifel am Ergebnis, denn bei drei Versuchen bringt die Station jedes Mal ein anderes Ergebnis.
Nicht so positiv wie die Besucher beurteilen die beteiligten Geschäfte die Verbindung von Shopping und Wein. Restaurants und Eiscafés sind recht gut besucht und Karl-Josef Jochim und Fabienne Happold, beide im ehemaligen Sporthaus Saemann, sind zufrieden mit Laufkundschaft und Verkäufen. Das trifft aber nicht auf Hedwig Cicolelli vom Cico-Schauhaus zu, und auch Petra Kern von der Boutique Viva findet den Zeitpunkt für den verkaufsoffenen Sonntag sehr ungünstig – es ist einfach zu heiß.