Prozess um Schlag mit Tequilaflasche: Vater der Toten spricht von Gewalt in langjähriger Beziehung
Dem folgenreichen Schlag mit einer Tequilaflasche, der dem Angeklagten vorgeworfen wird, ging offenbar eine Eskalation bei einem Spieleabend voraus. Das schildert der Vater der Getöteten. Sechs Jahre zuvor sei er selbst vom Freund seiner Tochter und dessen Brüdern zusammengetreten worden.

"Katastrophe", dieses Wort nimmt der 54-jährige Heilbronner im Zeugenstand des Heilbronner Landgerichts immer wieder in den Mund. Im vergangenen November starb seine Tochter in seiner Wohnung. Sie war die Freundin des Mannes, der ihm am Dienstag (11. Oktober) schräg gegenüber auf der Anklagebank sitzt.
Staatsanwältin Sabrina Klaiber wirft dem 30-Jährigen Totschlag und Körperverletzung vor. Er soll nach einem Streit mit einer Tequilaflasche so stark auf den Kopf seiner Lebensgefährtin geschlagen haben, dass sie in der gleichen Nacht an den Verletzungen starb.
Zeuge widerspricht Darstellung des Angeklagten
Minutiös kann sich der Vater der Toten an den Abend des 5. November 2021 nicht mehr erinnern. Was er aber aussagt, widerspricht der Darstellung, die der Beschuldigte am ersten Prozesstag als Einlassung von seinem Anwalt hat verlesen lassen. Laut Angeklagtem habe der 54-Jährige nämlich immer wieder provoziert und ihn als "Kanaken" betitelt. Und damit den Grundstein für die Eskalation an diesem Abend gelegt. Die Tat bestreitet der Angeklagte. Die Verletzung am Kopf sei ein Unfall gewesen.
Situation spitzt sich weiter zu
Ganz anders der Vater der Getöteten: Einen Streit zwischen ihm und dem Beschuldigten habe es nicht gegeben. "Ich wollte einfach nur, dass er geht", so der 54-Jährige. Denn im Laufe des Abends sei es zu einem heftigen Streit zwischen dem Angeklagten und seiner Tochter gekommen. "Ich bin frisch in die Wohnung eingezogen. So einen Zirkus wollte ich hier nicht haben." Zunächst habe er beide aufgefordert zu gehen. Als sich die Situation weiter zugespitzte, habe er nur noch den Angeklagten aus der Wohnung raushaben wollen.
Pokerspiel mit Tequila und Snacks
Dabei sei die Stimmung an diesem Abend lange gut gewesen. Am Nachmittag habe man sich zum Pokerspiel verabredet und Tequila, Wein und Snacks gekauft. "Wir haben getrunken, gegessen, gespielt", erinnert sich der Vater der Getöteten. Doch dann sei die Stimmung plötzlich gekippt. "Es gab lautes Geschrei und Hektik. Es ist eskaliert", erinnert sich der 54-Jährige.
Die Frau und der Angeklagte seien aneinandergeraten, weil der 30-Jährige den damals siebenjährigen Sohn seiner Freundin geschlagen und dessen Kopf in einer Tür eingeklemmt haben soll.
Vier Jahre alte Bilder zeigen blutende Kopfwunde
Von körperlichen Auseinandersetzungen habe er an diesem Abend nichts mitgekommen. Vom mutmaßlichen Schlag mit der Tequilaflasche habe er erst am nächsten Morgen erfahren. Dass der Angeklagte im Laufe seiner Beziehung seine Tochter immer wieder geschlagen habe, wisse er dagegen. Er legte dem Gericht Bilder vom Mai 2018 vor, die seine Tochter mit blutender Kopfwunde zeigten.
Zwei Faustschläge auf die Schläfen
Auch Bilder von seinen eigenen Verletzungen legte der Zeuge dem Gericht vor. Denn bereits in der Halloweennacht 2015 soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit seinen beiden Brüdern bei Siegelsbach den Vater seiner Freundin zusammengeschlagen haben. "Ich bekam von ihm zwei Faustschläge auf die Schläfen", erinnert sich der Zeuge. Als er auf dem Boden lag, hätten mehrere Personen auf ihn eingetreten.
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