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Sternschnuppen am Nachthimmel
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Perseiden beobachten: Ein Blick durchs Teleskop in der Heilbronner Sternwarte

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Bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde kann man um den 12. August am Nachthimmel beobachten. In der Robert-Mayer-Sternwarte erfahren Besucher alles über Perseiden. Durchs Teleskop auf der Terrasse ist aber noch mehr zu entdecken.

Durchs Coudé-Teleskop: Louis und Lena Mallasch betrachten unter Anweisung von Führungsassistent Thomas Hübscher Sterne, deren Licht seit 380 Jahren im All unterwegs ist. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre leuchten Teilchen der Kometenspur als kleine Meteore auf – und fliegen als Sternschnuppen vorbei.
Durchs Coudé-Teleskop: Louis und Lena Mallasch betrachten unter Anweisung von Führungsassistent Thomas Hübscher Sterne, deren Licht seit 380 Jahren im All unterwegs ist. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre leuchten Teilchen der Kometenspur als kleine Meteore auf – und fliegen als Sternschnuppen vorbei.  Foto: Lina Bihr, Alexander Kerste, Robert-Mayer-Sternwarte

Der Blick in den Nachthimmel fasziniert seit Menschengedenken. In diesen Tagen lohnt er sich besonders. Denn bei guten Voraussetzungen lassen sich alle paar Minuten die Perseiden beobachten – einer der vier Haupt-Sternschnuppenströme, der jedes Jahr um den 12. August erlebbar wird.

Dann fliegt die Erde durch eine frühere Kometenspur, eine Staubwolke aus bis zu fünf Millimeter kleinen Partikel, die mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintreten und als kleine Meteore aufglühen. Bis zu 100 dieser Sternschnuppen lassen sich dann pro Stunde entdecken. Anders als die Leoniden im November sind die Perseiden bekannt, weil sich im Sommer viele Menschen draußen aufhalten.

 


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Sicht auf Perseiden in der Robert-Mayer-Sternwarte in Heilbronn

Wie ist die Sicht am Freitagabend? "Das Wetter ist fast optimal. Die Schleierwolken könnten die Sicht trüben", verkündet Thomas Stingl. Der Führungsleiter der Heilbronner Robert-Mayer-Sternwarte bringt bei seinem Vortrag den Kosmos der Perseiden näher. Es ist die erste große Führung seit der Pandemie, die aber nicht nur deswegen gut besucht ist. Unter den Gästen befinden sich viele Astro-Fans mit Fachkenntnissen.

Stingl geht kurzweilig auf die Grundlagen der Astronomie und des Sonnensystems ein, die Unterschiede zwischen Asteroiden, Meteoriden und Kometen – und lässt es sich als bekennender Fan nicht nehmen, einen Exkurs zum Mond zu machen. Wie es sich gehört für einen leidenschaftlichen Astronomen. Stingl ist an den Sternwarten Heilbronn und Karlsruhe aktiv und wurde wie Astronaut Alexander Gerst in Künzelsau geboren.

Astronom erwartet "eher mittelprächtigen" Sturm der Perseiden

Die Sternschnuppen wollen sich die Besucher im Anschluss an den Vortrag natürlich selbst ansehen, es geht auf die Terrasse der Sternwarte. Der sommerliche Nachthimmel ist um 22 Uhr noch nicht dunkel genug, auch das künstliche Licht der Stadt wirkt ein. Und: "So hell sind die Perseiden nicht", sagt Thomas Stingl. In diesem Jahr wird ein "eher mittelprächtiger" Sturm erwartet. "Das hängt immer davon ab, wann der Komet zuletzt vorbeigeflogen ist."

Gemeint ist 109P/Swift-Tuttlem. Der Komet umrundet die Sonne in einem 133 Jahre andauernden Zyklus und ist der gefährlichste Komet, erklärt der Sternwarte-Führungsleiter. Denn der Erde kann der 25 Kilometer große Klumpen aus Wasser und Eis ziemlich nah kommen. Die Erdatmosphäre streift er in rund 100 Kilometer Nähe. Dass er einmal mit der Erde kollidiert, ist nicht ausgeschlossen.

In der vier Milliarden alten Geschichte der Erde gab es zahlreiche Einschläge, erklärt Stingl, wie der Asteroid in Yucatán vor 65 Millionen Jahren. Ein Meteorit formte vor rund 15 Millionen Jahren das Steinheimer Becken in der Schwäbischen Alb. Doch auch erst vor kurzem, 2013, explodierte ein Meteor über dem russischen Tscheljabinsk. Für 109P/Swift-Tuttlem gibt Thomas Stingl Entwarnung, zumindest vorerst: Mit der Erde könnte der Komet frühestens im Jahr 3000 zusammenstoßen. Erleben werden wir Menschen das wohl kaum. 

Sternschnuppen als Zeichen der Götter 

Auf der Terrasse der Sternwarte blickt Besucherin Andrea Mallasch fasziniert in den Himmel: "Die Perseiden reißen mit, werden aber für selbstverständlich gehalten", findet die Nordheimerin. Wie ihr Mann Thilo, Sohn Louis und Tochter Lena ist sie begeistert von den Führungen der Sternwarte. Unter Anleitung von Thomas Hübscher beobachten die Geschwister mit einem 120-fach vergrößerten Blick durch das Coudé-Teleskop Sterne, die bis zu 380 Lichtjahre entfernt sind.

Für Lena Mallasch haben die Perseiden eine besondere Bedeutung: Sie fallen mit ihrem Geburtstag am 12. August zusammen. Gleich zwei Gründe, sich etwas zu wünschen. Ob es in Erfüllung geht? Davon ist die Wissenschaft zu weit entfernt, sagt Thomas Stingl lachend. Wer will, kann dennoch an die Vorstellung aus der Antike glauben: Dass Sternschnuppen Zeichen der Götter sind – und eine Gelegenheit, Bitten an sie zu formulieren.

Wo man Perseiden in der Region am besten beobachten kann

In der Nacht auf Sonntag (13. August) wird das Maximum der Perseiden erwartet. In der Region lassen sie sich am besten auf der Heilbronner Waldheide, in Wüstenrot und in den Löwensteiner Bergen beobachten. Die beste Uhrzeit dafür ist zwischen zwei und vier Uhr morgens, wenn der Perseus-Stern am Zenit steht. Neben weiteren Führungen und Veranstaltungen lädt die Robert-Mayer-Sternwarte am 8. Oktober zum Tag der offenen Tür ein. 

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