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Radfahrer kämpfen für eine Teillösung ihres autofreien Traums

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Verein Erlebnisweg Lerchenbergtunnel fordert den Baustart für einen reinen Rad- und Fußweg im Süden Heilbronns. Auf der alten Bottwartalbahntrasse könnte ein Teilstück rasch in Angriff genommen werden, finden die Bürger. Einige Millionen Euro würde es wohl kosten.

von Carsten Friese
Demo mit Rädern für den Ausbau eines autofreien Rad- und Fußwegs: Am alten Südbahnhof zeigen Bürger, wo eine Bahnbrache umgenutzt werden kann. Foto: Helmut Melchert
Demo mit Rädern für den Ausbau eines autofreien Rad- und Fußwegs: Am alten Südbahnhof zeigen Bürger, wo eine Bahnbrache umgenutzt werden kann. Foto: Helmut Melchert  Foto: Helmut Melchert

Mit großen Transparenten verleihen sie ihrem Wunsch nach einer autofreien Rad- und Fußwegroute durch ein großes Stück Heilbronn Nachdruck: "Heilbronn wartet - bitte wann geht's hier weiter?" steht in großen Lettern darauf.

Rund 25 Vereinsmitglieder und Unterstützer sind zu dem verrosteten Prellbock der alten Bottwartalbahntrasse an der Charlottenstraße nahe dem Edeka-Einkaufsmarkt gekommen. Sie alle möchten eine Radroute ohne Abgase und Gefahren durch Autoverkehr verwirklicht sehen.

Seit 2017 kämpft der Verein Erlebnisweg Lerchenbergtunnel um eine rund drei Kilometer lange Trasse, die von Sontheim über den umwucherten, vor über 50 Jahren stillgelegten Lerchenbergtunnel bis zum Pfühlpark führt. Vereinsvorsitzender Wolf Theilacker spricht von einem Schatz, den man für Radfahrer und Fußgänger heben könnte.

Auch Gewerbetreibende und Dienstleister unterstützen das Projekt

Inzwischen ist das Mittelstück, eine rund einen Kilometer lange Strecke am neu bebauten Südbahnhof-Areal, fertiggestellt (siehe Karte). Ein breiter Rad- und Fußweg ist da entstanden. Theilacker zitiert aus einem Schreiben von Gewerbetreibenden und Dienstleistern aus dem Viertel, die auf diesen Radweg "mit großer Freude" reagieren. Davon profitierten nicht nur Anwohner. Auch neue Kunden könne man dadurch gewinnen.

Dass die noch brach liegende Trasse Richtung Sontheim seit Jahren völlig unangetastet sei - obwohl der Radweg von Marbach bis an den Südrand von Heilbronn ein Volltreffer sei, sei "völlig unverständlich".

Genau dieses Teilstück im Süden möchte der Verein so rasch wie möglich entwickelt sehen. "Es wäre an der Zeit", sagt Theilacker. Aktuell gebe es für solche Projekte bis zu 80 Prozent Förderung von Land und Bund. Es wäre ein Meilenstein in einer als fahrradfreundlich deklarierten Stadt, "ohne Lärm, ohne Abgase, mit totaler Sicherheit durch die Stadt zu kommen". Sonst quäle man sich zum Beispiel dicht neben vielen Autos durch die Wilhelmstraße.

Von der Lust, bei einer autofreien Route aufs Fahrrad zu steigen

Vorstandsmitglied Helmuth Etzler verdeutlicht, dass Heilbronn zuletzt viele Radwege realisiert habe. "Aber direkt neben oder auf den Kfz-Fahrbahnen." Nicht jeder Autofahrer halte sich an das Abstandsgebot. Eine autofreie Trasse würde Bürgern Lust machen, aufs Rad zu steigen. Inzwischen würden Teile der alten Bahntrasse zweckentfremdet, durch Parkplätze, durch Anwohner, die ihren Garten erweiterten. Es sei "dringend", rasch einen Rad- und Fußweg zu bauen.

Wolf Theilacker bezifferte geschätzte Kosten für diese, rund einen Kilometer lange Südstrecke, auf etwa drei Millionen Euro. Bei hoher Förderung müsste die Stadt eine Summe von unter einer Million Euro aufbringen, ist er überzeugt.

Wie wichtig eine solche Route wäre, merkt eine Teilnehmerin der Zusammenkunft an. Eine Therapeutin im Viertel habe ihr erzählt, dass sie derzeit drei Radfahrer behandele - weil geöffnete Autotüren zu Unfällen geführt hätten.

Sicherheit des alten Eisenbahntunnels prüfen

Der Nordteil mit dem stillgelegten Tunnel wäre das komplexeste und teuerste Teilstück. Hier hat die Stadt nach einer erfolgreichen Bürgerpetition mit 1872 Unterschriften ein Gutachten in Auftrag gegeben. Kostenpunkt: 120.000 Euro. Es geht auch um Sicherheitsfragen an dem 120 Jahre alten Bauwerk.


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Der Lerchenbergtunnel gehört der Bahn. Er wurde vor 120 Jahren gebaut und ist längst stillgelegt. Unterhalb des Hauptfriedhofs ist der Tunneleingang zugänglich. Auf der anderen Seite im Gemmingstal ist die Eisenbahntrasse verwachsen.
Foto: Archiv/Nupnau
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Nach Angaben einer Rathaussprecherin weist die Tunnelschale an vielen Stellen Ausbrüche von Mauerwerkssteinen und Putzverkleidungen auf. Es müsse sichergestellt werden, dass bei einer Reaktivierung keine Teile mehr ausbrechen und auf Nutzer herabfallen können. Der Zustand der Tunnelschale werde aufgenommen, die Dicke und Festigkeit der Tunnelauskleidung sowie die Standsicherheit würden untersucht. Zudem soll das beauftragte Ingenieurbüro die Kosten für Ausbau und Unterhaltung des Tunnels ermitteln. Ziel sei, bis zum Herbst/Winter 2022 fundierte Antworten zu dem Projekt zu haben.

Das südliche Teilstück der Trasse könnte nach Ansicht des Vereins schon vorher in Angriff genommen werden. Im Dezember will der Vorstand den Gemeinderat samt Oberbürgermeister zu einer Begehung der Strecke einladen.

 
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