Stadt und Audi testen Stickoxidfilter neben Heilbronner Messstelle
Laut Umweltbundesamt wurde der Grenzwert für Stickoxide in der Weinsberger Straße in Heilbronn 2018 erneut deutlich überschritten. Die Stadtverwaltung versucht nun in Zusammenarbeit mit Audi, die Luft an der Messstelle zu filtern.

Im Kampf gegen mögliche Fahrverbote in Heilbronn haben Audi und die Stadt unweit der Messstelle in der Weinsberger Straße einen Stickoxid-Filter aufgestellt. Vergangenes Jahr war dort die Stickoxid-Belastung zwar zurückgegangen, mit durchschnittlich 52 Mikrogramm pro Quadratmeter lag der Wert aber weiterhin über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Das geht aus einer gestern vorgestellten Statistik des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. Demnach ging die Stickstoffdioxidbelastung in Deutschland insgesamt leicht zurück. Dennoch sei der Grenzwert an rund 39 Prozent (2017: 45 Prozent) der Messstellen überschritten worden.
90 Prozent des Stickstoffdioxids sollen herausgefiltert werden
Der von Audi finanzierte Filter soll der Luft mehr als 90 Prozent des Reizstoffs entnehmen, so Stephan Reil, der bei Audi in Neckarsulm Themenbereich Zukunftsfelder in der Entwicklung leitet. Audi war Ende 2017, als sich die ersten Dieselfahrverbote abzeichneten, der Stadt Heilbronn als Pate zur Seite gestellt worden. Der Filter ist das erste sichtbare Ergebnis der Kooperation. Außerdem gab es eine Simulation, die noch ausgewertet wird.
Pro tag werden 30.000 Kubikmeter Luft gereinigt
Ausgelegt ist der Prototyp auf eine Tagesleistung von rund 30 000 Kubikmetern Luft - das entspricht dem Volumen von etwa zwölf olympischen Schwimmbecken. Entwickelt wurde die Technologie von einem Unternehmen in Österreich, das ursprünglich angetreten war, der Luft das Klimagas Kohlendioxid zu entnehmen.
"Es darf beim Thema saubere Luft keine Denkverbote geben", sagte Heilbronns Baubürgermeister Wilfried Hajek (CDU). "Auch unkonventionelle Vorschläge müssen in der Praxis erprobt werden." Von den am Stuttgarter Neckartor aufgestellten Filter unterscheidet sich das sogenannte Air Capturing in Heilbronn grundlegend: In der Landeshauptstadt liege der Fokus auf der Verringerung der Feinstaubwerte, sagte ein Audi-Sprecher.
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Der Autobauer Porsche setzt in Stuttgart zur Reduzierung der Schadstoffwerte eine Stickstoffdioxid-schluckende Oberflächentechnologie ein. Teile einer Neubaufassade sind mit Titandioxid beschichtet, wie Produktionsvorstand Albrecht Reimold der Stimme sagte. Sonnenlicht spaltet die Schadstoff-Partikel in die unschädlichen Bestandteile Wasser und Nitrat auf. Die 126 Quadratmeter große Testfläche sei so wirksam wie zehn Bäume.
Umweltbundesamt und Deutsche Umwelthilfe fordern weiter Hardwarenachrüstung
"Der Grenzwert, der seit 2010 eingehalten werden muss, wird immer noch in vielen deutschen Städten überschritten", sagte die UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Die Hauptquelle ist der Straßenverkehr und hier vor allem die Diesel-Pkw mit zu hohen Realemissionen." Sie forderte die Nachrüstung der Fahrzeuge mit Katalysatoren - auf Kosten der Verursacher, nämlich der Automobilindustrie. Das fordert auch Jürgen Resch, der Chef der Deutschen Umwelthilfe. Den Heilbronner Filter hält er für "absurd".