Neues Grundsatzwerk über jüdisches Leben in Heilbronn
Das im Stadtarchiv Heilbronn erschienene Buch über jüdisches Leben in Heilbronn ist ein Meilenstein. Es zeigt ein wechselvolles Kapitel Stadtgeschichte - mit vielen neuen Aspekten.

Eigentlich hätte der Band schon 2021 zum Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" erscheinen sollen, doch durch Corona hat sich alles verzögert. Nun liegt das 431 Seiten starke, in 17 Kapitel gegliederte, von 13 Autoren verfasste und mit 250 Fotos schön aufgemachte Grundsatzwerk vor. Es trägt den programmatischen Titel "Jüdisches Leben in Heilbronn - Skizzen einer tausendjährigen Geschichte". Bei der Vorstellung im Rathaus sprachen Oberbürgermeister Harry Mergel und Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk gar von einem "Meilenstein", der viele neue Aspekte enthalte - bis hin zur Gründung der neuen jüdischen Gemeinde von Heilbronn.
Besondere Persönlichkeiten
Der Schwerpunkt freilich liegt auf der wechselvollen Geschichte des Judentums, die phasenweise eng mit der Stadthistorie verwoben war. Dies wird in zwei einleitenden Aufsätzen besonders deutlich, aber auch in den Porträts zu einigen herausragenden Persönlichkeiten: etwa der landesweit angesehene Rabbiner Max Beermann, auf den 2021 der Platz zwischen Stimme und Sparkasse benannt wurde, oder das Musiker-Ehepaar Rypinski, die Mediziner-Familie Strauß, der Sohn des letzten Gemeindevorstehers von Adas Jeschurun, Walter Strauss, Else und Wilhelm Josenhans sowie Fritz Wolf.
Eine herausragende Synagoge
Weit über die Stadt hinaus wahrgenommen und in Israel später gar auf einer Briefmarke verewigt wurde die 1877 gebaute Synagoge am südlichen Ende der Allee. Ihrer Architektur, der Zerstörung am Morgen der Reichspogromnacht 1938 und den viele Jahre andauernden Bemühungen um die Restitution ist ein erhellendes Kapitel gewidmet. Viel Neues findet sich auch in der Darstellung der eher unbekannten gesetzestreuen Religionsgesellschaft Adas Jeschurun, die es ab 1910 mit einer eigenen kleinen Synagoge und einem Gemeindehaus an der Uhlandstraße gab. Der Baugeschichte des Landesasyls Wilhelmsruhe in Sontheim, der späteren Frauenklinik und heutigen Alice-Salomon-Schule, ist ebenfalls ein Kapitel gewidmet.
Letzte Zeugen im Friedhof
Dem Friedhof im Breitenloch, der heute eines der wenigen unmittelbaren Zeugnisse für das ehedem blühende jüdische Leben in Heilbronn darstellt, nähern sich drei Beiträge: zeichnerisch, kunstgeschichtlich und als Ort des Gedenkens und der Versöhnung. Interessant auch die Erinnerungen an den Israelbesuch junger Heilbronner, der zur (Wieder-)Annäherung und immer noch bestehenden Kontakten führte.
Finanziell unterstützt wurde das Großprojekt von der Bürgerstiftung, maßgeblich projektiert von Annette Geisler, die dafür bei der Präsentation ausdrücklich gewürdigt wurde.
Im Buchhandel, Stadtarchiv und Stimme-Shop erhältlich
Jüdisches Leben in Heilbronn, herausgegeben von Christhard Schrenk und dem Stadtarchiv Heilbronn, 431 Seiten, 250 Abbildungen, 28 Euro


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