Stimme+
Heilbronn
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Kein Patentrezept für die mit Autos verstopfte Gerberstraße

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Dicke Luft in der nördlichen City, neue Zebrastreifen reichen nicht. Im Frühjahr startet ein Versuch zur Verkehrsberuhigung der Heilbronner Gerberstraße. Bürger werden später auch eingebunden.

Zeitweise ist die Gerberstraße völlig überlastet, darunter leiden allen voran Anwohner und Geschäftsleute. Teils gibt es neue Zebrastreifen. Der große Wurf ist noch nicht gelungen. Im Frühjahr soll ein Verkehrsversuch neue Wege aufzeigen.
Foto: Archiv/Seidel
Zeitweise ist die Gerberstraße völlig überlastet, darunter leiden allen voran Anwohner und Geschäftsleute. Teils gibt es neue Zebrastreifen. Der große Wurf ist noch nicht gelungen. Im Frühjahr soll ein Verkehrsversuch neue Wege aufzeigen. Foto: Archiv/Seidel  Foto: Seidel

Die vielen Autos auf der Geberstraße lassen nicht nur Anliegern kaum Ruhe, sie halten auch Stadtverwaltung und Stadträte auf Trab. Nach Anträgen der Grünen und der SPD wurde der "Dauerbrenner", so Bürgermeister Wilfried Hajek, diese Woche im Bauausschuss des Gemeinderates erneut heiß diskutiert. Während die Grünen mit Holger Kimmerle dem Rathaus vorwarfen, die Problematik "auf die lange Bank zu schieben", lobten andere Räte die Verwaltung für aktuelle Beruhigungsmaßnahmen wie etwa vier neue Zebrastreifen - zwei weitere könnten folgen - und ein eingeschränktes Nachtfahrverbot. Thomas Randecker (CDU) brachte es so auf den Punkt: Wegen der "großen Gemengelage unterschiedlicher Interessen" gebe es in dem Bereich keine einfachen Lösungen.

Doppelbeschluss im Bauausschuss

Am Ende verständigte man sich darauf, so fortzufahren: Das Rathaus wird im Frühjahr 2022 einen "Verkehrsversuch zur Erforschung des Verkehrsverhaltens, der Verkehrsabläufe sowie zur Erprobung verkehrssichernder oder verkehrsregelnder Maßnahmen" in der nördlichen Innendstadt "erwirken". Ziel sei die Erprobung von Maßnahmen, "die zur Umsetzung des Masterplans Innenstadt und zum Erreichen der Sanierungsziele in der Innenstadt beitragen". Außerdem werden die geplanten Bürgerbeteiligungsprozesse weiter verfolgt. Die bisher beantragen Vorschläge zur Straßenraumnutzung sollen im Zuge einer gesamtheitlichen Verkehrsplanung für das Quartier berücksichtigt und mit anderen Vorschlägen etwa aus der Bürgerbeteiligung verglichen werden, wobei es noch keinen Termin für einen Info-Abend gibt.

 


Mehr zum Thema

Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Umfrage: Auto dominiert in Heilbronn und Umgebung


Viele Interessen unter einen Hut bekommen

Welche Interessen "unter einen Hut" zu bringen sind, zeigte Jens Boysen vom Amt für Straßenverkehr: Einkaufserlebnis mit Außengastronomie, Umwelt- und Klimaschutz, Aufenthaltsqualität zum Leben und Wohnen, altersgerechte Mobilität. Konkrete Maßnahmen der Leitlinien: 50 Prozent der Parkplätze tags und 74 Prozent nachts werden für Anwohner reserviert, weil es bisher pro Anwohnerparkplatz 2,6 Ausweise gibt; außerdem bekommen Betriebe weniger Ausweise, auch bei den Gebühren gebe es "Spielraum". Gehwegparken werde erst ab einer Restbreite von 2,5 Metern auf dem Trottoir erlaubt. Weitere Einbahnstraßen würden geprüft. Weiter sollen Fußgängerzonen ergänzt, Grünflächen erweitert, das Kleinklima verbessert und Raum für nachhaltige Mobilität frei werden, aber auch zum Verweilen und für Außenlokale.

Teils bissige Ratsdebatte

Kimmerle nannte die Stellungnahme des Rathauses "frustrierend". Seine Partei hatte ein Durchfahrtverbot für die Gerberstraße gefordert und beklagte, dass die obere Lohtorstraße nicht längst autofrei sei. Weiter mahnte er eine Untersuchung über die Auswirkungen eines Durchfahrtverbots durch den Neckarbogen an, weil es Auswirkungen für die City habe. Mit Blick auf die Not der Anwohner meinte auch Tanja Sagasser-Beil (SPD), dass "eigentlich alles schneller gehen muss". Gleichzeitig lobte sie das Rathaus, weil es etwa den Zebrastreifen-Vorschlag ihrer Partei schnell umgesetzt habe. "Dies sollte Ansporn für Weiteres sein." Lob fürs Rathaus gab es vor allem von Randecker. "Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen einfach alle ins Gespräch einbeziehen." Ähnlich Herbert Burkhardt (FWV), der ausdrücklich davor warnte, die Gerberstraße zu sperren, schließlich wollten Anwohner, etwa nach der Schicht, auch nachts heimfahren.

"Wir müssen auch die Chancen sehen", betonte Konrad Wanner (Linke). Er erinnerte, wie die City durch die Sperrung der Unteren Neckarstraße mit Gastro-Meile an Flair gewonnen habe. Dies sollte über eine "massive Reduzierung des Autoverkehrs" für die Weiterentwicklung der City motivieren. Damit sprach er Wolf Theilacker (Grüne) aus der Seele. Gottfried Friz (FDP) brachte die komplexe Lage so auf den Punkt: "Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Deshalb sollten wir nichts übers Knie brechen."

 
Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben