"Völlig unverständlich": Das sagt der Heilbronner Fahrgastbeirat zum GDL-Streik
Der GDL-Streik der Bahnbeschäftigten stößt zunehmend auf Kritik. Der Heilbronner Vertreter im Fahrgastbeirat Baden-Württemberg nannte das Ausmaß des Arbeitskampfes "inakzeptabel". Vor Gericht bekam die Gewerkschaft auch in zweiter Instanz Recht.

Leere Bahnsteige, keine Züge, die Anzeigetafeln an den Bahnhöfen in der Region weisen auf Störungen im Zugverkehr hin. Seit Dienstagmorgen geht für 24 Stunden so gut wie nichts mehr auf der Schiene. Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn (DB) hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erneut zum Streik aufgerufen. Mittlerweile zum sechsten Mal haben die Bahnbeschäftigten die Arbeit niedergelegt.
Betroffen sind auch Bahnkunden in der Region Heilbronn. Fabian Kropf macht aus seiner Verärgerung über die zunehmende Radikalisierung der Gewerkschaft keinen Hehl. "Aus der Sicht der Bahnkunden ist das völlig unverständlich", sagt der Heilbronner Vertreter des Fahrgastbeirats Baden-Württemberg.
Fahrgastvertreter: Streiks machen Bus und Bahn als Verkehrsmittel unberechenbar
"Für die Leute, die auf die Bahn angewiesen sind, wird es zunehmend schwierig", sagt Kropf. Mit immer kurzfristiger angekündigten Streiks werde das Verkehrsmittel Bahn immer unberechenbarer und allmählich unmöglich gemacht, so der Vertreter der Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr GmbH (HNV) im Fahrgastbeirat Baden-Württemberg.
Kropf hatte gehofft, dass das Gericht den Streik als unverhältnismäßig einstuft. Die Richter am Arbeitsgericht Frankfurt haben am Montag einen Verbotsantrag der Deutschen Bahn allerdings abgelehnt. Der Gewerkschaftsboss verbucht das als Erfolg. "Das Gericht hat es zum wiederholten Male bestätigt: Die Streiks der GDL sind verhältnismäßig, zulässig, rechtmäßig und somit geeignet, die berechtigten Forderungen der Eisenbahner mittels Arbeitskampf weiter zu verfolgen", so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.
Bahnkunden mit Deutschland-Ticket schauen in die Röhre
Bahnkunden müssen sich deshalb voraussichtlich auf weitere Streikwellen einstellen. "Das ist vollkommen inakzeptabel", so Fabian Kropf. "Im ganzen Land wird der Verkehr lahmgelegt mit Folgen für die Wirtschaft und die Energieversorgung", so der Fahrgastbeirat aus Heilbronn. Darüber hinaus werde die Bahn noch unzuverlässiger als sie es ohnehin schon ist. Und Bahnkunden mit Deutschland-Ticket schauten in die Röhre. Denn sie erhielten für die Zugausfälle keinen finanziellen Ausgleich, so Kropf. Das gelte nur für den Fernverkehr.
Auch wenn in der Region die Südwestdeutsche Verkehrs GmbH (SWEG) und Go Ahead die Züge auf den Schienen fahren, ist auch Heilbronn von der Arbeitsniederlegung betroffen. Das gilt nicht nur auf der Strecke nach Karlsruhe, sondern auch auf den Stadtbahnlinien in der Stadt und im Landkreis Heilbronn. Denn dort fahren Beschäftigte der Deutschen Bahn. In der Region gehe beim Streik auch in der Region nicht mehr viel, weil DB-Mitarbeiter die Stellwerke entlang der Strecke bedienten und den Fahrdienst leiteten, betont Kropf.
Arbeitskräftemangel bestimmt auch den Schienenverkehr
Wie andere Branchen leidet auch der Zugverkehr unter Fachkräftemangel. Mit Folgen für die Infrastruktur auf der Schiene insgesamt. Bei einer Arbeitszeitverkürzung im Schichtdienst auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich würde rechnerisch aber noch mehr Personal fehlen als bereits jetzt. Die Forderung der Gewerkschaft kann Kropf deshalb im Grundsatz verstehen. "Der Bahnberuf muss in jedem Fall attraktiver werden."
Mit einer Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich würden die Kosten für Bahnkunden steigen, ist Kropf sicher. "Das macht das Verkehrsmittel Bahn wiederum kritischer", sagt der Fahrgastbeirat. Sollte sich der Preisanstieg im Rahmen der allgemeinen Teuerung halten, wäre das aus Sicht der Kunden tragbar. "Wir leben in einer Zeit, in der vieles teurer wird", sagt Kropf.
Tarifstreit mit Deutscher Bahn: Keine schnelle Lösung in Sicht
Kropf befürchtet allerdings, dass es keine schnelle gütliche Einigung zwischen DB und GDL geben wird. Obwohl die Deutsche Bahn Angebote vorlege. "Ich habe aber das Gefühl, dass Weselsky den Arbeitgeber gar nicht verstehen will", so der Fahrgastvertreter.
Die Deutsche Bahn (DB) hatte bereits am Montag gegen den angekündigten Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (IGDL) vergebens vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt geklagt. Am Dienstag scheiterte das Unternehmen auch in der Berufungentscheidung vor dem hessischen Landesarbeitsgericht. Sogenannte Wellenstreiks als Nadelstiche im Arbeitskampf seien zulässig, so das Gericht. Eine grundsätzliche Entscheidung über eine angemessene Laufzeit könne die Kammer nicht treffen. Damit scheiterte die Deutsche Bahn in zweiter Instanz bei dem Versuch, den Arbeitskampf und die damit verbundenen Streiks juristisch zu verhindern.