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Heilbronner Neckarbogen vergleichbar mit der Hafencity

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Der Heilbronner Gemeinderat lobte in den höchsten Tönen das Architekturauswahlverfahren und teilte Grundstücke im neuen Stadtteil Neckarbogen 28 Investoren zu. Jetzt geht es an die Feinarbeit. Baubeginn soll Ende 2021 sein.

Auf dieser brachliegenden ehemaligen Gartenschaufläche werden ab Ende 2021 weitere Wohngebäude mit herausragender Architektur entstehen. Das rote Gebäude ist die Jugendherberge.
Foto: Ralf Seidel
Auf dieser brachliegenden ehemaligen Gartenschaufläche werden ab Ende 2021 weitere Wohngebäude mit herausragender Architektur entstehen. Das rote Gebäude ist die Jugendherberge. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Der Neckarbogen ist, was die Architektur anbelangt, vielleicht nur noch vergleichbar mit der Hafencity in Hamburg." Diese hohe Wertschätzung äußert Reiner Nagel in einem kurzen Filmbeitrag über den neuen Heilbronner Stadtteil, der zu Beginn der Gemeinderatsdebatte über die Grundstücksanhandgabe für Baufelder des zweiten Bauabschnitt in der Festhalle Harmonie gezeigt wurde.

Das Urteil eines Fachmanns

Nagel (61) ist Architekt und Stadtplaner. Seit 2013 ist der gebürtige Remscheider zudem Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam und war jetzt Fachgutachter bei der Bewertung der eingereichten 176 Architekturentwürfe für den neuen Heilbronner Stadtteil. 28 Investoren haben wie berichtet jetzt die Möglichkeit, ihre Planungen exklusiv auf dem jeweiligen Grundstück zu konkretisieren.

Nicht minder euphorisch beurteilten die Fraktionen die erfolgreichen Arbeiten. "Wir schreiben die Erfolgsgeschichte des Neckarbogens fort. Wir sind zu 100 Prozent der Überzeugung, die besten 28 Konzepte ausgesucht zu haben", sagte in der Sitzung Reiner Hinderer. Der SPD-Fraktionsvorsitzende merkte aber auch an: "Bei dem einen und anderen Entwurf muss noch nachgebessert werden."

Wie sollen Baugruppen behandelt werden?

Auf wenig Gegenliebe bei den anderen Fraktionen stieß der SPD-Antrag, die Verwaltung möge Baugruppen, die beim Auswahlverfahren nicht zum Zuge gekommen sind, vorrangig berücksichtigen, wenn Investoren aus dem 28er-Pool abspringen. "Dass die Verwaltung regulierend handelt, lehnen wir ab", betonte Thomas Randecker. Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden wäre ein solcher Eingriff in den Markt falsch und "kein Gebot von Fairness". Auch Grünen-Sprecherin Susanne Bay sagte Nein, regte aber an, beim dritten Neckarbogen-Bauabschnitt die Vorgehensweise bei den Baugruppen zu überdenken. Keinen Gefallen am SPD-Antrag fanden auch die Freien Wähler und die FDP.

Den SPD-Vorstoß, dass Baugruppen, die keinen Zuschlag erhalten haben, von der Stadt bei der Suche nach einem alternativen Standort wie beispielsweise im Nonnenbuckel unterstützt werden, hält Oberbürgermeister Mergel dagegen für umsetzbar: "Das sage ich zu."


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Zwischen Floßhafen und Paula-Fuchs-Allee befindet sich der zweite Bauabschnitt im neuen Stadtteil Neckarbogen. 28 Grundstücke sind hier zu vergeben.
Visualisierung: Machleidt GmbH_Stadt HN_Jens Gehrcken
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Im Neckarbogen Heilbronn wird weiter gebaut


Quote für geförderte Wohnungen bei 33 Prozent

"Im Neckarbogen wird hochwertig, modern und vielfältig weitergebaut", zeigte sich Thomas Randecker überzeugt. Dass Investoren 33 Prozent der geplanten 380 Wohnungen als sozial geförderte Wohnungen bauen wollen und damit über die Vorgabe des Gemeinderats von 20 Prozent hinausgegangen sind, beweist dem CDU-Stadtrat: "Weniger Vorschriften führen manchmal zu besseren Ergebnissen."

"Die unterschiedliche Optik" der Entwürfe fand Susanne Bay gut, glaubt aber, dass "so manches Projekt zu Diskussionen führen wird". Die Grünen-Stadträtin regte an, beim dritten Bauabschnitt die EG-Nutzungen nicht gleich, sondern zu einem späteren Zeitpunkt auszuschreiben: "Jetzt ähneln sich die Vorschläge doch sehr stark."

"In einer akribischen und demokratischen Entscheidung wurden die besten Arbeiten ausgewählt", lobte AfD-Stadtrat Michael Seher das sorgfältige, zeitaufwendige und detaillierte Investorenauswahlverfahren. "Erfreut" nahm FWV-Fraktionssprecher Herbert Burkhardt die Quote von 33 Prozent zur Kenntnis und sagte: "Wenn Investoren freiwillig mehr sozial geförderte Wohnungen bauen, dann ist noch reichlich Luft nach oben."

Der Wohnungsbau ist auf einem guten Weg

"Heilbronn hat mit den 28 Entwürfen den Jackpot geknackt", jubelte Sylvia Dörr. Die FDP-Stadträtin sieht Heilbronn beim Wohnungsbau auf einem "guten Weg". Anerkennung zollte Konrad Wanner den Investoren für ihr Wort, mehr Sozialwohnungen als gefordert zu bauen. Der Stadtrat (Linke) warnte aber: "Sie sind noch nicht gebaut."

Der Mieterbund hat viele Fragen

Beim Mieterbund Heilbronn-Franken stößt die Tatsache, dass 33 Prozent der im Neckarbogen vorgesehenen 380 Wohnungen des zweiten Bauabschnitts sozial geförderte Wohnungen sind, auf Wohlwollen: "Die Erhöhung dieser Art an Wohnung ist dringend notwendig", merkt in einer Mitteilung Mieterbund-Vorsitzender Alfred Huber an. Allerdings bezeichnet er die Zahl der 85 geförderten Wohnungen, die bis 2023 bezugsfertig sein sollen, als zu gering: "Diese Zahl liegt meilenweit unter der eigentlichen Zielsetzung."

Von der Verwaltung erwartet Huber aber auch Antworten auf zahlreiche Fragen. So will er unter anderem wissen, in welcher Spanne sich die Kalt- beziehungsweise Warmmieten bewegen und wer im Neckarbogen angesichts der seit 2013 in Heilbronn um 53 Prozent gestiegenen Mieten wohnen soll? Auch treibt ihn die Frage um, ob große Familienwohnungen vorgesehen und zudem leistbar sind, und wie hoch der Abschlag bei den Mieten für die sozial geförderten Wohnungen ist? Vor dem Hintergrund, dass der Neckarbogen kein günstiger Stadtteil wird, ist Huber die soziale Mischung besonders wichtig. 

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