In Heilbronn ist der Glasfaserausbau längst kein Selbstläufer
Die Deutsche Giganetz tut sich westlich des Neckars nach wie vor schwer. Das Telekommunikationsunternehmen startet jetzt mit der Kampagne für die Stadtmitte und den Osten.

Die Deutsche Giganetz (DGN) tut sich schwer in Heilbronn. Vor einem Jahr hat das Hamburger Telekommunikationsunternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt unterzeichnet. Gemeinsames Ziel: die ganze Stadt mit Glasfaseranschluss für den derzeit schnellstmöglichen Zugang ins Internet zu versorgen.
Kirchhausen und Biberach sind bisher die einzigen Stadtteile, bei denen die DGN ihre selbstgesteckte Quote erreicht hat, die für den kostenlosen Ausbau erzielt werden muss. Demnach müssen 35 Prozent der Haushalte in den jeweils eingeteilten Gebieten einen Nutzervertrag mit einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren abschließen.
DGN in großen Stadtteilen weit vom Ziel entfernt
Westlich und südlich des Neckars ist die DGN von den 35 Prozent aber noch weit entfernt. Obwohl das Unternehmen die Frist für die Nachfragebündelung dort bereits mehrfach verlängert hat. "Östlich des Neckars ist in Heilbronn großes Interesse da", sagt Bernadeta Juknaite, Vertriebsleiterin Süd der DGN, am Montagabend am Rande einer kleinen Informationsveranstaltung im Restaurant Trappensee in der Jägerhausstraße. Knapp 60 Bürger sind gekommen.
Stadt und Land sind nicht vergleichbar
Bernadeta Juknaite weiß wie viele andere führende Mitarbeiter der DGN auch, dass städtisches Terrain mit ländlichen Kommunen nicht vergleichbar ist. Im Landkreis Heilbronn und in Hohenlohe hat in einer Reihe von Kommunen der Ausbau mit Glasfaser längst begonnen. In anderen ist die Quote von 35 Prozent erreicht. Und ebenfalls am Montag war der Auftakt der Werbekampagne in Eppingen. "Damit läuft die letzte Nachfragebündelung im Landkreis Heilbronn", sagt Martin Herkommer, Regionalleiter Süd der DGN.
Frist für Nachfragebündelung mehrfach verlängert
In den großen Heilbronner Stadtteilen westlich des Neckars liegt die Quote derzeit bei rund 26 Prozent. In Horkheim und Sontheim gerade einmal bei 22 Prozent. Die ursprünglich anberaumte Frist für die Nachfragebündelung ist in diesen beiden Ausbaugebieten längst verstrichen und wurde bis 6. März verlängert. Sollte sich am Ende östlich und südlich des Neckars nicht mehr viel bewegen, wird die DGN die Gebiete möglicherweise neu zuschneiden. So dass für dann neu definierte Bereiche die 35 Prozent erreicht sein würden, so Bernadeta Juknaite.
In Heilbronn Mitte und Ost läuft die Nachfragebündelung bis 2. Mai. Adrian Potsch, Projektleiter für das sogenannte Ausbaugebiet vier, gibt sich am Montagabend im Restaurant Trappensee optimistisch. "Wir werden die 35 Prozent zielgerecht erreichen", sagt er.
Deutschland auf den hinteren Plätzen
Kostenloser Anschluss, hohe Datenrate von bis zu 1000 Mbit pro Sekunde sowie stabile und störungsfreie Verbindungen haben viele Heilbronner bisher offenbar nicht überzeugt. Um die Städter zusätzlich zu motivieren, nennt Potsch ein anderes Argument: "Sie als Kunde sind in der Lage, dafür zu sorgen, dass Deutschland nicht weiter abgehängt wird." Immerhin liege "die Wirtschaftsmacht Deutschland" mit etwas mehr als sieben Prozent Glasfaseranteil weltweit auf den hinteren Plätzen. Und wem das nicht reicht: "Für ein Stadtkind ist es nie schön, wenn es vom Landkind überholt wird", so Potsch in Anspielung auf die erzielten Quoten in den Landkreiskommunen.
Zuhörerin will mit dem Fortschritt mitgehen
Die meisten Zuhörer im Restaurant Trappensee sind aufgeschlossen. "Glasfaser ist die Zukunft", sagt Wolfgang Illg. "Wenn jetzt die Chance besteht, dass Heilbronn Glasfaser bekommt, sollte man das auch nutzen." Er tendiere dazu, einen Vertrag abzuschließen. Ganz ähnlich sieht das Christine Döttling: "Man darf das jetzt nicht aufhalten, sondern muss mit dem Fortschritt mitgehen." Dass der Anschluss kostenlos gelegt wird, "ist wirklich sehr nett", sagt sie. Ihre Schwester Susanne Döttling-Müller ist gleichzeitig ihre Nachbarin. Die beiden sind sich einig, dass sie wohl einen Vertrag bei der DGN abschließen werden.
Kein Risiko bei Vertragsabschluss
Wer mit der Deutschen Giganetz während der Nachfragebündelung einen Nutzervertrag abschließt, geht laut Adrian Potsch, Projektleiter für das Ausbaugebiet vier in Heilbronn, kein Risiko ein. Denn bevor der Vertrag wirksam wird, prüft ein Techniker gemeinsam mit dem Hausbesitzer die Situation vor Ort und bespricht mögliche Baumaßnahmen. Dabei wird ein Protokoll gefertigt. Unterschreibt der Hausbesitzer das Protokoll am Ende nicht, ist der Nutzervertrag ungültig.