Höhere Aufenthaltsqualität: Heilbronner Gemeinderat treibt grüne Turmstraße voran
Die Nordwestflanke der Heilbronner Altstadt soll ziemlich grün werden. Die Umgestaltung der Turmstraße und der parallel verlaufenden Zehentgasse nimmt Form an. Stadträte stellten dazu nun eine weitere Weiche, warnen aber vor einem Punkt.

Die nordwestliche Flanke der Heilbronner Altstadt ist vom Großstadtgetriebe etwas abgehängt. Zuletzt sorgte dort aber die sogenannte Sommerzone in der Turmstraße neben dem K3 für Aufsehen. Die temporäre Installation, die mit Überdachung, Bücherregal, Sitzstufen und anderen Details zum Verweilen einladen sollte, es aber kaum tat, war nur eine Zwischenstufe zur komplette Umgestaltung der Turmstraße und der parallel verlaufenden Zehentgasse. Mit dem Vorhaben sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Aufwertung des öffentlichen Raums und Verbesserung des Stadtklimas.
Umgestaltung der Turmstraße in Heilbronn: Gemeinderat gibt Gelder frei

In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun die Detailplanung angeschoben und eine stufenweise Vergabe von Landschaftsarchitekten- und Ingenieursleistungen genehmigt und dafür insgesamt 580.000 Euro bewilligt. Die Arbeitsgemeinschaft Blau Grün mit den Landschaftsarchitekturbüros Cornelia Biegert (Bad Friedrichshall) und Michael Hink (Schwaigern) wird demnach mit der Grundlagenermittlung, der Vor- und Entwurfsplanung in Höhe von 205.000 Euro beauftragt. Dieses Projekt-Duo hatte im Vorjahr den europaweiten Realisierungswettbewerb, für den zwölf Arbeiten eingereicht worden waren, gewonnen. Diese Entscheidung ist durch das anschließende Verhandlungsverfahren bestätigt worden.
Die Bürger werden in den weiteren Projektfortschritt weiter einbezogen, wohl noch im Juni, wie Baubürgermeister Andreas Ringle sagte. Es seien zwei Planungswerkstätten mit Ortsbegehungen sowie eine weitere Bürgerinformations-Veranstaltung vorgesehen.
Höhere Aufenthaltsqualität: Grundzüge der Neugestaltung der Heilbronner Turmstraße
Ein Schwerpunkt der Neugestaltung ist es, grünere Quartiere mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dabei soll es in den Arealen auch ganz autofreie Bereiche geben. Gleichzeitig wird der Fußgänger- sowie Radverkehr gestärkt werden. Mehr Begrünung und ein nachhaltiges Regenwassermanagement sollen zudem für klimatisch kühlere Orte in der sommers zunehmend durch Hitze belasteten Innenstadt sorgen, wie Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner bereits bei vorherigen Anlässen erklärte.
Im Ratsrund brachte die Aufwertung dieses bisher "nicht so arg attraktiven Bereichs", so Stadtrat Uwe Mettendorf, eine rege Debatte in Gang. Der CDU-Mann pochte vor allem darauf, "Ökologie und Ökonomie in Einklang" zu bringen und warnte, "aus lauter Dogmatismus eine grüne Linie zu überschreiten". Vor allem ein "massiver Wegfall" von Parkplätzen könnte die angrenzenden Geschäfte schädigen und damit letztlich auch den Aufenthaltswert des Bereichs. Deshalb sei die weitere Einbindung der Bürger wichtig. Es sei "nicht zielführend, jetzt schon so sehr ins Detail zu gehen", befand dagegen Ulrike Morschheuser von den Grünen. Oberster Maßstab der Planungen müsse die Qualität des öffentlichen Raumes sein. Tanja Sagasser-Beil (SPD) sprach sich mit Blick auf benachbarte Parkhäuser im K3 und am Bollwerksturm dafür aus, bestehende Parkmöglichkeiten in ein schlüssiges Konzept inklusive Quartiersgarage mit Auto- und Fahrradstellplätzen einzubinden.
Von einer "brillanten Darstellung" der Planungen sprach Gottfried Friz (FDP). Er fragte sich aber auch, ob die Anwohner angesichts der Nähe zum Neckar das neue Grün überhaupt nutzen werden. Darüber hinaus müsse man auch überlegen, wie die dortigen Gebäude aufgewertet werden könnten. Zudem forderte er günstigere Parkgebühren. "Da die Parkmöglichkeiten bisher nicht ersichtlich" seien, stimmte Michael Seher (Pro) dagegen. Darum gehe es in einem späteren Planungsstadium, erklärte Ringle.