Selbstfahrendes Shuttle verkehrt mit bis zu 20 km/h zwischen Heilbronner Hauptbahnhof und Experimenta
Ein autonomer Mini-Bus steht in Heilbronn seit Kurzem zum Mitfahren bereit. Das Shuttle hat zwar manchmal noch ein paar technische Macken, ist aber vom Tüv geprüft und freigegeben.

Vor dem autonomen Shuttlebus am Heilbronner Experimentaplatz bleibt eine Mutter mit ihrem Sohn stehen. "Schau mal hinein, fällt dir etwas auf? Fehlt da etwas?", fragt sie. Das Kind blickt fasziniert ins Innere des Mini-Busses und sagt: "Da ist ja gar kein Lenkrad!" Und auch kein Fahrer, ergänzt Andreas Eiseler. Er ist einer der Sicherheitspersonen, die den Betrieb des Shuttles beaufsichtigen.
Seit diesem Montag steht der selbstfahrende Bus von Schwarz Mobility Solutions für alle, die sich für eine Mitfahrt interessieren, offen. Mit 20 Kilometern pro Stunde fährt das Shuttle von Montag bis Freitag zwischen der Experimenta und dem Hauptbahnhof hin und her.
Neugier bei Passanten ist groß
In der ersten Woche, so Eiseler, habe der Bus täglich etwa zehn Runden gedreht, rund 20 Menschen würden pro Tag mitfahren. Die Neugier scheint generell groß. Immer wieder kommen besonders Experimenta-Besucher mit Kindern und stellen den Sicherheitsfahrern Fragen.
Einmal auf der Straße, zieht der Bus ebenfalls viele Blicke auf sich, Passanten zücken das Handy, um Bilder von dem besonderen Gefährt zu machen. Gleichzeitig gibt es ungeduldige Autofahrer, die überholen oder hupen. "Das blendet man irgendwann einfach aus", sagt Eiseler.
Sicherheitsfahrer können "Not-Aus" betätigen
Das Shuttle selbst habe immer mal wieder mit "kleinen Schwierigkeiten" zu kämpfen, berichtet der Sicherheitsfahrer. Das sei für ein Forschungsprojekt aber völlig normal. "Jede Woche wird es flüssiger."
Bei der Fahrt mit stimme.de verliert der Bus dann auch prompt die Orientierung und weicht nach rechts an den Straßenrand aus. Soeren Bonn, ein weiterer Sicherheitsfahrer, betätigt das "Not-Aus", mit dem er den Bus zum Halten bringt. Die beiden vermuten, dass das Shuttle die GPS-Verbindung verloren hat. Ein Neustart des Systems behebt das Problem.
Ingenieure analysieren, was das Shuttle sieht und wie es reagiert
Beim zweiten Anlauf geht alles schon viel glatter. Nur einmal bremst das Shuttle von sich aus abrupt und heftig. Dabei ist kein Hindernis auf der Straße erkennbar. "Das passiert ab und zu", erklärt Eiseler. Sie notieren sich in solchen Fällen die Uhrzeit der Notbremsung.
Die Ingenieure würden dann analysieren, was das Gefährt zu diesem Zeitpunkt gesehen hat und warum es gebremst hat. Sicher sei das Shuttle aber auf jeden Fall. Der TÜV Süd hat die Strecke abgenommen - daher darf auch die Öffentlichkeit jetzt mitfahren.
Forschungsprojekt wird mit 1,5 Millionen Euro unterstützt
An der technischen Entwicklung, Forschung und Umsetzung arbeitet unter anderem Professor Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn (HHN). Die HHN ist an mehreren Projekten zum autonomen Fahren beteiligt, neben dem Shuttle in Heilbronn zum Beispiel auch an einer Teststrecke in Bad Wimpfen. Zöllner leitet dort das Forschungsprojekt Shuttle2X, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird.

Das Projekt, erklärt der Professor, hat insbesondere zwei Ziele: "Erstens, die Erhöhung der Geschwindigkeit der Shuttles auf 40 bis 50 km/h." Dafür müsse erst noch die gesetzliche Grundlage geschaffen werden - zudem fehle in Bad Wimpfen noch die Infrastruktur.
Kreuzungen müssten so ausgestattet werden, dass sie Informationen über die Verkehrslage und die Ampelphase an das autonome Fahrzeug weitergeben können. "Es ist am einfachsten, wenn die Kreuzung dem Shuttle selbst kommuniziert, was dort gerade passiert", sagt Zöllner.
Sicherheitsfahrer bald nicht mehr gebraucht?
Das zweite Ziel: Die Sicherheitsfahrer sollen künftig durch einen Operator in einer Leitzentrale ersetzt werden. Dann, so Zöllner, könnte das autonome Shuttle immer einsatzbereit sein, ohne dass ein Mensch vor Ort sein müsse. Der Operator in der Zentrale könne dann auch mehrere Fahrzeuge gleichzeitig überwachen.
"Die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, sind sehr groß. Zum Beispiel könnten die Fahrzeuge nachts in der Region unterwegs und für Menschen verfügbar sein, um nach Hause zu fahren."
Start in Bad Wimpfen am Montag
Anfang Juli ist der autonom fahrende Elektro-Kleinbus in Bad Wimpfen in die heiße Phase gestartet. Er wird von der Schwarz-Gruppe betrieben. Aktuell findet noch kein Regelbetrieb statt, dieser startet am kommenden Montag.
Dann wird das Shuttle von montags bis freitags zwischen der Lidl-Dienstleistung in Bad Wimpfen und dem Bahnhof Bad Wimpfen pendeln, um die Mitarbeiter zu transportieren. Bis zu Tempo 20 schafft der Sechssitzer aktuell, der Akku reicht für 70 Kilometer.
Das autonom fahrende E-Mobil ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Hochschule Heilbronn und dem Forschungszentrum Informatik (FZI) in Karlsruhe.