Mit der Kamera durch den Feuersturm vom 4. Dezember
Das Stadtarchiv präsentiert eine neue Film-Dokumentation zum 4. Dezember 1944. Außerdem konnten die Bilder des Militärfotografen Max Richard Platte verortet werden. Jetzt ist es möglich, ihm auf seinem Weg durch die Stadt zu folgen.

Wer sich über den Tag hinaus mit dem 4. Dezember beschäftigen möchte, findet an verschiedenen Stellen die Möglichkeit dazu. Da ist zum einen die Ausstellung über die Spuren des 4. Dezember, die am Montagabend in der gut besuchten VHS-Galerie eröffnet wurde. Zum anderen lohnt sich ein Blick ins Stadtarchiv. Dort wird an diesem Mittwoch, 4. Dezember, um 17.30 Uhr der neue Film über den Angriff auf Heilbronn vorgestellt. Zudem gibt es einen neuen Zugang zu den bekannten Bildern des Fotografen Max Richard Platte.
Das Wunder von Heilbronn
"Die Stadt - tot für lange Zeit" wird der ehemalige Heilbronner OB Emil Beutinger zitiert. Kurz nach dem Angriff beschreibt er hoffnungslos seine Eindrücke bei einem Gang durch die Trümmer. In 23 Minuten zeigt "Feuersturm", wie der Angriff abgelaufen war, wie wenig Heilbronn dem entgegensetzen konnte - aber auch, wie die Stadt nach dem Krieg in atemberaubendem Tempo wieder aufgebaut werden konnte. Sie war nicht "tot für lange Zeit", vielmehr sprach man in jener Zeit bald vom "Wunder von Heilbronn".
Die Dokumentation ersetzt einen Vorgänger aus den frühen 1990er Jahren und arbeitet dabei mit historischem Film- und Fotomaterial sowie erklärenden Karten und Animationen. Historikerin Ute Kümmel recherchierte und entwickelte das Drehbuch, das der Heilbronner Filmemacher Thomas Fritsche eindrücklich umsetzte.
"Dass der ausgestiegen ist..."
Stadtarchiv
Die Ausstellung mit Fotos von Max Richard Platte und weiteren Exponaten zum 4. Dezember sind im 1. Obergeschoss zu finden. Der Film "Feuersturm" kann ebenfalls jederzeit zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtarchivs angeschaut werden.
Aufgearbeitet wurde auch die Fotoserie des Militärfotografen Max Richard Platte. Er war am 4. Dezember 1944 auf dem Weg nach Möckmühl in Heilbronn Zeuge des Luftangriffs und hielt den Feuersturm - den sonst nur wenige fotografiert haben - in unzähligen Bildern fest. "Dass der aussteigt und das fotografiert..." Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk kann es bis heute kaum fassen. "Er ist durch die Bahnhofsvorstadt und sogar über die Brücke - ein Wahnsinn."
Plattes Bilder waren dem Stadtarchiv vor vielen Jahren zum Kauf angeboten worden. Das Stadtarchiv hat anhand der Reihenfolge der Bilder und der Motive nun den genauen Weg Plattes durch die Stadt rekonstruiert. Auf einem Stadtplan sind die Bildnummern zugeordnet, so dass Besucher den Weg Plattes nachverfolgen können.
Die Hilflosigkeit festgehalten
Besonders berührend sind dabei die teils nur schemenhaft erkennbaren Menschen: Frauen, die sich und ihren Kindern Teppiche oder Laken umgehängt haben, um sich gegen die Hitze zu schützen. Feuerwehrmänner, die offensichtlich wissen, dass hier für sie nichts mehr auszurichten ist. Ein alter Mann mit Schnauzbart, aus dessen Gesicht wenig mehr herauszulesen ist als Hilflosigkeit.
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