In Heilbronn ist es nach wie vor zu laut
Rund 17.000 Menschen in Heilbronn leiden unter Lärm. Zum Teil so sehr, dass sie gesundheitlichen Schaden davon tragen könnten.

In Heilbronn ist es nach wie vor zu laut. Das ist das Ergebnis der jüngsten Lärmkartierung für die rund 130.000 Einwohner große Stadt, die die Verwaltung jetzt im Bau- und Umweltausschusses des Gemeinderats vorgestellt hat.
Demnach leiden offenbar mehr als 17.000 Menschen so sehr allein unter dem Krach, den die Autofahrer auf den Straßen verursachen, dass sie gesundheitlichen Schaden davon tragen könnten. Separat bewertet werden darüber hinaus die Lärmimmissionen der Stadtbahn sowie der Hafenanlage. Gesundheitliche Auswirkungen könnte das auf zusammen 3200 Bürger haben.
Handlungsbedarf beim Verkehr auf der Straße
"Zuviel Lärm macht krank", sagte Christian Fend vom Friedberger Ingenieurbüro Schall.Tech. Deshalb müssen laut Richtlinie des Bundesimmissionsschutzgesetzes Ballungsräume mit mehr als 100.000 Einwohnern alle fünf Jahre eine Lärmkartierung vorlegen. Nach 2017 war daher in Heilbronn 2022 eine neue Erhebung fällig geworden. Fazit: Es besteht weiterhin Handlungsbedarf beim Verkehr auf den Straßen.
Lärmarme Straßenbeläge und Schallschutzfenster
Aus den Kartierungen lassen sich Immissionsschwerpunkte ablesen. Die Kommunen sind angehalten, Maßnahmen zu ergreifen, um den Lärm abzumildern. Die Stadt Heilbronn hat aus der Konsequenz ihres Lärmaktionsplans in den vergangenen Jahren lärmarme Straßenbeläge auf der Theodor-Heuss-Straße in Klingenberg und in der Südstraße aufgebracht. Zudem hat die Stadt ein Zuschussprogramm für Lärmschutzfenster umgesetzt und verschiedene Tempolimits eingeführt.
Räte für Tempolimit in Wohngebieten
Im Ratsrund herrschte Einigkeit darüber, dass der Lärm von der Straßen die größte Belastung für die Anwohner darstellt. Für Uwe Mettendorf (CDU) sind deshalb Geschwindigkeitsbeschränkungen ein wichtiges Thema. In dasselbe Horn stieß Ulrike Morschheuser. Sie hält flächendeckend Tempo 30 in Wohngebieten für zielführend.
Für Konrad Wanner (Die Linke) sind Lärmschutzmaßnahmen bein Straßenverkehr "dringender als je zuvor". Michael Seher (AfD) ließ sich bestätigen, dass das Ingenieurbüro die Stadt auch weiterbegleitet, sollten Änderungen in der innerstädtischen Verkehrsführung geplant sein.
Nächste Analyse ermittelt Lärmschwerpunkte
Nach der Lärmkartierung steht jetzt eine konkrete Betroffenheitsanalyse auf der Agenda. Dabei werden die bislang abstrakten Ergebnisse weiter konkretisiert, so Volker Schoch vom städtischen Planungs- und Baurechtsamt. Diese Analyse wird dann zeigen, in welchen Bereichen sich in Heilbronn Lärmschwerpunkte befinden.
Auslösewerte überschritten
Der Gemeinderat beschäftigt sich mit dem Thema erneut, wenn diese sogenannte Betroffenheitsanalyse vorliegt. Handlungsbedarf besteht, wenn die Lärmwerte 65 dB(A) am Tag und bei 55 dB(A) bei Nacht erreicht. So hat es das Verkehrsministerium festgelegt. Wo diese sogenannten Auslösewerte überschritten werden, folgt laut Stadtverwaltung eine Aktionplanung bis Juli 2024. Dabei werde auch die Öffentlichkeit einbezogen.
Lärm und Gesundheit
Laut Bundesumweltamt kann Lärm nicht nur zu Gehörschäden führen. Er aktiviere auch das autonome Nervensystem und das hormonelle System. Lärm könne zu Veränderungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz führen und Auswirkungen auf den Kreislauf haben.
Darüber hinaus schütte der Körper Stresshormone aus, die wiederum würden in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Darüber hinaus sei Lärm laut Bundesumweltamt ein psychosozialer Stressfaktor, der sich auf das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirkt.