Neuer Stickoxidfilter zeigt an Messstation noch keine Wirkung
Gemeinsam mit Audi testet die Stadt Heilbronn im Umfeld der Schadstoffmessstation an der Weinsberger Straße einen Filter, der Stickoxide aus der Luft holen soll. Am ersten Tag in Funktion fällt auf: Die Schadstoffwerte an der Messstation nebenan bleiben hoch. Ist der Wind der entscheidende Faktor?

Mit einem Pilotprojekt zur Filterung von Stickoxiden aus der Luft gehen Audi und die Stadt Heilbronn im Kampf gegen Luftschadstoffe und drohende Fahrverbote neue Wege. Die Hauptmessstation und zwei Passivsammler des Landes an der Weinsberger Straße erhalten jetzt Gesellschaft von einer von Audi finanzierten Filtermaschine. Und die sorgt gleich am ersten Tag für Diskussionen.
Wer sich den hellgrauen Container mit dem Aufdruck "Air Capturing" (Luftfänger) in der kleinen Stichstraße an der Mauer zum Alten Friedhof genauer ansieht, entdeckt die Lufteinlässe an den Seiten. Ein vernehmbares Dröhnen ist gestern gegen Mittag im Innern zu hören - die Technik läuft.
Projekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt
Rund zwölf Meter sind es von der Containerfront bis zur vielbefahrenen Weinsberger Straße - gut 50 weitere Meter sind es bis zur Messstation der Landesanstalt für Umwelt, die seit Jahren Stickstoffdioxid-Werte über dem Grenzwert anzeigt. Warum man den Container genau dort in der Nähe der Messstation platziert hat? Rathaussprecher Christian Britzke sagt, die Messstelle sei auch ein Hintergrund. Man müsse mit vorhandenen Luftdaten vergleichen können, ob der Einsatz der neuen Technik etwas bewirke. Aber: Es sei natürlich klar, dass so ein Container nicht die Luft in der ganzen Stadt sauberer mache. Es sei eine neben vielen Maßnahmen in einem großen Programm, das die Stadt auf den Weg gebracht habe. Ein wichtiges Element ist ein Verkehrsleitsystem mit elektronischen Schwellen, mit dem die Verkehrsmengen erfasst und gezielt gesteuert werden sollen.
Jetzt also der Stickoxidfänger am Alten Friedhof. Es ist ein Pilotprojekt, dem sich die Stadt angeschlossen hat, das Audi finanziert. Man habe als Kooperationspartner auf eine Sondernutzungsgebühr für den Container verzichtet, stellt Rathaussprecher Britzke fest. Rund ein Jahr wolle man erst einmal Erfahrungen mit dem Projekt sammeln.
Granulat bindet die Stickoxide

Moderne Technik aus Filtereinheiten und Messinstrumenten hat die österreichische Firma Krajete, ein Gasreinigungsspezialist aus Linz, im Containerinnern installiert. Ziel ist, dass der Prototyp täglich rund 30.000 Kubikmeter Umgebungsluft ansaugt. In Adsorbern sollen die Stickoxid-Reizgase in einem Granulat gebunden, die gereinigte, saubere Luft wieder an die Umgebung abgegeben werden.
Die Kernfrage ist: Wie weit in die Umgebung reicht die Wirkung? Erfasst sie auch die volle Straßenbreite, vielleicht auch das Areal der Messstation und bewirkt dadurch für Heilbronn bessere Messwerte? Ist das dann ein bewusster, nur punktueller Eingriff in Messwerte - während sich an der Zahl vorbeifahrender Autos in der gesamten Innenstadt nichts verändert hat?
Ein ähnliches Filterprojekt läuft in Stuttgart
Das Landesverkehrsministerium kennt das Projekt, ist aber nicht eingebunden und gibt auch kein Fördergeld. Sofern die Filtrierung von Luft eine geeignete Maßnahme im Verringern von Schadstoffen sei, müsse ein technischer Ansatz gefunden werden "für eine große Luftmenge, die einen Straßenraum durchströmt", sagte ein Sprecher. Auch in Stuttgart läuft ein ähnliches Filterprojekt für Feinstaub. Dort sind an der Problemzone am Neckartor 17 Filtersäulen aufgestellt.
Heilbronner Werte lagen landesweit mit Stuttgart an der Spitze
Am Donnerstag liefen die Maschinen im Heilbronner Filtercontainer nach Angaben von Audi im Normalbetrieb. Wer sich die aktuellen Stickstoffdioxid-Werte an der nahen amtlichen Messstation Weinsberger Straße auf der Internetseite der LUBW ansah, erkannte keine Auffälligkeiten. Im Wochendiagramm fällt der gestrige Tag nicht aus dem Rahmen - die Stundendaten lagen mittags und nachmittags mit Werten zwischen 80 und 110 Mikrogramm sehr hoch - im Landesvergleich mit Stuttgart an der Spitze. Ist das ein Fingerzeig, dass der Stickoxidfänger nur sehr kleinräumig Erfolge haben kann? Oder der Wind alles dominiert?
Eine Audi-Sprecherin verwies am Abend per E-Mail darauf, dass die Stadt den Standort unter Beachtung der Verkehrssicherheit, Stromversorgung und Luftbelastung gewählt habe. Der Wind wehe dort meist aus südwestlicher Richtung, Luft ströme erst durch die Messstation, ehe sie im Container gefiltert werde. Eine Aussage, was die neue Anlage dann ausgerechnet an dieser Stelle zeigen soll, blieb sie schuldig.