Feuerwehr Heilbronn warnt: Offenes Feuer in Innenräumen ist brandgefährlich
Heilbronns Feuerwehr-Pressesprecher Jürgen Vogt warnt im Interview vor unsachgemäßen Heizmethoden, um Energie zu sparen. Campingkocher sind nicht für Haus und Wohnung konzipiert.

Wer soll das bezahlen? Sorge und Verzweiflung erfassen viele Menschen angesichts der explodierenden Energiepreise. So manch einer greift zu vermeintlich alternativen Mitteln, um es zu Hause günstiger warm zu bekommen und wappnet sich mit Geräten, um durch einen Blackout zu kommen. Jürgen Vogt, Pressesprecher der Feuerwehr Heilbronn, klärt auf.
Herr Vogt, wie groß ist die Besorgnis, dass die Feuerwehr wegen risikoreicher und unsachgemäßer Heizmethoden öfter ausrücken muss?
Jürgen Vogt: Bedenken haben wir auf jeden Fall, weil die Leute versuchen, am falschen Ende zu sparen und sich dabei in Gefahr bringen können.
Die Feuerschale aus dem Garten oder den Grill vom Balkon ins Wohnzimmer zu holen, ist sicherlich keine gute Idee – oder?
Vogt: Das ist sogar grob fahrlässig. Offenes Feuer ohne geeignete Abzugsvorrichtung hat, abgesehen von Kerzen, nichts in geschlossenen Räumen verloren.
Im Netz kursieren Anleitungen für selbstgebaute Teelichtöfen. Händler preisen solche Modelle aus ihrem Sortiment sogar als kostensparendsten Weg zum Heizen an. Was halten Sie davon?
Vogt: Die Feuerwehren warnen davor. Teelichtöfen sind keine Alternative zur Heizung. Falsch konstruiert, kann es zu einem Wachsbrand kommen. Durch den Topf über den Teelichtern gibt es eine Art Hitzestau und dann brennt nicht nur der Docht, sondern das Wachs. Das kann zu meterhohen Flammen führen. Und ein Wachsbrand, der ähnlich ist wie ein Fettbrand, kann nicht mit Wasser gelöscht werden. Teelichtöfen sollten nur in Ausnahmezuständen zum Einsatz kommen. Man sollte sich informieren, was zu beachten ist?
Und was wäre das?

Vogt: Kerzenabstände einhalten, die Anzahl der Teelichter beachten, eine Löschdecke bereit legen und wie beim Adventskranz die Kerzen nicht aus den Augen verlieren.
Kann man mit Kerzen überhaupt einen Raum heizen?
Vogt: Nein. Eine Kerze erzeugt 30 bis 40 Watt. Für einen Raum mit 25 Quadratmetern braucht man 2500 Watt, das wären 83 Kerzen.
Ist ein Ethanolofen eine sichere Alternative bei einem Blackout?
Vogt: Auch der ist nicht ungefährlich, weil er meist keinen Kamin hat. Ethanol im geschlossenen Raum zu verbrennen, führt zu Sauerstoffmangel. Und wenn der Ofen nicht ganz aus ist und man Ethanol nachkippen will, kann es die Flasche zerreißen.
Campingkocher haben Hochkonjunktur. Darf und kann man sie in der Küche einsetzen, wenn der Herd nicht mehr funktioniert?
Vogt: Nein. Campingkocher sind nicht für die Verwendung in Innenräumen konzipiert. Daher ist es auch nicht empfehlenswert, sie im Haus zu verwenden.
Wie viele Gaskartuschen oder -flaschen darf ich denn in Haus und Wohnung aufbewahren?
Vogt: In Räumen darf maximal eine Flüssiggasflasche (fünf oder zehn Kilo) betrieben werden, zusätzlich eine weitere in einem anderen Raum gelagert werden. Schlafräume, Treppenräume und Flure sind tabu. Eine Lagerung im Keller ist nur unter besonderen Auflagen zulässig, besser ist die Lagerung im Freien unter Dach. Die Luftzirkulation muss ständig gewährleistet sein.
Benutzt man brennstoffgetriebene Geräte in Innenräumen, entsteht Kohlenmonoxid. Ist es richtig, dass das durch Wände, Fußböden und Decken dringen kann und somit auch Nachbarn gefährdet?
Vogt: Ja, Studien belegen, dass CO durchdiffundieren kann. CO ist ein brennbares Atemgift und entsteht, wenn man etwa im Wohnzimmer grillen oder gar einen Stromerzeuger betreiben würde.
Erreichen Sie derzeit viele Anfragen von Leuten, die auf Nummer sicher gehen wollen?
Vogt: Schon. Es sind Fragen, ob die Stadt bei einem Stromausfall einen Notfallplan hat. Das hat sie. Es sind Fragen zur Lagerung von Gasflaschen, deren Antworten man auf unserer Homepage findet. Oder Fragen, wie gefährlich CO ist.
Haben Sie den ultimativen Tipp für warme eigene vier Wände, wenn Strom und Gas ausfallen?
Vogt: Warme Kleidung und eine Wolldecke, das ist das Sicherste, was man machen kann. Alles, was mit Feuer und Flamme zu tun hat, kann kritisch ausgehen.
Ist das nicht alles Panikmache, Notvorräte anzulegen, Radio mit Kurbel zu kaufen etc?
Vogt: Panikmache ist es nicht. Man sollte generell einen kleinen Notvorrat anlegen, um ein paar Tage ohne Einkäufe überleben zu können. Das entspannt die Lage. Ohne Strom gibt es kein Geld an den Automaten, und es funktionieren keine Eingangstüren und Kassen der Läden.
Zur Person und zur Homepage
Jürgen Vogt ist 53 Jahre alt und Feuerwehrbeamter bei der Feuerwehr in Heilbronn. Er ist Einsatzleiter der Abteilung Katastrophenschutz und Pressesprecher. Auf der Homepage der Einsatzkräfte – www.feuerwehr-heilbronn.de – können auch Sicherheitstipps zu verschiedenen Themen nachgelesen werden.