Streik an SLK-Kliniken: Mitarbeiter fordern mehr Gehalt und eine bessere Patientenversorgung
Etwa 500 Streikende starten am Mittwochmorgen (15.03.) gegen 9.30 Uhr am Parkplatz Gesundbrunnen zum Kiliansplatz. Die Gewerkschaft Verdi hatte Mitarbeiter der SLK-Kliniken zum Streik aufgerufen. Eine Notdienstvereinbarung greift.
Der Streikaufruf gilt seit dem 14. März, 6 Uhr. „Natürlich hat der Streik Auswirkungen auf den gesamten SLK-Verbund – wir müssen mit Einschränkungen zurechtkommen“, erklärt SLK-Pressesprecher Mathias Burkhardt am Dienstag (14.03.). „Dies bedeutet konkret, dass nur sechs von 26 OP-Sälen besetzt sind.“ Für die OP-Besetzung im Streikfall gibt es eine Notdienstvereinbarung zwischen SLK und Verdi. Burkhardt: „Dadurch wird einerseits die Gefährdung von Patienten ausgeschlossen, andererseits garantiert sie das Streikrecht der Beschäftigten. Wir haben nach der Streikankündigung im Vorfeld bereits weniger Patienten einbestellt.“
Ein Großteil der Aufgerufenen befand sich am Dienstag (14.03) laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Arne Gailing im stillen Streik. Schätzungen Gailings zufolge um die 300 bis 350 Beschäftigte, die die Zeit dafür nutzten, Plakate und Reden vorzubereiten.
Forderungen: Mehr Wertschätzung für Fachleute
„Die Forderungen sind 500 Euro monatlich mehr und 200 Euro für Azubis. Dann geht es darum, dass uns die Altersteilzeit weggenommen und die Tarifverträge geändert werden sollen. Sie dürften dann das Gehalt kürzen, wenn die Klinik rote Zahlen schreibt“, fassen es die Intensiv-Schwestern Nina Hamberger und Jana Bertleff zusammen. Beide erhoffen sich mehr Wertschätzung für den Pflegeberuf.
Verdi-Gewerkschaftsekretär Arne Gailing wirkt zufrieden mit den etwa 500 Streikenden, die sich mit selbstgebastelten Plakaten auf dem Parkplatz versammelt haben. „Der Gesetzgeber hat viele Schlupflöcher“, sagte Gailing. „Es gibt zum Beispiel eine Personaluntergrenzenverordnung. Wenn man als Arbeitgeber davon abweicht, muss man eine Strafzahlung leisten. In vielen Fällen ist es für den Arbeitgeber günstiger, die Strafzahlung in Kauf zu nehmen, statt ausreichend Personal einzusetzen.“
Klatschen zahlt die Miete nicht
Krankenschwester Birgit Scheberta schwenkt ein selbstbemaltes Banner aus Stoff: „Nurses outside = something went wrong inside“. Die Aussage erklärt sie folgendermaßen: „Wenn Mitarbeiter auf die Straße gehen, stimmt etwas nicht mit dem System.“ Ihr Begleiter Karsten Weigel ergänzt: „Eine Kollegin hat mir kürzlich erzählt, dass sie eine halbe Stunde eher zum Dienst gehe, um älteren Patienten, die Unterstützung beim Essen brauchen, zu versorgen. So hat wahrscheinlich jeder hier eine Geschichte zu erzählen.“
Australierin Heidi Klinkermann arbeitet seit 20 Jahren in Deutschland im Pflegesektor. „Klatschen zahlt die Miete nicht“ steht auf ihrem Plakat. „Während der Pandemie haben alle für das Pflegepersonal applaudiert, mehr Geld gab es trotzdem nicht“, sagt Klinkermann, die auch in England in der Pflege tätig war. „Während einer Nachtschicht kommen wir auf drei Pflegekräfte bei 72 Patienten und acht Stunden. Eine einfache Rechnung, die beweist, dass Patienten unterversorgt sind. Wenn es mehr Geld gäbe, würde es mehr Menschen den Anreiz schaffen, in die Pflege zu gehen – was sich wiederum auf die Patientenversorgung niederschlagen dürfte“, so Klinkermanns
Überlegungen.
Daseinsvorsorge sichern
Der Zug setzt sich Richtung Kiliansplatz in Bewegung. Aus schweren Boxen weht die Band Queen herüber: „Don`t stop me now“. Verdi-Fachbereichsleiterin Irene Gölz reiht sich in den Zug ein und erklärt: „Wenn jemand von Audi eine neue Hüfte braucht und acht Wochen darauf warten muss weil es in den SLK-Kliniken zu wenig Personal gibt, dann ist er vier Wochen länger arbeitsunfähig, als eigentlich nötig. Die Arbeitskraft fehlt. Wer versucht, die Wirtschaft am Laufen zu halten, muss Daseinsvorsorge sichern. 300.000 Stellen gibt es im öffentlichen Dienst, die nicht besetzt sind, da sie finanziell nicht attraktiv sind. Im Gesundheitswesen ist es nicht nur so, dass wir wenig Geld bieten, sondern wir wollen zudem noch die Möglichkeit haben, Gehälter abzusenken, wenn es uns schlecht geht. In einer Zeit, in der händeringend nach Personal gesucht wird, die Botschaft an die Beschäftigten zu senden: 'Wir geben euch ein bisschen etwas. Wenn es uns allerdings finanziell schlecht geht, wollen wir die Möglichkeit haben, eure Gehälter zu kürzen.'“ Für Fachbereichsleiterin Irene Gölz ist das schleierhaft.
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