Heilbronner Galeria vor einer ungewissen Zukunft
Eine mögliche Schließung der Heilbronner-Kaufhof-Filiale würde die Innenstadt hart treffen. Die endgültige Entscheidung fällt im kommenden Februar.

Die Sorgen des Einzelhandels in Heilbronn werden nicht kleiner. Nach den erheblichen Umsatzeinbußen während der Corona-Pandemie und den Kaufkraftverlusten durch die hohe Inflation fürchtet die Innenstadt nun einen weiteren Schlag.
Der Erhalt der Galeria-Filiale ist nach der zweiten Insolvenz der Galeria-Kaufhof-Karstadt-Kette ungewiss. Im Februar solle eine Entscheidung fallen, wie es mit der Gruppe und damit auch mit der Heilbronner Filiale weitergeht. Eine Schließung wäre eine Katastrophe für die Stadt. "Das wäre natürlich sehr, sehr schlecht" bekennt Johannes Nölscher, Vorstandsvorsitzender der Stadtinitiative Heilbronn. "Galeria ist nach wie vor ein wichtiger Besuchermagnet, der auch dafür sorgt, dass, Menschen von außerhalb nach Heilbronn kommen", unterstreicht der Geschäftsführer von Schuh-Kaufmann, dessen Geschäft direkt gegenüber liegt.
Angespannte Lage seit Jahren
Auch die Stadt ist durch die aktuelle Situation aufgeschreckt. Es gebe bisher aber keine Hinweise, dass die Heilbronner Filiale geschlossen werden soll. "Nach Gesprächen mit der Geschäftsführung bleiben wir optimistisch", sagt Harry Mergel auf Stimme-Anfrage. "Eine Schließung würde uns in unseren Bemühungen, die Innenstadt weiter attraktiv und lebendig zu halten, deutlich zurückwerfen", gibt der Oberbürgermeister zu.
Die Lage bei der Kaufhauskette ist schon seit Jahren angespannt. Ende Oktober hatte Deutschlands letzter großer Warenhaus-Konzern zum zweiten Mal innerhalb von knapp drei Jahren Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. In einem Schutzschirmverfahren soll nun eine aus sich heraus lebensfähige Struktur geschaffen werden, während der normale Verkauf in den Filialen weiterläuft.
Massiver Umbau angekündigt
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte Anfang November einen massiven Umbau der Warenhäuser und eine deutliche Reduktion der Filialstruktur angekündigt. 2018 war der österreichische Investor René Benko mit seiner Signa Holding beim Traditionskonzern eingestiegen. Laut Recherchen der "Bild"-Zeitung soll der 45-Jährige viele der 131 Kaufhof und Karstadt-Häuser mit ihren 17.000 Beschäftigten an andere Investoren verkauft haben. Benko steht in Wien unter Korruptionsverdacht vor Gericht. Er hatte die Pandemie, Lockdowns und den Ukraine-Krieg für die Insolvenz verantwortlich gemacht.
Nach der ersten Insolvenz hatte der Staat insgesamt 700 Millionen an Galeria Kaufhof bezahlt, um den Weiterbetrieb zu garantieren. Experten gingen zuletzt davon aus, dass mindestens ein Drittel der Häuser endgültig dichtmachen dürfte. Nun kam ein internes Dokument des Gesamtbetriebsrates an die Öffentlichkeit, das von einer Schließung von bis bis zu 90 Geschäften spricht. Auch ist von einem weiteren Personalabbau von 30 Prozent in den Filialen die Rede.
Wandel in der Fleiner Straße
Damit wäre auch der Standort Heilbronn stark gefährdet. Die Galeria, einst als Horten gegründet, zählt aber immerhin noch zu den erfolgreicheren Häusern. Doch inzwischen ist auch in der Fleiner Straße der Wandel spürbar. In der ehemaligen Gourmetmeile im Untergeschoss klaffen immer größere Lücken. Die Bäckerei Härdtner ist ausgezogen, die Metzgerei Nothwang hat ihre Fläche halbiert, ein Zeitschriftenladen hat schon seit längerem geschlossen genauso wie andere kleinere Anbieter.
Langjährige Mitarbeiter sagen unter vorgehaltener Hand, dass das Personal zuletzt immer stärker reduziert wurde. Aktuell dürften noch 120 Mitarbeiter beschäftigt sein, darunter viele Teilzeitkräfte - zu Glanzzeiten waren es bis zu 500. Auch die Beratungsqualität habe nachgelassen. An normalen Tagen hat oft nur eine Kasse geöffnet. Vor allem seit der Verschmelzung von Kaufhof zur Galeria-Karstadt-Kaufhof GmbH im Jahr 2020 sei es in Heilbronn schlechter geworden.
Dennoch hat die Heilbronner Filiale nach wie vor ein breites Warensortiment und eine treue Kundschaft. Ob das fürs Überleben reicht, ist dennoch fraglich. Im Februar soll feststehen, ob und wie es für die einzelnen Filialen weitergeht. Immerhin hat Kaufinteressent Buero.de angekündigt, dass er 47 Filialen in Deutschland übernehmen und weiterführen wolle.
Doch die Verunsicherung bleibt, zumal auch die Zukunft des Wollhauszentrums ungeklärt ist. "Wenn beide Anlaufstellen ausfallen würden, hinge das Damoklesschwert über der Stadt", fürchtet Johannes Nölscher. Dann bliebe nur noch die Stadtgalerie, als größerer Standort. "Aber soweit sind wir noch nicht", macht sich der Chef der Stadtinitiative Mut.