Nutzt Heilbronn sein Potenzial am Neckar?
Wassertaxis, Hausboote, Surfwelle: Der Heilbronner Stadtrat Thomas Aurich hat viele Ideen, wenn es darum geht, den Neckar in Heilbronn mehr zu nutzen. Aber was planen Verwaltung und die Heilbronner Marketing GmbH?

Wer an den Neckar in Heilbronn denkt, dem dürften Plätze wie die Neckarmeile in den Sinn kommen, Süddeutschlands größte Gastromeile am Fluss. Die Kaffeebucht, der Bootsverleih oder der Fitnessparcours zwischen Hochwasserwehr beim Wertwiesenpark und der Friedrich-Ebert-Brücke, wo Sportbegeisterte Fitness an der frischen Luft betreiben können. Sogar die Idee einer Surfwelle wurde Anfang des Jahres in den Raum geworfen und von Studierenden der DHBW Heilbronn in Form einer Machbarkeitsstudie geprüft. Die Frage, die sich stellt, ist: Schöpft Heilbronn als Stadt am Wasser sein Potenzial voll aus?
Hausboote zwischen Kaufland und Theresienstraße
Geht es nach Thomas Aurich, dann hat die Stadt zwar schon viel am Laufen, aber trotzdem noch "enorm viel zu tun". Der Heilbronner Stadtrat hat jede Menge weitere Ideen, die man in der Stadt am Fluss realisieren könnte. Zum Beispiel das Thema Hausboote. Eine 82 Quadratmeter große Eigentumswohnung für eine halbe Millionen Euro könnten sich junge Menschen ohne ein Erbe nicht leisten. Ein Hausboot für 170.000 Euro dagegen schon eher, ist er überzeugt. Zwischen Kaufland und Theresienstraße sieht Aurich potenzielle Anlegestellen.

Neben Wassertaxis, die sich der Dehoga-Stadtverbandsvorsitzende "schon immer gewünscht" hat, kann sich Aurich auch nach wie vor eine Surfwelle gut vorstellen. Der Stadtrat hatte ursprünglich die Idee für eine stehende Welle auf dem Fluss. Der 66-Jährige weiß aber auch um die Herausforderung kostspieliger Projekte: Wenn der Geldbeutel eng sei, dann seien Pläne wie eine Surfwelle das erste, an denen man spart. Ein noch breiteres Freizeit- und Gastroangebot rund um den Neckar anzubieten, findet Aurich dennoch wichtig: "Draußen ist das neue Drinnen."
Mehr Nähe zum Wasser
Auch Yvonne Zajontz sieht in Heilbronn und dem Neckar "etwas Besonderes". Die Stadt sei auf einem gutem Weg, was das Freizeitangebot am Fluss anbelangt, findet die Professorin der DHWB Heilbronn. "Aber es gibt noch Luft nach oben." Vor allem beim Wohlfühlfaktor und der Nähe zum Wasser sieht Zajontz Nachholbedarf. Als Beispiel nennt sie die Kaffeebucht, die oft brechend voll sei, vor allem weil die Menschen dort ihre Füße ins Wasser hängen können. Solche Art von Angebote sollte es mehr geben, wünscht sich Zajontz. Genauso wie Sitzgelegenheiten am Wasser oder Plätze für Jugendliche, die zum Verweilen einladen.
"Wasser ist etwas Emotionales"
"Um den Neckar beneiden uns viele andere Städte. Wasser in der Stadt schafft eine ganz besondere Aufenthaltsqualität und ist etwas sehr Emotionales, weil Urlaub oft an Seen, Flüssen oder am Meer verbracht wird", sagt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronner Marketing GmbH (HMG). Wenn Schoch in anderen Städten zu Besuch ist, dann nutze er "jede Gelegenheit, andere Städte zu entdecken, mit den Augen zu stehlen und Projekte mitzubringen, die sich auch für Heilbronn umsetzen lassen." In Städten wie Amsterdam oder Hamburg gebe es immer Inspiration. Die HMG sieht derzeit ihre Aufgabe aber darin, "den Blick für die bereits vorhandenen Angebote am Neckar zu schärfen".
Eine Ähnliche Rückmeldung gibt es aus dem Heilbronner Rathaus. "In den vergangenen Jahren wurde der Neckar in Heilbronn durch verschiedene städtebauliche Projekte immer mehr in die Mitte der Stadt geholt", sagt Pressesprecherin Claudia Küpper und nennt als Beispiele unter anderem die Umwandlung der Unteren Neckarstraße in eine Fußgängerpromenade, den Platz am Bollwerksturm, die Neckarbühne oder das Marrahaus.
Oberbürgermeister Harry Mergels Vision
Auch in der Zukunft solle diese Entwicklung weitergehen, um noch stärker vom Potenzial des Flusses im Herzen der Stadt zu profitieren. "Dazu stehen als nächstes die Sanierung und Umgestaltung der Turmstraße und der Zehentgasse zu Querverbindungen zwischen dem Neckar und der Fußgängerzone an", gibt Küpper einen Ausblick. "Darüber hinaus gibt es die Vision, die Oberbürgermeister Harry Mergel sehr am Herzen liegt, das östliche Neckarufer zwischen der Friedrich-Ebert-Brücke und der Götzenturmbrücke zugänglich zu machen. Die Pläne dazu wurden im Sommer 2020 vorgestellt." Einen Zeitplan gebe es für dieses Projekt aber noch nicht.