Rechte halten Fackelmahnwache in Heilbronner Weinbergen ab
Jetzt alle Jahre wieder? Auch in diesem Jahr hat sich am Abend des 4. Dezembers eine rechtsextreme Gruppierung in den Heilbronner Weinbergen getroffen, um eine Fackelmahnwache anlässlich des Jahrestags der Bombardierung Heilbronns abzuhalten. Das Netzwerk gegen Rechts reagierte mit Gegenveranstaltungen.
Als die Rechten in der Nähe des Weinsberger Sattels ihre Fackeln entzündeten, waren unterhalb Sprechchöre „Nazis haben keinen Platz in Heilbronn“ zu hören. Es sei aber nicht zu Auseinandersetzungen gekommen und bei den Sprechchören geblieben, sagt Polizeisprecher Yannick Zimmermann. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot präsent, um die Gruppen voneinander fernzuhalten. 70 Teilnehmer nahmen nach Angaben der Polizei bei der Fackelmahnwache teil, 60 Menschen bei den Gegenveranstaltungen des Netzwerks gegen Rechts.
Es sei ein schmaler Grat, einerseits ein würdiges Gedenken zu veranstalten und auf der anderen Seite Nazis nicht den Raum für ihre Hetze zu lassen, heißt es seitens des Netzwerks. Gleich neun Kundgebungsorte hatte man angemeldet, um die Fackelmahnwache des nationalistischen Vereins „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ mit Sitz in Pforzheim zu stören.
Der in Heilbronn bekannte Rechtsextreme Michael Dangel schreibt in seinem Internetblog „WIR“, die seit 2018 in Heilbronn stattfindende Mahnwache habe nur 2020 - „wegen der Corona-Krise aus pandemischer Verantwortung heraus“ - nicht stattfinden können. Stattdessen habe es 2020 eine virtuelle Mahnwache gegeben.
Bei den Fackelmahnwachen gehe es um die Verbreitung eigener geschichtspolitischer Thesen, schreibt Journalist Sven Ullenbruch in einer Broschüre unter dem Titel „Ein Blick auf die Region Heilbronn. Zwischen extrem rechten Aktivitäten und Engagement für eine menschenrechtsorientierte Demokratie“. Herausgegeben wurde diese vom Demokratiezentrum des Landes.
Im Vorfeld des 75. Jahrestages der Bombardierung am 4. Dezember 2019 - schreibt Ullenbruch weiter - rief „WIR“ einen Ortsverband Heilbronn des Pforzheimer „Freundeskreises Ein Herz für Deutschland“ ins Leben und habe einen eigenen „Trauerschleifen-Anstecker“ zum Kauf angeboten. Ullenbruch beschreibt das Ziel der Rechtsextremen so: „Es geht ihnen um nichts weniger als die Umdeutung der Geschichte und die Zerstörung einer demokratischen Erinnerungskultur an die nationalsozialistische Herrschaft.“