Heilbronns dunkelster Tag von einst und die Verantwortung für heute
OB Harry Mergel und Dekan Christoph Baisch erinnern bei Gedenkveranstaltung zum 4. Dezember 1944 an großes Leid.

Der 4. Dezember 1944 gilt als der dunkelste Tag in der Geschichte der Stadt Heilbronn. Aus diesem Anlass hat die Stadt am Sonntag im Rahmen einer Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof an die Bombardierung vor 78 Jahren gedacht. Vor rund 200 Teilnehmern erinnerte Oberbürgermeister Harry Mergel an die über 6500 Menschen, darunter mehr als 1000 Kinder, die in jener Nacht und den folgenden Tagen ihr Leben verloren.
Leid und Tod
In seiner Rede sprach er über den späteren Leiter des Stadtarchivs, Alexander Renz, der für einen Kollegen bei der Luftnachtwache eingesprungen war und wie durch ein Wunder überlebte, aber um ihn herum fürchterliches Leid und Tod erleben musste. „Eine zerstörte Stadt lässt sich wieder aufbauen. Die Lücke aber, welche die Toten hinterlassen haben, sie schließt sich kaum“, so Mergel. Er machte auch deutlich, dass aus „unserer Geschichte unsere Verantwortung für die Zukunft erwächst“ und diese bestehe darin, Versöhnendes und Verbindendes statt das Trennende zu suchen und dem Hass das Wort zu reden. Und einbeziehen statt auszugrenzen. „Arbeiten wir für ein friedvolles Miteinander, in unserer Stadtgesellschaft, in Deutschland und auf der Welt.“
Dekan Christoph Baisch erinnerte in seiner Ansprache an den Schmerz in den Familien, den Zusammenbruch des Lebens in der Stadt und „die unmenschliche Brutalität der Gewalt der Waffen. Auch er hielt fest, „dass diese Katastrophe nicht durch Zufall unser Land und unsere Stadt ereilte“. Der Dekan schlug den Bogen in die Gegenwart und stellte mit Blick auf den Krieg in der Ukraine die Frage, ob Frieden nur noch mit Waffen gesichert werden könne. Er schloss sich der Meinung von Ratspräsidentin Annette Kurschus an, die sich dafür ausgesprochen hatte, keine schnellen und einseitigen Lösungen zu propagieren, sondern auch Ratlosigkeit zuzulassen und sich Zeit zum Nachdenken zu geben. Da Frieden nicht vom Himmel falle, müsse er gestiftet werden, „indem wir miteinander reden, einander verstehen und auch einander widersprechen. Aber einander in aller Gegensätzlichkeit respektieren.“ Und man müsse sich der Komplexität stellen, die die Suche nach einem Ausgleich in Gesprächen miteinander abverlangt.
Baisch sprach auch die Verteilungsungerechtigkeiten an, „die anderen auferlegt werden, und die Klimafolgen, die anderen zugemutet werden“. Dekan Roland Rossnagel schloss das Gedenken mit einem Gedicht des vom Nazi-Regime verfolgten und ab 1940 auf der Todesliste stehenden Pfarrers der Kirche Peter und Paul.
Der Posaunenchor Heilbronn und des Bezirks sowie der Chor am Deutschordensmünster umrahmten die Veranstaltung.