Heilbronner Stadtarchiv arbeitet bewegte Geschichte der Waldheide auf
Die Heilbronner Waldheide hat eine bewegte Historie. Das Stadtarchiv arbeitet an einem dezentralen Erinnerungskonzept mit Tafeln und QR-Codes. Der Abbruch des letzten Army-Gebäudes liegt derweil auf Eis.

Wer heute auf der Waldheide im Stadtwald zwischen Heilbronn und Weinsberg spazieren geht oder joggt, kann sich schwer vorstellen, dass hier Atomraketen lagerten - und einer ihrer Motoren 1985 explodierte.
Abgesehen von einem vom Wald eroberten Wachturm gibt es nur noch einen einzigen baulichen Zeugen des einstigen Fort Redleg: einen Hubschrauberhangar, der als Schafstall dient. Die Stadt wollte ihn eigentlich 2018 sang- und klanglos abreißen und durch einen Neubau ersetzen.
Nach Protesten geschichtsbewusster Heilbronner verständigte man sich auf Initiative von SPD und Grünen darauf, wenigstens Teile zu erhalten und in ein dezentrales Erinnerungskonzept zu integrieren. Während der Neubau nun auf Eis liegt und der Stall provisorisch gesichert ist, arbeitet das Stadtarchiv derzeit "intensiv" die Historie auf.
Zehn Info-Stationen auf der Waldheide
Laut Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk sollen auf dem Gelände zehn Stationen installiert werden, mit Infos über die Geschichte der Waldheide vor Ort, aber auch mit Zusatzinfos, die man per QR-Code abrufen kann. Sie basierten auf Forschungen des Stadtarchivs sowie auf einer Geschichtswerkstatt mit Zeitzeugen. Inhaltlich gehe es um die gesamte Historie der Waldheide, wobei die Stationierung der Pershing-Raketen und die Friedensbewegung "eine herausragende Rolle spielen", erklärt Schrenk.
Ursprünglich als Acker und Weide genutzt, wurde die Waldheide erst im 19. Jahrhundert in Teilen aufgeforstet. Ab 1883 diente sie als Exerzierplatz, 1935 zudem als Flugplatz. 1953 baute die US-Army die Landebahn aus, 1970 wurde sie befestigt. 1977 kamen die ersten Pershing-Raketen, aber erst mit dem Unfall von 1985 wurde die Stationierung der Atomwaffen öffentlich. Trotz Friedensdemonstrationen wurde die Festung bis 1990 weiter ausgebaut und gesichert. 1991 zog die Army ab.
1992 kaufte die Stadt das Gelände dem Bund für 850.000 Mark ab und renaturiert alles für 2,6 Millionen Mark. Bis 1994 waren in Mannschaftsunterkünften Asylbewerber untergebracht. 1996 wurde die Hochfläche, deren Callunaheide teils unter Naturschutz steht, mit einem Fest offiziell den Bürgern von Heilbronn zurückgegeben.
Kranzniederlegung und Gedenkfeier
Oberbürgermeister Harry Mergel legt am Mittwoch, 11. Januar 2023, um 14 Uhr am Gedenkstein unweit des Hangars einen Kranz nieder. Am Sonntag, 15. Januar, 14 Uhr, hält die International Veterans Association dort eine Gedenkfeier.