OB Mergel will Schwarz-Gruppe bei der Frage um die Zukunft des Schwabenhauses nicht einschränken
Oberbürgermeister Harry Mergel weist im Stimme-Interview in der Schwabenhaus-Frage den Vorwurf des sorglosen Umgangs mit historischen Bauten zurück. Es wäre ein schlechter Stil, wenn er nach guten Verhandlungen der Schwarz-Gruppe nachträglich dreinreden würde.

Was wird wohl aus dem Schwabenhaus? Das älteste Vereinsheim Heilbronns gehört inzwischen der Schwarz-Gruppe, genauer deren Tochter Kaufland, die ihr Gelände an der Badstraße "abrunden" will. Zuletzt warnten Stadträte vor dem Abbruch. Was sagt Oberbürgermeister Harry Mergel dazu?
Herr Mergel, fast alle Fraktionssprecher wünschen sich, oder fordern gar, das Schwabenhaus nicht abzureißen, und wollen, dass der OB nochmals mit Schwarz spricht.
Harry Mergel: Schauen wir uns doch zunächst die Geschichte an: Der Eigentümer, die Heilbronner Ruderschwaben, verkauft das Gebäude an die Schwarz-Gruppe. Es ist in höchstem Maß sanierungsbedürftig, und der Verein sieht seine Zukunft in einem ansprechenden und funktionalen Neubau. In diesem Prozess hat die Stadt den Verein unter permanenter Einbeziehung des Gemeinderats unterstützt und konstruktiv begleitet. Ich denke, dass der Verein mit dem gemeinsam erzielten Ergebnis hochzufrieden ist.
Okay. Unabhängig davon: Werden Sie nochmals auf Schwarz zugehen, um das Schwabenhaus zu retten?
Mergel: Gerade in diesen Zeiten ist Verlässlichkeit im Verhältnis von Stadt und Unternehmen ein hohes Gut. Wenn ein Verein, eine Stadt, ein Gemeinderat es gemeinsam schaffen, von einem Erwerber einen sehr guten Preis für ein unter keinerlei formalen Schutz stehendes Gebäude zu erhalten, dann kann ich nicht hinterherkommen und versuchen, den Erwerber in seinen Plänen und Rechten einschränken. Das wäre ein schlechter Stil. Ich würde das bei Privatleuten nicht tun, bei Unternehmen mache ich das auch nicht.
Sind Ihnen Pläne für eine weitere Nutzung des Gebäudes und des Grundstückes bekannt?
Mergel: Das Grundstück dient zur Sicherung und Stärkung des Unternehmens, und das ist gut für den Wirtschaftsstandort und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Ob dort nun Büroräume oder gar Wohnungen entstehen, was ich persönlich präferieren würde, ist wohl noch nicht entschieden. Darüber sind wir im Gespräch. Letztlich wäre aber beides gut für unsere Stadt.
Wäre eine Weiternutzung, etwa wie bisher als Gaststätte, keine Option?
Mergel: Dazu eignet sich das Gebäude zeitgemäß weder im Inneren, noch im Außenbereich. Setzen Sie sich doch nur mal eine halbe Stunde auf die Terrasse neben der Rosenbergbrücke, dann werden Sie mir zustimmen.
Also könnte das Gebäude womöglich auch abgerissen werden.
Mergel: Dieses Gebäude wurde im Krieg nahezu vollständig zerstört und weit entfernt vom Original wiederaufgebaut. Deshalb steht es weder unter Denkmalschutz, noch wurde es in die 1975 angelegte Liste der kunsthistorisch bedeutenden und schützenswerten Gebäude unserer Stadt aufgenommen.
Aber bitte, würde eine bloße Verkehrsfläche – wie schon bei der Gelben Villa 2010 geschehen – dieser schönen Lage direkt am Altneckar gerecht?
Mergel: Nein.
Und meinen Sie nicht, es wäre schade um dieses stadthistorisch bedeutsame und identitätsstiftende Gebäude, dieses Erbe ihres berühmten Vorgängers?
Mergel: Ihre Einschätzung ist mir nicht unsympathisch, sie entspricht aber nicht jener, zu der professionelle Gutachter nach klaren Bewertungskriterien kommen. Natürlich ist es immer schade und berührt auch mich, wenn ein Gebäude, in dem gefeiert, getrauert, gejubelt und gelitten wurde und an dem viele persönliche Erinnerungen hängen, abgerissen wird. Schön ist, dass es von Emil Beutinger noch zahlreiche Zeugnisse seines baulichen Schaffens in der Stadt gibt: von der Grünewaldschule in Böckingen über etliche Wohn- und Geschäftsgebäude bis hin zum Krematorium auf dem Heilbronner Hauptfriedhof.
Manchmal hat man fast den Eindruck, die Stadt geht etwas arg sorglos mit den wenigen historischen Gebäuden Heilbronns um.
Mergel: Keinesfalls! Alle unsere historischen Bauten stehen ordentlich da, und an der Sanierung der Dammschulen können Sie aktuell sehen, welchen Wert wir einem historisch bedeutsamen Gebäude beimessen. Die Denkmaltopographie Heilbronns umfasst derzeit immerhin 300 Baudenkmäler und 170 Bodendenkmäler, und darüber hinaus schätze ich die Arbeit unseres "obersten Denkmalschützers" Joachim Hennze sehr. Von Sorglosigkeit also keine Spur!
Herr Hennze ist ein guter Mann. Ohne Zweifel. Aber ich glaube nicht, dass die alte Denkmalliste des Landes überall den speziellen Heilbronner Verhältnissen gerecht wird. Was halten Sie von der Idee der Stadträtin Bay, wieder einen Gestaltungsbeirat zu installieren, der auch in Fragen historischer Gebäude aktiv wird?
Mergel: Über eine Idee von Susanne Bay kann man mit mir immer reden. Allerdings wirkt der Vorschlag zunächst schon ein wenig merkwürdig in einer Stadt, die wie kaum eine andere in den vergangenen Jahren mit Architektur- und Baupreisen gewürdigt wurde – und dies nicht nur im Bereich des Neckarbogens. Aber, vielleicht ist das Gute ja wirklich der Feind des Besseren. Also, Nachdenken durchaus erlaubt.