Gemeinderat stimmt Brücke in den Neckarbogen mit großer Mehrheit zu
Bei nur drei Gegenstimmen stimmte das Gremium dem Bau zu. Die Fraktionen stellten die Bedeutung der Brücke für den Neckarbogen heraus. Die CDU schlägt vor, den Anbau direkter Zugänge zu den Bahnsteigen zu prüfen.

Bereits im Vorfeld der Gemeinderatssitzung hatten sich die Investoren, die den Neckarbogen bebaut haben, an OB Harry Mergel gewandt. "Der Erfolg des gesamten Mobilitätskonzepts für das Quartier hängt maßgeblich von dieser Anbindung ab", stellten sie nachdrücklich fest. Für sie sei es auch eine Frage der Verlässlichkeit politischer Entscheidungen. Bauherren und Käufern sei die Brücke schließlich von Anfang an versprochen worden.
Eine Brücke für viele Zielgruppen
Die geforderte Verlässlichkeit bestätigte der Gemeinderat. Gegen nur drei Stimmen von Herbert Burkhardt, Eugen Gall (beide FWV) und Michael Seher (AfD) stimmte das Gremium dem Bau zu. Ab Ende 2021 soll die Brücke die Quartiere Neckarbogen und Bahnhofsvorstadt verbinden. Im Neckarbogen ist der Bau von zwei Parkhäusern vorgesehen.
Von dort würde der Fußweg zur Bahn oder auch in die Innenstadt über die Brücke führen. Da im Neckarbogen rund 1000 Arbeitsplätze entstehen, können Pendler auf diesem Weg zur Arbeit kommen, genauso wie Schüler zur geplanten Schule im neuen Stadtteil, Studenten zum Bildungscampus oder Reisende zur Jugendherberge.
Die Kostensteigerung gegenüber den ersten Kalkulationen kritisierte CDU-Fraktionschef Thomas Randecker scharf, bevor er Zustimmung signalisierte. Weil sie so teuer geworden ist, sollte sie nun aber optimale Bedingungen bieten. Seine Fraktion brachte deshalb den Antrag ein, den Anbau direkter Zugänge zu den Bahnsteigen zu prüfen und darauf hinzuwirken, dass bis dahin möglichst viele Verbindungen nach Stuttgart über Gleis 1 abgewickelt werden. Für den Vorstoß gab es breite Unterstützung, auch von OB Harry Mergel.
Verlässlichkeit betont
Grüne und SPD betonten, wie wichtig die Brücke für das Konzept des neuen Stadtteils ist. SPD-Fraktionschef Rainer Hinderer hielt es gar für eine gute Dramaturgie, jetzt zum Ende des Buga-Jahres zeigen zu können, dass diese Brücke in die Zukunft gebaut wird. Und: "Ja, wir stehen zu unserem Wort." Das betonte auch Grünen-Fraktionschefin Susanne Bay. So viele Zeichen seien gesendet worden an die Bewohner und die Investoren, dass die Stadt an der Brücke festhalte. Jetzt sei die Zeit für die Entscheidung gekommen. Zudem begrüßte sie, dass die Stadt die Verkehrswende ernst nehme. FDP-Fraktionschef Nico Weinmann befand, die Brücke sei "sinnstiftend" für den Neckarbogen. Alfred Dagenbach (Pro) sprach sich aus Kostengründen nur gegen die möglichen Anbauten zu den Bahnsteigen aus. Konrad Wanner (Linke) stimmte nur "mit Bauchweh" zu, weil die Rampen fehlen.
Burkhardt: "Das kann man dem Steuerzahler nicht zumuten"

FWV-Franktionschef Herbert Burkhardt sprach sich vehement gegen den Bau aus. Die Freien Wähler hätten alle Entscheidungen zur Brücke mitgetragen - bis zum Kostenschub 2017. Daran habe sich nichts geändert, im Gegenteil. "Das kann man dem Steuerzahler nicht mehr zumuten", erklärte er. Allerdings wisse er auch, dass er mit dieser Haltung nicht alle Fraktionskollegen hinter sich versammeln könne. Zwei von ihnen blieben bei ihrem Ja zur Brücke.
Gottfried Friz (FDP) regte an, dass die Stadt angesichts des eher geringen Zuschusses vom Land doch noch einmal in Verhandlungen treten solle. Der OB würdigte vor allem, dass das Land das Fördergeld mit der Verschiebung nicht gestrichen habe. "Das Land hat sich sehr anständig verhalten."
Lieber eine Unterführung?
Dass die neue Kranenstraße für 44 Millionen Euro nicht gebaut werden soll, war eine Kröte, die nur die FDP und AfD-Stadtrat Michael Seher nicht schlucken wollten. Seher würde dafür sogar auf die Fußgängerbrücke verzichten. "Mit den 19 Millionen wäre die Hälfte der Unterführung doch schon finanziert." So weit wollte die FDP nicht gehen. Aber: "Nach unserer Überzeugung braucht es diese Straße, wenn wir an dem Ziel festhalten, die Innenstadt vom Verkehr zu befreien", erklärte Nico Weinmann.
Daten und Fakten
Die Brücke kostet inklusive Zusatzarbeiten und Planung 18,9 Millionen Euro. Sie hat Baubürgermeister Wilfried Hajek zufolge eine Lebenserwartung von 80 bis 100 Jahren. Weil in dieser Zeit aber auch Sanierungen anfallen, liegen die aufs Jahr kalkulierten Unterhaltskosten bei 160.000 Euro. Ein verhältnismäßig kleiner Teil entfällt auf den Unterhalt der Aufzüge (7800 Euro), dazu kommt ein Wartungsvertrag über fünf Jahre, der 23.000 Euro kostet.
Die Brücke ist neun Meter hoch. Barrierefreie Rampen, die Rad- und Rollstuhlfahrern einen direkten Zugang ermöglichen, sind nicht vorgesehen. Sie wären auf der Bahnhofsseite 181 Meter lang, auf der Neckarbogenseite 193 Meter und bräuchten alle sechs Meter eine 1,5 Meter lange, ebene "Bewegungsfläche".

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