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Traumwetter lockt Menschen in Massen aufs Heilbronner Weindorf

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Bei mediterranen Temperaturen bis in die Nacht hinein erlebte das Heilbronner Weindorf am Freitag und Samstag einen Traumstart. An diesem Sonntag ist in der City zudem ein Einkaufssonntag angesagt.

Roswitha und Thomas Damaske sind tatsächlich in Jöhlingen-West bei Karlsruhe in die Stadtbahn eingestiegen, um nach genau einer Stunde und 22 Minuten Fahrzeit am Marktplatz auszusteigen, also direkt vor den Toren des Heilbronner Weindorf. Patroulliert von Sicherheitskräften mit gelben Westen und weiß-roten Bändern erreichen sie über das frisch verlegte Betonpflaster der Kaiserstraße im Pulk das Festgelände. Dort treffen sie einen alten Freund: Thomas Trocha aus Untergruppenbach. "Ich habe natürlich den Bus genommen." Einem unbeschwerten Bummel steht nichts mehr im Weg, sieht man einmal von vielen Gleichgesinnten ab, die sich im dichten Gedränge, teils im "Gegenverkehr" und meist mit einem Stielglas in der Hand rund ums Rathaus schlängeln und drängeln.

Bis Sonntagabend wohl 100 000 Besucher

Wie viele Besucher zum Auftaktwochenende den Weg aufs größte Weinfest weit und breit gefunden haben, ist schwer zu sagen. Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) geht davon aus, dass es bis Sonntagabend rund 100.000 sein werden, wobei die Leute wegen der Hitze später kommen. Anders als an manchen Vorjahre-Samstagen waren die Gassen nicht völlig verstopft. "Dies liegt daran, dass die Passantenströme durch einige Umbauten flüssiger sind", erklärt Nico Weinmann vom Verkehrsverein. Überall traf und trifft man auf strahlende Gesichter, freilich mit kleinen Abstrichen. So bilden sich etwa am neuen Teinacher-Stand am Marktplatz oder bei Erwin Gollerthan zeitweise lange Schlangen, und in einer Lounge scheint eine Bedienung völlig den Überblick verloren zu haben.


Zufriedene Gastronomen

Insgesamt scheint aber alles friedlich. "Alles im Griff", gibt Polizist Pascal Reiß zu verstehen, als er sich mit seinen Kollegen den Weg durch die Rosengasse bahnt, wo Metzgermeister Uwe Nothwang seine Kochendorfer Knacker und andere schwäbische Klassiker unters Volk bringt. Gleich gegenüber gönnt sich Dietmar Sandel an einem Bistrotisch neben seinem Mitterer-Stand ein Päuschen, prompt gesellt sich Kollege Otto Gollerthan hinzu, dessen Familie inzwischen den Raclette-Stand betreibt, während Sohn Erwin neben seinem Manager-Job bei Lidl, an der Lohtorstraße eine Laube umtreibt. "Nächstes Jahr gestalten wir das Ganze um", berichtete er.

Neueinsteiger kommen gut an

Drei Gastronomen sind wie berichtet dieses Jahr neu im Dorf vertreten. Während ihre Stände optisch nicht mit vielen etablierten mithalten können, scheint der Inhalt zu stimmen. "Ich war ja skeptisch, Fisch im Weindorf?", sagt Wolfgang Müller, der lange einen Feinkostladen betrieb. "Aber dieses Lachshäppchen bei ... ist erste Sahne." Auch die vietnamesischen Spezialitäten vom Restaurant Anroll und die Pinsa aus dem Dinette-Holzopfen.


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Rosè und Weißwein hoch im Kurs

Im Mittelpunkt freilich standen und stehen noch bis Sonntag 370 Weine und Sekte. Reinhold und Petra Lustig aus Obergriesheim etwa schwören auf Schiller und meinten, "diese alte Württemberger Spezialität wird unter Wert verkauft". Solche Rosés, Weißherbste und Blanc de Noirs hoch im Kurs, aber auch Weißweine. Hier und da floss auch warmer Rotwein. "Wir stellen unsere Roten grundsätzlich in den Kühlschrank, den Trollinger sowieso, aber auch den Lemberger", gibt Björn Heinrich zu verstehen, während direkt neben dem G.A.-Stand ein Namensvetter steht: Oenologe Stefan Heinrich. Er ist an der Lixstraße in Heilbronn aufgewachsen und arbeitet heute bei der Seifried Estate Winery in Nelson/Neuseeland. Während es am anderen Ende der Welt erst Frühling wird, steht bei Tanja und Jürgen Zipf aus Löwenstein, wie bei fast allen Wengertern im Lande, die Traubenlese vor der Tür. "Wer seine Hausaufgaben gemacht hat, kann mit dem 2023er tolle Weine gewinnen", meint Zipf. Ähnlich sieht es Monika Drautz, die zwar keinen eigenen Stand mehr betreibt, mit Drautz-Able-Weinen aber nach wie vor in der Wein-Villa vertreten ist. Dort tauchen irgendwann auch Roswitha und Thomas Damaske auf. Sie sind sich noch unschlüssig, welche Stadtbahn sie nehmen. "Hier ist es einfach so schön: die tollen Stände, der Wein, wunderbar!", beteuert der gebürtige Kieler. Und seine Frau meint: "Die letzte fährt um 23.51 Uhr dann wären wir um 1.22 Uhr daheim."

Sonntags in der City shoppen

Die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) und die Heilbronner Kaufleute laden an diesem Sonntag, 10. September, von 13 bis 18 Uhr zum „Sonntags-Shopping“ – nicht zu verwechseln mit dem Sonntagsschoppen, wobei auch hier Wein im Spiel ist. Regionale Winzer ziehen mit Leiterwägelchen durch die City und bieten rund um 170 Stehfässer gute Tropfen an.

 

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