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Heilbronn will mit erweitertem Masterplan beim Klimaschutz vorangehen

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Der Heilbronner Gemeinderat stimmt einem politischem Konzept zu. Statt wie bisher 2050 soll die Stadt jetzt bis 2035 treibhausgasneutral sein.

Die Stadt Heilbronn setzt beim Ausbau der erneuerbaren Energien in erster Linie auf Photovoltaikanlagen. Windkraftanlagen sollen aber auch eine Rolle spielen.
Die Stadt Heilbronn setzt beim Ausbau der erneuerbaren Energien in erster Linie auf Photovoltaikanlagen. Windkraftanlagen sollen aber auch eine Rolle spielen.  Foto: geoki/stick.adobe.com

Die Stadt Heilbronn will beim Klimaschutz aufs Tempo drücken. Einer entsprechenden Fortschreibung des städtischen Klimaschutz-Masterplans hat der Gemeinderat am Montag grünes Licht gegeben. Demnach soll die Stadt Heilbronn bereits bis 2035 eine Treibhausgasneutralität erreichen. Bisher hatten Verwaltung und Gemeinderat das Jahr 2050 anvisiert.

Darüber hinaus gibt die Verwaltung für sich selbst das Ziel aus, bis 2030 treibhausgasneutral zu sein. Oberbürgermeister Harry Mergel sprach von einem ehrgeizigen Ziel. "Aber wir wollen als gutes Beispiel vorangehen", so der Rathauschef.


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Oberbürgermeister: gigantische globale Herausforderung

Mit der Fortschreibung des Klimaschutz-Masterplans verkürzt die Stadt ihre ursprüngliche Zielsetzung um 15 Jahre. Für den Oberbürgermeister ist das ein notwendiger Schritt. Nicht nur weil Bund und Land ihre eigenen Ziele angepasst haben. Vielmehr sei der Klimawandel deutlich spürbar und bringe eine "Unsicherheit für die zukünftige Lebensgrundlage" mit sich. "Wir reden über eine gigantische globale Herausforderung", sagte Mergel.

Maßnahmenpaket umfasst neun Punkte

Neun Maßnahmen sollen dazu beitragen, das neugesteckte Ziel zu erreichen. Allen voran steht der umfassende und schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien. Dabei setzt die Stadtverwaltung in erster Linie auf den Ausbau von Photovoltaikanlagen - sowohl auf Dächern als auch auf Frei- und Ackerflächen. Auch Windkraftanlagen sind kein Tabu. "Wir haben genügend Potenziale", sagte Jan Markus Mücke von der Energielenker Projects GmbH bei seiner Präsentation für ein klimaneutrales Heilbronn. Biogas und Wasserkraft spielten keine Rolle.

Energetische Sanierung und klimaneutraler Neubau

Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien allein sei es nicht getan. Vielmehr müsse gleichzeitig Energie eingespart werden. Im Blick hat der neue Masterplan dabei die beschleunigte energetische Sanierung von Bestandsgebäuden sowie den klimaneutralen Bau neuer Häuser. Das Wärmenetz müsse frei von Kohlenstoff ausgebaut werden. Auch die Mobilitätswende weg vom Individualverkehr spiele eine entscheidende Rolle.

Gemeinsamt an einem Strang ziehen

Rund 400.000 Euro werde die Umstellung allein die Stadt kosten. Dabei spielt sie mit rund zwei Prozent des gesamtstädtischen Treibhausgasaufkommens nur eine kleine Rolle. Deshalb komme es entscheidend darauf an, dass Wirtschaft und Privathaushalte mit der Stadt am selben Strang ziehen, so Oberbürgermeister Mergel.

Sechs Milliarden an Investitionen nötig

Um das Ziel bis 2035 für die gesamte Stadt zu erreichen, sind laut Mücke rund sechs Milliarden Euro an Investitionen nötig. "Das sind 3000 Euro pro Person und Jahr", so der Projektleiter Klimaschutz. Eine Summe, die bei FDP-Stadtrat Nico Weinmann "große Angst auslöst". Zwar sei der Klimawandel nur im "Konzert aller Länder" einzudämmen. "Trotzdem müssen wir unseren kommunalen Beitrag leisten", so Weinmann.

Heilbronn will Vorauslaufstadt sein

"Wir müssen die verbleibende Zeit nutzen", sagte Christoph Troßbach (CDU). Dazu gehöre, die anstehenden Themen beherzt und effizient umzusetzen. "Mit Signalen allein ist dem Klima am wenigsten geholfen", so Troßbach. Eva Luderer (Bündnis90/Die Grünen) begrüßte den Vorschlag der Verwaltung. "Die Stadt will Vorauslaufstadt sein." Um am Ende aber Erfolg zu haben, sei die Mitarbeit der Bürger und des Handwerks nötig.

Ohne Fördermittel geht es nicht

Um die gesamte Stadtgesellschaft für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren, setzt die Verwaltung auf eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Für Tanja Sagasser-Beil (SPD) steht aber fest, "dass es nicht ohne Förderung gehen wird". Konrad Wanner (Die Linke) will massiv in den Busverkehr investieren und brachte gar eine neue Stadtbahnlinie westlich des Neckars ins Spiel. Währenddessen stellt Raphael Benner (AfD) die neue Zielsetzung komplett infrage. Weder habe man eine aktuelle Grundlage für die Treibhausgaserzeugung in Heilbronn noch stimme seiner Meinung nach der prognostizierte Energiebedarf für 2035.

Auswirkung auf künftige Haushalte

Der erweiterte Masterplan wird massive Auswirkungen auf die kommenden Haushalte der Stadt haben. "Mit dieser politischen Entscheidung müssen alle künftigen Beschlüsse auf das Klima hin geprüft werden", sagte Sagasser-Beil. Für Malte Höch (Freie Wähler) steht aber fest: "Klimaschutz um jeden Preis wird es mit uns nicht geben."

Die Stadt Heilbronn will bis 2035 klimaneutral sein. Dafür hat sie einen erweiterten Masterplan aufgelegt. Aus ihm geht hervor, dass aktuell 33 Prozent des Energiebedarfs (Strom, Wärme, Kälte) auf die Industrie entfallen, 30 Prozent auf private Haushalte, 29 Prozent auf den Verkehr, sechs Prozent auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen und lediglich zwei Prozent auf kommunale Einrichtungen.

 

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