Kurzzeitige Vorwarnstufe: Corona-Lage in Heilbronn entspannt sich etwas
Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut deutschlandweit mehr als 4000 Neuinfektionen binnen eines Tages - ein neuer Höchstwert. Unterdessen hat sich die Lage in der Stadt Heilbronn etwas entspannt.
Sprunghaft steigende Corona-Infektionszahlen in Deutschland alarmieren die Bundesregierung und Wissenschaftler. Dabei rückt zunehmend die Entwicklung in den Großstädten in den Fokus. Gesundheitsminister Jens Spahn rief zu verstärkter Wachsamkeit und raschem Gegensteuern vor Ort auf, um die Lage im Griff zu behalten. Der jüngste Anstieg auf mehr als 4000 Neuinfektionen binnen eines Tages sei besorgniserregend, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Der Präsident des bundeseigenen Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, warnte: "Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet." Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sieht bereits den Beginn einer zweiten Welle.
Neuinfektionen: Neuer Höchstwert seit April
Wie das RKI am Donnerstag mitteilte, meldeten die Gesundheitsämter 4058 neue Corona-Infektionen in den vorherigen 24 Stunden. Das sind gut 1200 mehr als am Mittwoch, als mit 2828 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit April gemeldet worden war. Höher war der Stand zuletzt in der ersten Aprilwoche gewesen. Auch rings um Deutschland steigen die Infektionszahlen wieder stark an.
Als ein Schlüssel in Deutschland wird die Entwicklung in den Großstädten angesehen. In ganz Berlin und in Städten wie Bremen und Frankfurt hat die Sieben-Tage-Inzidenz den kritischen 50er-Wert bereits überschritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will heute mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der elf größten deutschen Städte in einer Videokonferenz die Lage beraten. Sie werde sich über die Corona-Lage und die vor Ort eingeleiteten Maßnahmen informieren, sagte ein Regierungssprecher in Berlin.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte, einige Städte wie Berlin "stehen kurz davor, die Kontrolle zu verlieren". Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte zuvor gesagt: "Die Pandemie wird in den Metropolen entschieden."
Am Donnerstag sank der Inzidenzwert in Heilbronn
In der Stadt Heilbronn hat sich die Lage etwas entspannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel am Donnerstag auf 28,4. Am Vortag hatte sie noch bei 35,5 gelegen. Aktuell kümmert sich das Gesundheitsamt der Stadt um 373 Kontaktpersonen der Kategorie 1, sagt Behördenchef Peter Liebert. Je nach Bedarf würden bis zu 25 Mitarbeiter für die Kontaktnachverfolgung und das Covid-19-Fallmanagement eingesetzt. Ein Knackpunkt sei nach wie vor die Art der Kommunikation an den Schnittstellen zu anderen Einrichtungen, sagt Liebert. So übermittelten die meisten Labore Testergebnisse per Fax, die Daten müssen dann händisch ins System des Gesundheitsamtes eingepflegt werden. "Natürlich wäre eine stärkere Digitalisierung für uns eine Vereinfachung", so Liebert. Die Ansätze seien auch da, allerdings sei der Datenschutz eine Hürde.
Keinen Mangel bei den Testkapazitäten in Heilbronn kann Martin Uellner erkennen. An der Abstrichstelle Theresienwiese können laut dem Heilbronner Ärztesprecher bis zu 96 Termine für Abstriche pro Tag vergeben werden. "Das ist schon ganz ordentlich", sagt Uellner.
Angesichts des deutlichen Anstiegs der Corona-Fälle im Kreis Esslingen verschärft der erste baden-württembergische "Hotspot" seine Auflagen. Ab Freitag müssen auf öffentlichen Plätzen wie in der Fußgängerzone oder auf Wochenmärkten Masken getragen werden, wenn kein ausreichender Abstand gehalten werden kann. Außerdem sind private Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen nur noch erlaubt, wenn höchstens noch 25 Menschen teilnehmen, wie Landrat Heinz Eininger in Esslingen mitteilte.