Synodaler Weg sorgt für gedämpfte Hoffnung unter Katholiken
Nach den vielen Negativschlagzeilen öffnen sich für Katholiken Lichtblicke durch die Tagung zum "Synodalen Weg". Am Samstag lädt die Reformbewegung "Konzil von unten" nach St. Augustinus in Heilbronn.

Missbrauch ohne Ende, Lügengebäude bis hinauf zum emeritierten Papst und das Outing von 125 kirchlichen Mitarbeitern, die von Diskriminierung, Angst und Zerrissenheit berichten. Die katholische Kirche ist denkbar schlecht ins neue Jahr gestartet. Doch nach dem Erdbeben gibt es offenbar auch Lichtblicke, zumindest in Deutschland.
So hat der schon 2019 begonnene Gesprächsprozess namens Synodaler Weg zum vergangenen Wochenende hin etliche heiße Eisen angepackt und tiefgreifende Reformen in Aussicht gestellt. Ob die aber alle umgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt: im Vatikan.
Große Mehrheit für Reformen
Der Pflichtzölibat soll abgeschafft werden. Frauen sollen zumindest Diakoninnen werden können. Homosexualität soll keine Sünde sein: Sätze, die teils jahrhundertelang wie in Zement gegossen waren, wurden von den Tagungsteilnehmern in Frankfurt in Frage gestellt und umformuliert, mit Mehrheiten von rund 80 Prozent. Selbst der sonst eher bedeckte Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, spricht von einem "großen Erfolg". Er betont aber auch: "Da muss noch sehr viel Überzeugungsarbeit in den Foren und auch bei uns in der Bischofskonferenz geleistet werden." Einen "wirklichen Schritt der Erneuerung" konstatiert er in Fragen der stärkeren Mitwirkung aller Gläubigen. Der Bischof sieht für sich nun auch eine Verpflichtung, "die Struktur unserer Diözese nach diesen Texten weiterzuentwickeln".
Themenabend in St. Augustinus
Solche Signale hört man an der Basis wohl: zum Beispiel in St. Augustinus Heilbronn und St. Martinus Sontheim. Die beiden Kirchengemeinden laden am Samstag, 12. Februar, in die Augustinuskirche und anschließend ab 19.30 Uhr in den Gemeindesaal, "um neue Impulse zu geben und vielleicht auch die Kirche von unten her zu erneuern und neue Wege zu gehen", erklärt Kirchengemeinderat Martin Streicher. Den Auftakt bildet um 18.30 Uhr ein Gottesdienst. Im Anschluss wird ab 19.30 Uhr der Rottenburger Pfarrer Dr. Wolfgang Gramer von der Aktionsgemeinschaft "Konzil von unten" über diese Reformbewegung sprechen und Impulse zur offenen Diskussion geben. Die Initiative versteht sich als basisnahe Ergänzung zum "Synodalen Weg" (siehe auch Kasten links).
Zehn Jahre alt und immer noch aktuell
Ein Grundproblem seiner Kirche bringt Uli Wörner aus Obergriesheim in einer Karikatur auf den Punkt. "Das Traurige daran", so sagt er, "der Cartoon ist zehn Jahre alt und leider immer noch aktuell". Er entstand 2012, als die Kirchengemeinde Obergriesheim eine Staffel-Radtour nach Rottenburg unternahm und dem Bischof "praktisch die gleichen Anliegen vorgetragen hat, wie sie aktuell zu hören sind". Das Motto des Katholikentags von 2012 wird auf Uli Wörners Karikatur vom Vatikan ausgebremst. 2022 findet der deutsche Katholikentag übrigens in Stuttgart statt: vom 25. bis 29. Mai. Für Diskussionsstoff ist gesorgt.
Reformbewegung Konzil von unten
Die Reformbewegung "Konzil von unten"versteht sich als Ergänzung zum "Synodalen Weg". Sie lädt am Samstag, 12. Februar, 18.30 Uhr, in die Heilbronner Augustinusgemeinde. Zentrale Forderungen: Über ein Konzil der Weltkirche Reformen herbeiführen; Machtstrukturen überwinden, synodale Strukturen und transparente Entscheidungsprozesse ausbauen; ansprechende Verkündigung; neue Zugänge zu Ämtern mit Gleichstellung der Geschlechter; mehr Basisbezug; die erstarrte Sexualmoral überwinden, für eine lebbare, dem Gewissen verpflichtete moralische Orientierung; Trennung der Kirchen überwinden.


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