Ratlos am Heilbronner Radhaus: E-Bike überschreitet Maximalgewicht von 30 Kilo
Die Parkanlage für Fahrräder am Heilbronner Hauptbahnhof entwickelt sich immer mehr zum Problemgebäude. Hohe Kosten und anhaltende Mängel sorgen für Ärger.

Bernhard Staeble fährt gerne Fahrrad und verreist gerne. Da lag es nahe, dass der Heilbronner am vergangenen Samstag mit seinem E-Bike zum Bahnhof fuhr, um mit dem Zug zur Messe Stuttgart weiterzureisen. Dort wollte er sich auf der gerade eröffneten Urlaubs- und Tourismusmesse CMT umschauen.
Bevor er sich zum Bahngleis begab, versuchte der 66-Jährige, sein Fahrrad in das neue Parkhaus für Räder zu stellen. Die Heilbronner Verwaltung hat die Anlage Radhaus getauft. Nur: Das Radhaus wollte sein Fahrrad nicht annehmen, weil es zu schwer war. "Das Ding ist eine Fehlkonstruktion", ärgert sich Staeble. "Denn es ist nicht nur kompliziert zu bedienen, die Gewichtsgrenze müsste auch auf 35 Kilogramm erhöht werden", sagt er.
Höchstgrenze 30 Kilogramm
Tatsächlich liegt die Höchstgrenze, bis zu der das Radhaus die eingestellten Fahrräder akzeptiert, aber bei 30 Kilogramm. "Mein Rad wiegt 27,5 Kilo. Mit Körbchen, Schloss und Wasserflasche bin ich schon über der Grenze", ärgert sich der Heilbronner. Die Folge ist ein Pfeifton und die Info auf der Anzeigenplattform: Sie haben das Maximalgewicht von 30 Kilogramm überschritten.
"Ich habe dann kehrt gemacht und mein Fahrrad am Fahrradständer festgemacht", sagt Staeble. Ein Anrufversuch bei der Stadt am vergangenen Montag scheiterte. "Ich wollte nachhaken, ob man das Gewicht nicht um fünf Kilo erhöhen könnte, aber im Amt war kein Zuständiger erreichbar", ärgert sich Staeble. "Aus technischen Gründen ist das Fahrradparkhaus für Fahrräder bis 30 Kilogramm ausgelegt", macht Stefan Papsch, Projektleiter für das Radhaus im Amt für Straßenwesen auf Stimme-Anfrage klar. Ihm sei kein Fall bekannt, dass ein Fahrrad wegen des Gewichts nicht angenommen wurde. Üblicherweise hätten Standard-Pedelecs ein Gewicht von 20 bis 25 Kilo, so der Experte.

Komplexe Technik
Der Fall von Bernhard Staeble ist nicht die einzige Panne, die das bei seiner Einweihung als "städtebauliches Highlight" angepriesene, rund 1,1 Millionen Euro teure Gebäude aufweist. Beim Probelauf Ende 2021 funktionierte das trimodale Bezahlmodell nicht. Via Internet, per App oder mit einer Bezahlkarte sollte der Bezahlvorgang abgeschlossen werden können. Eine Barzahlung ist nicht vorgesehen. "Man habe die Komplexität der Bezahltechnik unterschätzt", musste der damalige Baubürgermeister Wilfried Hajek wenig später im Gemeinderat zugeben.
Noch im August 2022 sprach Suse Bucher-Pinell, Pressesprecherin der Stadt, davon, "dass das Radhaus stufenweise in Betrieb genommen wird". Doch die Technik machte immer wieder Probleme. So konnten Spontannutzer erst seit Mitte des Jahres 2022 die Parkgebühren mit EC-Karte bezahlen. Bis heute funktionieren nicht alle Bezahlmodelle. "Wir sind im Austausch mit der Herstellerfirma, weil die digitale Plattform als weiteres Angebot zum Bezahlen noch in Arbeit ist", erläutert Suse Bucher-Pinell.
Geringe Einnahmen
Anfang September des vergangenen Jahres war zudem der Eingangsbereich mit Flatterband abgegrenzt. "Wir waren teilweise mit der Ausführungsqualität der Malerarbeiten nicht zufrieden und ließen nacharbeiten", erklärt Stefan Papsch.
Die Einnahmen im Radhaus sind dagegen überschaubar. "Ein Viertel der verfügbaren Plätze sind aktuell an Dauernutzer vergeben", sagt Papsch. Sie bezahlen 90 Euro im Jahr, 27 Euro für drei Monate. Die Zahl der Einzelparker ist eher gering. Beim Vorbeigehen fällt auf, dass meist nur wenige Plätze besetzt sind. "Im Zeitraum Juli bis September 2022 haben wir insgesamt 1100 Einlagerungen gezählt", bilanziert der Projektleiter.
Im ganzen Jahr 2022 wurden gerade mal 3000 Euro an Gebühren eingenommen. Demgegenüber schlagen jährliche Wartungskosten von 6000 Euro zu Buche. "Wir erwarten eine weitere positive Entwicklung, sobald das Fahrradparkhaus offiziell vorgestellt wird", sagt Papsch. Zu Beginn der Radsaison ist ein Radlerfest geplant. Das sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden.
Schließfächer können genutzt werden
Der Projektleiter für das Radhaus Stefan Papsch verweist darauf, dass für Fahrradzubehör die Möglichkeit besteht, sie in der Schließfachanlage im Bereich des Fahrradparkhauses einzuschließen. Sie kann kostenlos genutzt werden. Teuer geworden ist das Radhaus dagegen nach mehreren Kostensprüngen. Im Jahr 2017 waren die Planer noch von Gesamtkosten von 500. 000 Euro ausgegangen. Am Ende schlugen Baukosten von 1,1 Millionen Euro zu Buche. Bund und Land förderten die Maßnahme mit 632. 208 Euro an der Stadt blieben 455. 000 Euro hängen.