Mehr Jugendliche beim Impfbus und im Impfzentrum Heilbronn
Der Zuspruch von Jugendlichen im Impfbus und im Impfzentrum hat seit der aktualisierten Stiko-Empfehlung zugenommen. Wir haben in Heilbronn mit Kindern und Eltern gesprochen.

In Sachen Corona hat sich vergangene Woche einiges verändert. Erst die neue Landesverordnung, die Ungeimpften deutlich häufiger als bisher einen Test abverlangt, um an bestimmten Bereichen des Lebens teilhaben zu können. Dann die Aktualisierung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die jetzt für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren eine Impfung empfiehlt. "Sowohl im Impfzentrum als auch beim Impfbus hat die Nachfrage seitdem deutlich angezogen", stellt Denise Feigenspan, Mitglied des medizinischen Personals im Impfbus, fest.
Die erste Station des Samstags ist der Parkplatz vor dem Edeka am Südbahnhof. Zum Start um 9 Uhr hatte sich bereits eine Schlange gebildet, doch weil man mit mehr Impfwilligen rechnete, sind dieses Mal zwei Impfteams mit an Bord. Danach nimmt die Nachfrage ab, ist aber weiterhin da.
Heilbronner Jugendliche lassen sich impfen
Im Schatten sitzt Hannah Stegemann, zwölf Jahre alt und frisch geimpft. "Ich hab mir vorher viele Gedanken gemacht, aber ich will mich selber schützen", erklärt die Heilbronnerin. Bruder Vincent sitzt daneben. Mit zehn darf er noch nicht und findet das ziemlich blöd. "Weil ihn das Testen in der Schule nervt", erklärt Vater Sebastian Stegemann. Die Familie hat auf die Stiko-Empfehlung gewartet, ohne wäre Hannah nicht geimpft worden. "Am Ende ist es ein unabhängiges Institut, die geben die Empfehlungen für alle Impfungen aus", vertraut der Heilbronner dem Urteil der Experten. "Es ist der einzige sinnvolle Schutz, den es gibt."
Ein paar Stühle weiter warten auch Luis (13) und Isabel Molnar (15) darauf, dass sie gehen dürfen. Luis hatte ursprünglich Bedenken wegen der Nebenwirkungen, ist dann aber doch mit, als Mama Ines meinte, dass es heute zum Impfen geht. "Nur blöd, dass ich eine Woche keinen Sport machen darf", seufzt er. "Ich wollte es nicht ohne Empfehlung, darauf habe ich gewartet", betont Isabel. Falls man viele Sachen nur noch mit Tests machen kann, für die man zahlen muss, obwohl die Impfung nichts kostet, sei das so sinnvoller. Das sieht Ines Molnar ähnlich. "Ich will meine Freiheit zurück und meine Kinder sollen mitkommen können, denn es wird kommen, dass man in vieles nur noch mit Impfpass kommt", ist die Heilbronnerin überzeugt. Außerdem müsse man insgesamt vorankommen, erst recht, wenn die Schule wieder losgeht. "Wenn es der Gesellschaft gut tut, macht man es halt."
Tim Gunkel ist 15 und hat den ersten Piks mit Biontech jetzt auch hinter sich. "Wir haben gestern lange darüber geredet, weil ich am Anfang schon etwas unsicher war", gibt der Ilsfelder zu. Aber er würde schon gerne in den Herbstferien nach Griechenland fliegen. Und wie es in der Schule werde, wisse man ja auch nicht, ergänzt Mutter Sabine Gunkel. Ursprünglich hatten sie einen Termin im September, dann kam die Idee mit dem Impfbus. "Ob es richtig ist, weiß keiner."
Für Ärzte eine Erleichterung
Dr. Abdelvahman Aboutaleb ist einer der beiden Ärzte vor Ort. Er ist froh um die Empfehlung der Stiko für Kinder und Jugendliche. "Eltern waren vorher schon im Zweifel und fühlen sich jetzt sicherer", stellt er fest. Auch für die Ärzte sei es eine Erleichterung, nicht mehr die Verantwortung tragen zu müssen, während der Streit zwischen Stiko und Gesundheitsamt schwelte.
Die Nebenwirkungen seien wie bei den Erwachsenen mit dem kleinen Zusatz einer potentiellen Herzmuskelerkrankung die mit einer Häufigkeit von eins zu 50.000 zu 90 Prozent bei jungen Männern und zu 90 Prozent nach der zweiten Impfung auftrete. "Aber die meisten haben nur leichte Beschwerden, die ohne Behandlung wieder abklingen." Im Impfzentrum in Horkheim ist seit der Aktualisierung möglichst immer ein Kinderarzt zugegen.
Denise Feigenspan hat ebenfalls festgestellt, dass die Eltern jetzt sicherer sind. Der Zuspruch habe aber auch bei den Erwachsenen zugenommen. "Spätestens, wenn die ersten am Montag vor dem Café stehen und nur mit Test reinkommen."
Impfstoffe und Wirksamkeit
Da viele nach der Wirksamkeit der einzelnen Impfstoffe gegen die Delta-Variante fragen, möchte Dr. Abdelvahman Aboutaleb dies beantworten. Wer bereits eine zweimalige Impfung mit Astrazeneca oder die einmalige Impfung mit Johnson&Johnson hat, hat einen Schutz von 60 Prozent. Bei einer Kreuzimpfung aus erst Astrazeneca und dann Biontech oder Moderna liegt dieser Wert bei 80 Prozent und bei einer Doppelimpfung mit Biontech bei 85 Prozent. "Viele wollen die Kreuzimpfung, aber zwei Mal Biontech ist besser." Auffrischungen soll es in Baden-Württemberg ab dem 1. September geben. Zunächst für alle Ü80 sowie Ü60 mit Vorerkrankungen, aber auch jeder, der mit Astrazeneca oder Johnson&Johnson geimpft sei, sollte noch einmal Biontech bekommen, weil das besser gegen die Delta-Variante schützt. Für alle Gruppen gilt aber, dass erst sechs Monate nach der ursprünglichen Impfung die Auffrischungsspritze verabreicht wird.